Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt
Quelle hätte das bestimmt einkalkuliert, und deshalb wollte er das Überraschungsmoment nutzen.«
BZ nickte bedächtig. »Trotzdem gibt es vielleicht Mittel und Wege, um ihnen beizustehen. Ich denke da an unseren Freund Aspundh.« Er wandte sich an Mond und beugte und streckte die Finger, wie wenn
er
darauf brannte, sie um jemandes Hals zu legen.
»Aber wenn ... wenn er nichts ausrichten kann? Wir können der Quelle doch nicht geben, was er verlangt.« Sie schaute Tor an. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos, wie wenn sie Schmerz und Furcht hinter sich gelassen hätte.
»Soll das heißen, daß ihr nicht wißt, was er von euch will? Oder daß ihr es nicht besitzt?«
Mond schüttelte den Kopf. »Wir wissen, was er verlangt. Wir sind die einzigen, die eingeweiht sind. Aber wir können es ihm nicht geben.
Es geht nicht!
Das ist ja das Höllische daran!« Sie schloß die Augen.
Tor glotzte Mond verständnislos an. Dann wandte sie sich an Gundhalinu, doch in seinem Blick las sie denselben hoffnungslosen Ausdruck. Obwohl Tor nicht begriff, was vor sich ging, empfand sie Mitleid mit den beiden.
Mond stand auf; auch Gundhalinu erhob sich von seinem Platz. Es gab nichts mehr zu sagen, und noch länger zu bleiben, wäre sinnlos. Tor ging zu Mond und legte ihr die Hände auf die Schultern. Zu Gundhalinus Überraschung schimmerten Tränen in den Augen der Frau. »Er wird sie retten«, murmelte Tor. »Ich weiß es einfach.«
Mond hob den Kopf, und Tor ließ die Hände wieder sinken. »Oder er kommt bei dem Versuch ums Leben«, flüsterte sie. Ihre Arme hingen kraftlos herunter. »Aber ich danke dir, Tor.«
Tor schüttelte energisch den Kopf. »Du sollst mir nicht danken! Spuck mich an, von mir aus verfluche mich, weil ich dir das gesagt habe – aber bei den Göttern, Mond, bedank dich nicht!«
Mond lächelte schief und berührte Tors tränennasse Wange. »Du weißt schon, wie ich es meine«, sagte sie freundlich und wandte sich gesenkten Kopfes ab.
»Was wirst du mit Kirard Set tun?« fragte Tor unvermittelt.
Mond drehte sich wieder zu ihr um.
»Ich lasse ihn verhaften«, schlug BZ vor.
»Nein.« Mond schüttelte den Kopf, und ihre Augen blickten kalt. »Nein, überlaß ihn mir.«
»Was hast du mit ihm vor?« erkundigte sich Tor nochmals.
Mond zögerte. »Das Meer wird über ihn richten«, sagte sie schließlich. »Ich überantworte ihn den traditionellen Gesetzen unseres Volkes.«
Tor nickte, halb zufrieden, halb beunruhigt. »Das ist gut so«, flüsterte sie.
Zusammen verließen sie den Club, ohne auf den brüllenden Lärm und die neugierig gaffenden Gäste zu achten.
»BZ ...« Draußen, im hellen Tageslicht, mußte Mond blinzeln. »Erinnerst du dich noch, was Reede zu uns über Funke sagte?«
Frustriert schüttelte BZ den Kopf. Er hatte fest damit gerechnet, in der nächsten Runde des Großen Spiels Reede an ihrer Seite zu wissen. Statt dessen hatte man Kullervo glatt aus dem Rennen geworfen. Auch hatte er geglaubt, niemand hätte von ihrer mitternächtlichen Zusammenkunft erfahren. Nun jedoch hielt die Bruderschaft den Schlüssel zum Geheimnis der Mers in den Händen, und was sie als Gegenleistung für Reedes Rückkehr verlangten, war unmöglich zu erbringen.
Bei den Göttern, wieso war alles schiefgegangen?
Hatten die Leute, die Reede zu ihm brachten, den Auftrag verpatzt, weil Kitaro sie nicht mehr anführte? Oder hatte irgendein feindlicher, unbekannter Spieler einen Zug getan, und die wichtigste Spielfigur in die Hände des Chaos bugsiert?
»BZ?« sagte Mond noch einmal.
»Nein«, murmelte er abwesend. »Ich weiß es nicht.«
»Reede behauptete, Funke würde uns Informationen über die Mers vorenthalten. Er sagte, wir sollten ihn danach fragen. Dazu ist es jetzt zu spät, aber wir könnten in seinen Aufzeichnungen stöbern.«
Er sah sie an; sie hatte die gleichen Gedanken weitergesponnen wie er, bloß war sie nicht in eine Sackgasse geraten. Dennoch schüttelte er den Kopf. »Funke hat keine formelle Ausbildung; er kann gar nichts entdeckt haben, was für uns von Nutzen wäre.«
»Funke ist sehr intelligent«, erwiderte Mond unbeirrt. »Sein halbes Leben lang hat er die Mers studiert. Das meiste, was wir über ihre Sprache wissen, basiert auf seinen Erkenntnissen. Du solltest ihn nicht unterschätzen. Schließlich ist er zu einem Viertel ein Kharemoughi.«
BZ Lippen zuckten. »Also gut.«
»Komm mit mir in den Palast. Im Sibyllen-College befinden sich seine gesamten Arbeitsunterlagen.«
Er
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