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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Palast emporschaute. Sie versuchte, möglichst gleichgültig zu klingen, er sollte nicht merken, daß sie sich plötzlich davor fürchtete, allein zurückzugehen.
    Doch Tammis schüttelte den Kopf, so daß seine mahagonibraunen Locken wippten. »Zuerst bringe ich Merovy nach Hause. Ich will sichergehen, daß ihr unterwegs nichts passiert.« Er schielte nach hinten über die Schulter, wie wenn Karbunkels belebte, durch Kunstlicht taghell beleuchtete Straßen plötzlich verlassen und von unheimlichen Schatten heimgesucht wären. »Du kannst uns ja begleiten.«
    »Nein danke, ich will euch nicht stören ...«, lehnte sie mißmutig ab, obwohl sie nur Besorgnis aus seinen Worten herausgehört hatte. Sie kehrte ihnen den Rücken zu und stieg die Straße hinauf. Erst als sie den alabasterweißen Vorhof des Palastes erreichte, blickte sie sich um.
    Kommt gut heim!
Kirard Sets Abschiedsworte und sein spöttisches Gelächter hallten wie ein Echo in ihrem Kopf nach.
    Am Anfang der Straße – oder war es das Ende? – blieb sie stehen und betrachtete den Palasteingang, der so viele historische Ereignisse ihrer Welt gesehen hatte. Lange vor ihrer Geburt, hatte hier der Herrschaftsbereich der Schneekönigin begonnen.
    Sie stellte sich vor, wie ihre Mutter auf der Suche nach ihrem Vater zum erstenmal dieses Portal durchschritt ... und sie stellte sich ihren Vater vor, wie er hier hindurchgegangen war, um in Arienrhods Armen zu landen.
Der Palast der Schneekönigin.
Im Geist sah sie ihren Vater in Arienrhods Bett liegen, beschäftigt mit Dingen, die sie selbst kaum verstand, und bei denen ihre Phantasie streikte. Wieso wollte ihre Mutter hier wohnenbleiben, nachdem Arienrhod gestorben war?
    Plötzlich wollte sie nicht länger in dem Palast leben. Sie wünschte sich, es gäbe einen anderen Ort, an den sie sich flüchten könnte, und daß sie nie wieder dieses Portal passieren müßte. Doch wenn sie fortginge, müßte sie sich eine Erklärung ausdenken und Fragen beantworten, und vor dem bloßen Gedanken scheute sie zurück. Sie blickte an ihr rotgold und blaugrün gemustertes Gewand hinab, das früher einmal Arienrhod gehört hatte – ihrer Großmutter.
»Du hast ihr Temperament geerbt«,
hatte Kirard Set gesagt. Sie hob den Kopf und straffte den Rücken.
    Den Platz überquerend ging sie zum Tor. Die beiden Konstabler, die dort Wache standen, lächelten ihr zu und ließen sie passieren; ihr eigenes Gesicht blieb ausdruckslos.
    In der Halle der Winde blieb sie mitten auf der Brücke stehen, die den tiefen, grünschimmernden Zugangsschacht überspannte.
Sie wollten sie in die Grube werfen .. . und sie zähmte den Sturm.
Vorsichtig, aber ohne Furcht, spähte sie nach unten in die grüne Tiefe, die nach Meer roch; den Blick hebend, betrachtete sie die Vorhänge, die hoch droben in der Kuppel hingen.
Vermutlich hat sie euch nie davon erzählt ...
Ariele blickte in die Richtung zurück, aus der sie gekommen war.
Der abtrünnige Blaue kam, und rettete eure Mutter... Natürlich fragt man sich, was zwischen den beiden war?
Von Zweifeln getrieben hastete sie weiter.
    Die grüßenden Diener ignorierend, eilte sie durch den Palast; sie stieg in die oberen Etagen hinauf und suchte in den luftigen Sälen, bis sie ihren Vater in seinem Arbeitszimmer fand. Eine Weile blieb sie stehen und sah ihm bei der Arbeit zu; er räkelte sich auf einer Couch, summte eine alte Volksweise und machte sich Notizen.
    »Da ...?« rief sie leise von der Tür her.
    Erschrocken blickte Funke hoch und sog scharf die Luft ein. Sein Gesicht trug einen Ausdruck, den sie noch nie bei ihm gesehen hatte.
    »Da?« wiederholte sie unsicher.
    »Ariele«, murmelte er, »was tust du hier?« Kopfschüttelnd setzte er sich hin.
    Sie zuckte die Achseln und blickte zu Boden; plötzlich wußte sie nicht mehr, was sie sagen sollte.
    »Hast du was?« Besorgt legte er den Notizblock zur Seite.
    Wieder hob sie die Schultern und trat ins Zimmer. Sie setzte sich zu ihm aufs Sofa und faltete die Hände zwischen den Knien.
    »Was ist los?« fragte er, während er sanft ihre Schulter berührte.
    Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Da ...«
    Endlich brachte sie es über sich, ihn anzusehen. »Ist Mama wirklich Arienrhods ... Klon?«
    Er erstarrte und nahm die Hand von ihrer Schulter. Eine andere Antwort brauchte sie gar nicht mehr; doch er holte tief Luft und nickte. »Ja.«
    »Warum hat sie es mir nie erzählt?« Heftiger als gewollt, platzten die Worte aus ihr heraus. »Warum

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