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Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Tief im Herzen: Roman (German Edition)

Titel: Tief im Herzen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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dachte Anna.
    »Das kann man laut sagen. Es geht ihm viel besser, wenn er irgendwo hämmert oder an diesem supercoolen Wagen herumbastelt. Haben Sie den Corvette gesehen? Cam sagt, er gehörte seiner Mutter. Sie hatte ihn schon ewig. Geht ab wie eine Rakete. Ray hat ihn in der Garage stehenlassen. Er wollte wohl nicht, daß er benutzt wird.«
    »Fehlt er dir? Ray, meine ich?«
    Erneut ein Schulterzucken, und Seth senkte den Blick. »Er war cool. Aber er war alt, und wenn man alt wird, stirbt man. So ist es nun mal.«
    »Und was ist mit Ethan und Phillip?«
    »Die sind in Ordnung. Ich fahr’ gern mit dem Boot raus. Wenn ich nicht in die Schule müßte, könnte ich für Ethan arbeiten. Er sagt, ich wäre eine große Hilfe.«
    »Willst du bei ihnen bleiben, Seth?«
    »Ich kann doch sonst nirgends hin, oder?«
    »Man hat immer eine Wahl, und ich bin hier, um dir dabei zu helfen, die beste Lösung für dich zu finden. Wenn du weißt, wo deine Mutter sich aufhält …«
    »Ich weiß es nicht.« Seine Stimme klang schrill. »Und ich will es auch nicht wissen. Wenn Sie mich zu ihr zurückschicken wollen, werden Sie mich nie wiedersehen.«
    »Hat sie dir wehgetan?« Anna wartete kurz ab, dann nickte sie, als er sie nur anstarrte. »Na schön, das lassen wir vorläufig beiseite. Es gibt viele Paare und Familien, die bereit und in der Lage wären, Kinder wie dich bei sich aufzunehmen, für sie zu sorgen und ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen.«
    »Sie wollen mich nicht, oder?« Er war den Tränen nahe. Aber er würde auf keinen Fall heulen. Seine Augen blieben trocken, sie waren nur heiß und brannten. »Er sagte, ich könne bleiben, aber das war eine Lüge. Wieder mal eine beschissene Lüge.«
    »Nein.« Sie packte Seths Hand, bevor er aufspringen konnte. »Nein, sie wollen dich. Ja, Mr. Quinn – Cameron – war sogar sehr wütend auf mich, weil ich vorgeschlagen habe, dich zu einer anderen Familie zu bringen. Ich versuche nur herauszufinden, was du möchtest. Und ich glaube, du hast es mir gerade gesagt. Wenn du bei den Quinns leben willst und es das Beste für dich ist, will ich dir helfen, genau das zu erreichen.«
    »Ray wollte, daß ich bleibe. Er hatte es versprochen.«
    »Wenn ich kann, werde ich helfen, sein Versprechen einzulösen.«

4. Kapitel
    Da kein anderes kaltes Getränk im Haus zu sein schien als Bier, Limo mit Kohlensäure und Milch, die aber nicht mehr ganz lupenrein aussah, setzte Ethan den Kessel auf. Er wollte Tee aufbrühen, Eis hineingeben und es sich mit einem großen Glas auf der Veranda gemütlich machen, um den hereinbrechenden Abend zu genießen. Er war seit vierzehn Stunden auf den Beinen und brauchte eine Ruhepause.
    Was nicht leicht werden würde, dachte er, als er nach Teebeuteln suchte und hörte, wie Cam und Seth im Wohnzimmer wieder einmal aufeinander losgingen. Anscheinend genossen sie es, sich anzuschreien, sonst würden sie nicht soviel Zeit damit zubringen.
    Er hingegen wollte nur ein wenig Ruhe, eine anständige Mahlzeit, und dann eine der beiden Zigarren, die er sich am Tag zugestand. So wie es sich anhörte, glaubte er
allerdings nicht, daß die Ruhepause heute auf dem Programm stand.
    Als er die Teebeutel mit kochendem Wasser übergoß, hörte er ein Stampfen auf der Treppe, dann folgte das Krachen einer zufallenden Tür.
    »Der Kleine treibt mich noch zum Wahnsinn«, beschwerte sich Cam, als er in die Küche marschiert kam. »Ich kann nicht mal buh zu ihm sagen, ohne daß er gleich Streit anfängt.«
    »Mhm.«
    »Streitlustig, vorlaut und macht nur Ärger.« Cam, der sich ungerecht behandelt fühlte, holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank.
    »Muß dich doch an deine Jugend erinnern.«
    »Von wegen.«
    »Ich weiß auch nicht, wie ich darauf komme. Du hast ein so friedliches Gemüt.« Ethan bückte sich langsam und suchte nach dem alten Glaskrug. »Laß mich mal überlegen  – du warst etwa vierzehn Jahre alt, als ich kam. Du hast gleich Streit mit mir gesucht, um einen Vorwand zu haben, mir die Nase blutig zu schlagen.«
    Zum ersten Mal seit Stunden mußte Cam grinsen. »Das war doch bloß ein kleiner Willkommensgruß. Außerdem hast du mir zum Dank ein riesiges Veilchen verpaßt.«
    »Mag sein. Aber der Kleine ist zu clever, um dir eins auf die Nase zu geben.« Ethan gab mehrere gehäufte Löffel Zucker in den Krug. »Deshalb piesackt er dich lieber. Auf jeden Fall kriegt er dadurch viel Aufmerksamkeit von dir, oder etwa nicht?«
    Cam wußte, daß es zutraf. »Wenn du

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