Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
er die Bemerkung über seine Unterbringung einfach überhörte. Vhanu selbst blickte ein wenig verwirrt drein.
    »Dann bin ich für Sie AT«, fuhr Pernatte fort, und seine Frau stimmte ein: »CMP ...« Wenn die Pernattes sich für jemanden interessierten, dann schienen sie ihn gleich mit Beschlag zu belegen. Tief Luft holend, sagte er sich, daß sie nicht BZ Gundhalinu, einen Fremden mit zweifelhafter Vergangenheit und verräterischen Plänen für die Zukunft bei sich aufnahmen, sondern einen Mann mit einem künstlich aufgebauten Image, einen Helden der Hegemonie, eine glitzernde, mit Auszeichnungen geschmückte Hülle, die beinahe jeden blenden konnte.
Mitmachen, einfach mitmachen!
    »...
ist gar nicht so weit entfernt«, sagte Aspundh. »Ich weiß, daß Ihre Zeit verplant ist, Gundhalinu-ken«, er benutzte den Titel, der ihn als einen Sibyl kennzeichnete, »aber vielleicht hätten Sie Lust, auf eine ruhige Mahlzeit in mein Haus zu kommen? Ich würde mich gern mit Ihnen über unsere gemeinsamen Interessen unterhalten.«
    »Danke, Aspundh-ken.« Gundhalinu vermochte die Botschaft in den Augen des alten Mannes zu lesen. »Ich nehme die Einladung mit Vergnügen an.« Zu Vhanu gewandt, fuhr er fort: »Leiten Sie bitte alles in die Wege, Vhanu.« Ihm fiel ein, daß es in seinem Leben gar keine Ruhepausen mehr zu geben schien.
    Vhanu nickte, überrascht und resigniert. »Jawohl, Kommandant.«
    »Ich arrangiere dann alles mit Ihrem Adjutanten.« Aspundh verbeugte sich elegant, wie wenn er spürte, daß seine Gastgeber mittlerweile ungeduldig wurden. »Die anderen Gäste brennen darauf, Sie kennenzulernen.«
    Gundhalinu ließ sich durch die Menge bugsieren, während eine Vorstellung der anderen folgte, und sie langsam von einem Saal in den nächsten gingen. Zu seiner Überraschung merkte er, daß er bald anfing, das Fest zu genießen; zum Teil lag es daran, daß er sich unter seinesgleichen bewegte, man sprach dieselbe Sprache, auch im übertragenen Sinn, man sah sich ähnlich, reagierte gleich und lachte über dieselben Witze und Anekdoten. Er war von alten und neuen Bekannten umringt, von gesellschaftlichen und geistigen Größen, die er sein Leben lang bewundert hatte – und alle verehrten ihn. Aber schließlich genoß er diese Aufmerksamkeit nicht unverdientermaßen, allmählich rang er sich zu der Überzeugung durch, daß er nach den Maßstäben seines Volkes seine Ehre wiederhergestellt hatte.
    Nach einer Weile gesellte sich Vhanu wieder zu ihnen, und übernahm es, sich an seiner Stelle die Namen und Titel zu merken, die jedes Gesicht begleiteten. Gleichzeitig erinnerte sich wieder an seine kurze Begegnung mit KR Aspundh. Verstohlen prüfte er seinen Kalender und fand die Eintragung für das Dinner mit ihm. Er aß noch eine Pastete und lauschte den trügerischen Einflüsterungen seiner Phantasie.
    In jedem Zimmer wurde musiziert; die Weisen wechselten mit den verschiedenen Orchestern und Instrumenten – doch stets blieb es die Musik, die er aus seiner Jugend kannte, klassische Refrains, deren mathematischen Geheimnisse und Strukturen er in der Schule analysierte. Musik war faßbar gewordene Mathematik, wie alles in der Klasse der Techniker, so daß sie unentwegt und auf angenehme Weise an ihre Herkunft erinnert wurden.
    Die Speisen und Getränke waren erlesene Delikatessen, und als er noch ein Knabe war, gehörten sie zu seinen Lieblingsgerichten. Sie waren nicht nur schmacchaft, sondern auch eine Augenweide. Seine geschärften Sinne fanden sie noch köstlicher, als er sie in Erinnerung hatte.
    Die Pernattes hatten ihren Herrensitz nach allen Regeln der klassischen Kunst eingerichtet; die Möbel schienen modern zu sein, denn sie glichen nicht denen, die er von früher kannte. In den Sälen gab es zu Sitzinseln zusammengestellte Polster, in ungewöhnlichen, aber geschmackvollen Farbkombinationen. Daneben standen flache Tische, die vermutlich die ausgefallensten Funktionen erfüllten. Die Wände aus poliertem Stein wiesen keinerlei Schmuck auf, es sei denn, er diente einem praktischen Zweck. In den Räumen verteilt standen auf steinernen Säulen Kunstwerke, die samt und sonders historisch waren – archäologische Schätze, Überreste aus der Glanzzeit des Altem Imperiums.
    Die Wirkung war überwältigend und streng zugleich, selbst angefüllt mit Menschen verströmten die Räume eine nüchterne Atmosphäre. Ab und zu ertappte er sich dabei, wie er Ausschau nach der mysteriösen Fremden hielt, doch er vermochte sie

Weitere Kostenlose Bücher