Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
sie fühlte sich schwindelig, aufgekratzt, nervös ... und sie hatte Angst.
    »Und Da?« mischte sich Tammis wieder ein. »Glaubte er auch, unsere Mutter sei tot?«
    »Ich fürchte, ja.« Kirard Set lächelte, und seine Stimme klang mitfühlend; aber der Blick in seinen Augen blieb teilnahmslos. »Dafür sorgte schon Arienrhod; eine Zeitlang war er untröstlich ...«
    Ariele runzelte die Stirn; sie war sich nicht sicher, worauf Kirard Set hinauswollte, aber sie glaubte, eine doppelte Bedeutung aus seinen Worten herauszuhören.
    Elco Teel lachte. »Aber dann hat Arienrhod ihn doch fünf Jahre lang getröstet, stimmt's, Da?«
    Ariele sah, wie Tammis und Merovy sich umdrehten und ihn anstarrten; auch sie beobachtete ihn gespannt. Sie wandte sich wieder an Kirard Set. »Soll das heißen, daß mein Vater ... und die Schneekönigin ein ... ein Liebespaar waren?«
    Kirard Set schmunzelte anerkennend, als er merkte, daß sie verstanden hatte. »O ja, Ariele. Es ließ sich gar nicht vermeiden. Beiden Frauen war es vorherbestimmt, Königin zu sein und sich in denselben Mann zu verlieben. Arienrhod liebte ihn – fünf Jahre lang war er ihr Favorit. Sie gab ihm alles, was er verlangte ... sogar das Wasser des Lebens.«
    »Da ... hat vom Wasser des Lebens getrunken?« flüsterte Ariele. »Ich dachte ... ich dachte ... er sei ein Sommer.« Ihr fiel ein, daß der Anblick von Mers ihren Vater immer deprimierte, vielleicht war das der Grund dafür. »Und er war doch meiner Mutter versprochen ... fürs ganze Leben.«
    »Aber er glaubte, sie sei tot.« Kirard Set zuckte die Achseln. »Und Arienrhod war da, um ihren Platz einzunehmen, außerdem glich sie deiner Mutter aufs Haar. Arienrhod setzte immer ihren Willen durch, wie deine Mutter. Kommt, stellt euch nicht so an, Kinder!« Er blickte zu Tammis hinüber. »In Anbetracht der Umstände müßt ihr ihn verstehen und ihm verzeihen. Selbst beim Sommervolk hält eine Ehe – oder ein Gelöbnis – nur selten ein Leben lang. Jeder hat das Recht zu wählen. Viele Sommerleute binden sich erst gar nicht an einen einzigen Partner, sie ziehen die Abwechslung vor. Bei den Winterleuten ist es nicht anders. Arienrhod brauchte ständig neue Reize, und euer Vater hat sich ihrem Geschmack angepaßt. Für einen Sommer ist er sehr kultiviert. Wenn man erst einmal zu Arienrhods Clique gehörte, blieb es gar nicht aus, daß man auch mit ihren anderen Freunden bei Hof intimer bekannt wurde. Wir standen uns alle sehr nahe – sie förderte das ... aber sie blieb immer seine Favoritin und umgekehrt. Wer weiß, unter anderen Umständen wären sie einander vielleicht sogar treu geblieben.«
    Ariele holte tief Luft, und dabei merkte sie, daß ihr Mund offenstand. Sie klappte ihn wieder zu, ehe ihr dümmlicher Ausdruck Kirard Set oder Elco Teel auffiel, und sie sich über sie lustig machen konnten. »Und was passierte, als Mama zurückkam?« Ihre Stimme klang sehr leise; fast wünschte sie sich, sie hätte nie nachgefragt und die ganze Geschichte niemals erfahren. Fast. »Als sie es herausfand ... was hat sie da gesagt?«
    »Das wissen nur sie, dein Vater und vielleicht noch Arienrhod.« Er trank einen Schluck und hielt ihr die Flasche hin. Sie nahm einen tiefen Zug, an dem sie um ein Haar erstickt wäre, aber das strafende Brennen in ihrer Kehle tat ihr gut. »Es stand deiner Mutter wohl kaum zu, deinen Vater zu verurteilen. Sie hatte gerade erst erfahren, daß Arienrhod ihre richtige Mutter war – und ihr genaues Ebenbild. Wie konnte sie es Funke verdenken, daß er sich aufs neue in
sie
verliebt hatte, wenn er sie bereits für immer verloren glaubte. Außerdem munkelt man, ein Kharemoughi Polizei-Inspektor habe die Hegemonie hintergangen, um deiner Mutter in Karbunkel weiterzuhelfen. Natürlich fragt man sich, was zwischen den beiden war, und welche Macht deine Mutter über ihn hatte, wenn er ihretwegen zum Verräter wurde. Es gibt einem doch zu denken, oder?«
    Unwillkürlich nickte Ariele und biß sich auf die Lippe. Sie hielt den Blick gesenkt, weil sie jetzt niemandem in die Augen sehen konnte.
    »Du hast mich noch nicht gefragt, was zwischen deiner Mutter und Arienrhod vorfiel, als die beiden einander zum erstenmal begegneten. Das ist das Beste an der ganzen Geschichte.«
    Ariele hob den Blick. »Und was war passiert?« fragte sie mit dünner Stimme.
    »Während Mond fort war, schmiedete Arienrhod neue Pläne: sie beschloß, nun doch selbst weiterzuleben. Sie beabsichtigte, eine Pest zu verbreiten,

Weitere Kostenlose Bücher