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Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 2 - Die Sommerkönigin 1 - Der Wandel der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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versteckten Waffen.
    »Und dies ist das erste Mal, daß Sie Ihre Brüder wiedersehen, seit Sie Kharemough verlassen haben?« fragte Jarsakh erstaunt. »Haben Sie denn wenigstens Ihren Familienschrein aufgesucht, um Ihre Ahnen zu verehren?«
    Er blickte zu Boden. »Ich bin leider sehr nachlässig gewesen, CMP«, erwiderte er ruhig. »Aber heute habe ich nach meiner Heimkehr zum erstenmal wieder den Planeten betreten. Bis jetzt war meine gesamte Zeit anderweitig verplant. Aber Sie haben recht, ich habe meine Pflichten vernachlässigt.« Indem er es aussprach, merkte er, daß es sogar stimmte. Es war ihm nicht einmal in den Sinn gekommen, seinen Ahnen den ihnen gebührenden Respekt zu zollen; einer der Gründe dafür war, daß seine Brüder den Familienbesitz kontrollierten, auf dem die sterblichen Überreste seiner Ahnen – und die seines Vaters, der während seiner Abwesenheit gestorben war – in einem Heiligen Schrein lagen. »Ich werde das Versäumte so bald wie möglich nachholen.« Zur Bekräftigung neigte er den Kopf.
    »CMP ...«, sagte Pernatte in vorwurfsvollem Ton.
    Gundhalinu sah, daß sie tatsächlich reumütig und mitfühlend lächelte. »Bitte«, sagte sie, »ich muß mich entschuldigen, nicht Sie, BZ. Ich maße mir nicht an, Sie zu kritisieren, wenn Sie sich quasi aufopfern, um unserem Volk zu dienen.«
    »Kommen Sie, BZ«, mischte sich Pernatte ein, »sonst beginnt die Vorstellung noch ohne uns; und bei meinen heiligen Ahnen, sie ist so teuer, daß ich keine einzige Minute versäumen will. Bringen Sie unbedingt Ihre Brüder mit, Sie werden sich viel zu erzählen haben.«
    Hilflos nickte Gundhalinu, weil ihm gar nichts anderes übrig blieb ... seine Brüder hätten ihn ohnehin nicht allein gelassen. Man führte ihn zu seinem reservierten Platz, zwischen den anderen Gästen, die entweder geduldig standen oder auf antiken, gepolsterten Sockeln saßen, die in großer Anzahl auf dem gefliesten Patio verteilt waren.
    Mitten auf einer freien Fläche stand eine schlichte, offenbar handgefertigte Kiste. Droben, am verschmutzten Himmel, flatterten und kreisten bunte Bänder aus ionisiertem Licht, eine Sinfonie aus Farben. Flüchtig fühlte er sich an andere Himmel erinnert – an den funkelnden Sternenhimmel, den er während seiner Initiation in die inneren Zirkel der Survey-Loge geschaut hatte, und an den Himmel von Tiamat, der rot flammte und glühte wie ein Kohlenfeuer.
    Unsanft kehrte er in die Gegenwart zurück, als seine Brüder sich neben ihn auf die verzierte Bank setzten. Unterwürfig bot ihm ein Servo einen feinziselierten Kopfset an – der selbst schon ein Kunstwerk war – und leierte kurz die Gebrauchsanweisung herunter.
    »Die Künstlerin ist eine biochemische Bildhauerin – vielleicht die berühmteste auf diesem Gebiet«, zitierte Jarsakh, als habe sie ihren Text auswendig gelernt. »Ihre Werke 'sind eher interaktiv als vorprogrammiert, und angeblich ist sie deshalb so beliebt. Sie nennt ihre Arbeiten ›Stimmungsstücke‹, da sie die Emotionen der jeweiligen Teilnehmer widerspiegeln. Aus diesem Grund sind sie jeder Situation angepaßt und stellen jeden zufrieden. «
    »Diese Art von Programmierung muß sehr schwierig sein«, meinte Gundhalinu.
    »Ja, Sie haben recht. Die Bildhauerin hat mehrere wissenschaftliche Grade, obwohl sie nur eine Künstlerin ist«, erklärte Jarsakh. »Wir unterstützen die Kunst bei jeder Gelegenheit. Ich fand immer, daß zu einer abgerundeten Allgemeinbildung auch ein Interesse an nichttechnischen Dingen gehört ... aber wir fördern nur Künstler, die einen ausgeprägten Sinn für Konstruktion haben, oder Technologie phantasievoll zu nutzen verstehen.«
    »Außerdem scheinen Sie Geschmack an Antiquitäten zu finden«, bemerkte Gundhalinu, auf die im Haus gezeigten Kunstgegenstände anspielend.
    »Aber ja; die traditionelle statische Kunst ist doch eigentlich nur in bezug auf ihre historische Perspektive interessant, nicht wahr?« Jarsakh zuckte die Achseln, und Gundhalinu fragte sich, ob sie sich auch nur eines von den Kunstwerken, die ihr gehörten, näher angeschaut hatte. Der Sinn für wahre Historie war an diesem Ort schon lange verlorengegangen.
    »Ist die Künstlerin, die die heutige Vorstellung kreiert hat, selbst anwesend? Wie heißt sie?« Vielleicht hatte er den Namen schon gehört, bevor er Kharemough verließ. Er sah, wie Vhanu Pernatte etwas zuflüsterte.
    »Sie war verhindert«, entgegnete Pernatte so kurzangebunden, daß Gundhalinu sich

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