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Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt

Titel: Tiamat-Zyklus 3 - Die Sommerkönigin 2 - Die Abkehr der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wollte. Sie hatte Augen wie glänzende schwarze Knöpfe.
    »Ein Quoll«, antwortete der Ondineaner und streichelte sanft über das Fell; dabei schaute er Tammis halb skeptisch, halb unsicher an. Zwitschernd und grummelnd rutschte der Quoll auf seinen kurzen Beinchen näher an den Jungen heran.
    »Hast du ihn von Ondinee mitgebracht?«
    Der Ondineaner nickte und nahm sich noch eine Beere; eifrig trippelte der Quoll nach vorn. Die Beere rutschte ihm aus den Fingern und fiel unter den Tisch. Nach unten blickend, hangelte er mit seinem Fuß danach; als er ihn wieder hochzog, hielt er die Beere zwischen den Zehen, so geschickt, daß sie nicht mal gequetscht war. Nachdem er die Beere an den Quoll verfüttert hatte, sah er Tammis an, wie um zu prüfen, ob seine kleine Vorstellung Eindruck gemacht hätte. »Du hast genug gefressen«, murmelte er, als der Quoll nach weiteren Beeren Ausschau hielt. Langsam verzehrte er selbst die restlichen Beeren in der Schale, wobei er seine ebenmäßigen, weißen Zähne zeigte. Als nur noch eine Beere in der Schale lag, schob er sie Tammis zu. Der aß sie und staunte, wie süß sie schmeckte.
    »Wie heißt er?« fragte Tammis und deutete mit einem Kopfnicken auf den Quoll.
    Der Ondineaner zuckte die Achseln. »Er hat sich mir nie vorgestellt.«
    Tammis grinste.
    »Ich kenne dich«, sagte der Ondineaner langsam. »Ich habe dich schon oft hier gesehen. Du bist der Sohn der Königin, nicht wahr? Ihr Bruder?«
    Ariele.
Natürlich kannte er Ariele Tammis wa
    überrascht und ein wenig erfreut, weil der Ondineaner von ihm Notiz genommen hatte. Er nickte. »Ich heiße Tammis.«
    »Und ich Ananke.« Plötzlich schien der Ondineaner wieder verlegen zu werden. Er legte seine Hand mit der Innenfläche nach oben auf den Tisch und starrte sie an. »Du bist ein Sibyl, wie die Königin. Wirst du eines Tages der König sein?« fragte er leise.
    Tammis sah die Narbe in der Hand, die ihn anstarrte wie ein seltsames Auge. »Nein.« Er schüttelte den Kopf; er spürte Anankes Nervosität und wollte ihn beruhigen. »Meine Schwester wird Königin, falls sie es will. Wie bist du denn daran gekommen?« Er riskierte die Vertraulichkeit und zeigte auf die Narbe, die graublau von der helleren Haut abstach.
    »Das Mal bedeutet, daß ich für jemanden arbeite, der die Quelle genannt wird«, erklärte Ananke mit tonloser Stimme.
    Tammis blinzelte und wechselte das Thema. »Wo sind deine Freunde heute abend?«
    Einen Moment lang starrte Ananke ihn verdutzt oder verwirrt an. »Kedalion ist da drüben« – er deutete auf die Bar – »und wartet wohl nur darauf, daß die Zeit vergeht. Angeblich will die Besitzerin des Clubs ihn Täter mit zu sich nach Hause nehmen. Reede ist mit deiner Schwester zusammen.« Seine Stimme klang teilnahmslos, und er sah Tammis nicht an.
    »Und was machst du hier?« fragte Tammis.
    Ananke hob die Schultern. »Ich lungere bloß hier herum. Ich muß auf Reede warten.«
    »Du mußt?«
    Sein Mund zuckte. »Wir kümmern uns um Reede.« Er hob den Kopf und schüttelte das lange, glänzende Haar nach hinten. Diese ungewollt sinnliche Geste erinnerte an eine große Katze. »Machst du dir Sorgen um deine Schwester?«
    »Nein.«
    Ananke blickte ihn noch eine Zeitlang an und zuccte dann abermals die Achseln. »Wieso bist du dann hier?«
    Tammis schaute in seine Augen, die so tiefblau waren, daß sie beinahe schwarz wirkten. »Weil ich heute nacht nicht allein sein möchte«, erwiderte er leise.
    Ananke wollte die Hand ausstrecken, um den Quoll zu streicheln, doch er zögerte. Dann griff er hastig nach dem Tier, wie um zu vertuschen, daß er bei Tammis' Worten gestutzt hatte. Aber er wandte den Blick nicht ab. »Wer will das schon ...«, sagte er. »Jeder ist auf die Dauer nicht gern allein.« Nun blickte er doch zu Boden, und seine Lippen zuckten seltsam.
    Tammis streckte gleichfalls die Hand aus und begann auch, den Rücken des Quolls zu streicheln; seine Finger tasteten sich vor, bis sie zaghaft Anankes Hand berührten. »Wir könnten weggehen ... irgendwo anders hin.«
    Ananke erstarrte und glotzte auf die ineinander verflochtenen blassen und dunklen Finger. Langsam, beinahe widerstrebend, zog er seine Hand zurück. Er schüttelte den Kopf. »Das geht nicht«, murmelte er. »Ich muß hier bleiben und auf Reede warten.« Er hob die Schultern, wie wenn er eine Last von seinem Rücken abschütteln wollte. »Es gehört zu unserem Job, daß wir uns um ihn kümmern.«
    Tammis zauderte; er erkannte Angst in

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