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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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in Kell im Haus der Jugend. Sonst fällt mir nichts ein. Hilft Ihnen das irgendwie weiter?« Er sah sie erschöpft an, und Vanessa glaubte, in seinen Augen spiegele sich das Grauen seiner Erinnerungen.
    »Alles hilft uns weiter, alles, was ein wenig Licht in diese Düsterkeit bringt. Herr Rommelfanger, wir brauchen Zeugen, Opfer, die bereit sind, Pastor Feldmann anzuzeigen, damit wir tätig werden können.«
    Rommelfanger lachte verbittert auf. »Sie wissen doch selbst, dass die Taten mittlerweile verjährt sind, da haben Sie doch gar keine Handhabe mehr.«
    »Die Rechtsprechung hat sich seit damals geändert, und die Verjährungsfrist beginnt je nach Tat erst mit dem vollendeten achtzehnten Lebensjahr des Opfers. Es könnte also noch rechtzeitig sein. Bitte rufen Sie mich unbedingt an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.« Sie reichte dem Musiker eine Visitenkarte mit ihrer Handynummer. »Sie wissen, dass ich zurzeit in der ›Post‹ wohne, Sie können mich jederzeit dort oder über diese Nummer erreichen. Ich danke Ihnen für Ihre Mitarbeit, auch wenn ich mir vorstellen kann, wie schmerzhaft das für Sie sein muss.«
    »Ich bin es Udo schuldig. Und den anderen, deren Seelen nicht mehr gerettet werden konnten, vor allem den Zwillingen. Vielleicht könnten die Ihnen weiterhelfen, aber ich fürchte, ihre Erinnerungen sind ausgelöscht, versoffen, verdrängt. Ich bin gar nicht sicher, ob ich den Pastor davor bewahren möchte, dass sein Rächer endlich bei ihm selbst zuschlägt.«
    »Herr Rommelfanger, Sie wissen, dass Sie sich mit solchen Aussagen selbst verdächtig machen? Wir müssen uns dringend morgen einmal auf der Dienststelle zusammensetzen, kommen Sie bitte um vierzehn Uhr ins Büro. Dann wird auch unsere Psychologin anwesend sein, und es ist wichtig, dass Sie eine Aussage zu den damaligen Geschehnissen machen. Wir müssen etwas in der Hand haben, um den Pastor verhaften zu können. Kann ich Sie auf dem Handy anrufen, falls sich bei uns eine zeitliche Änderung ergeben sollte?«
    »Leider nein, mein Handy ist ja verschwunden.«
    Vanessa zog die Augenbrauen hoch. »Was heißt ›verschwunden‹?«
    »Ich vermisse es, seit ich am Freitag in der ›Post‹ war. Ich habe es aber heute Morgen erst bemerkt. Ich muss mal bei Ruth Eiden nachhören, ob sie es gefunden hat. Warum fragen Sie?«
    »Was war das für ein Handy?«, hakte Vanessa nach.
    »Ich kenne mich mit solchen Dingen nicht aus. Ich hatte es gar nicht lange, ich müsste zu Hause nachsehen. Warum interessiert Sie das?«
    »Wir sprechen morgen weiter, wenn es Ihnen recht ist. Und ich glaube, wenn Sie sich jemandem anvertrauen möchten, haben Sie in Pastor Lämmle einen richtig guten Zuhörer«, empfahl Vanessa.
    »Danke, ich weiß Ihre Anteilnahme und Ihre Fürsorge zu schätzen«, brachte Rommelfanger in einem Ton hervor, der sie abermals frösteln ließ.
    Eilig verließ sie die Kirche und ging kurz in den Gasthof, um sich umzuziehen. Unterwegs las sie eine SMS von Gunter. Die Sargträger hatten die Aussage von Ruth Eiden bestätigt, dass sie während der Beerdigung in der ›Post‹ zum Frühschoppen gewesen waren. Ruth Eiden hatte kein Handy gefunden. Vanessa müsste Bernadette bitten, die Fingerabdrücke, die sie auf Thomas Jungbluts Handy gefunden hatte, mit denen des Organisten zu vergleichen. Wenn es wirklich Rommelfangers Handy war, das in Thomas Jungbluts Jackentasche gesteckt hatte, dann würde dies auch erklären, warum der Metzger mit dem Handy nicht zurechtgekommen war und es nicht schnell hatte abschalten können, als es klingelte. Damit würde Jürgen Rommelfanger als Täter auf jeden Fall ausscheiden. Davon abgesehen, dass er zur Tatzeit an der Orgel gesessen und gespielt hatte, hielt Vanessa ihn für klug genug, dem Toten nicht sein eigenes Handy unterzuschieben. Andererseits konnten sie davon ausgehen, es mit einem sehr intelligenten Täter zu tun zu haben, vielleicht verließ er sich darauf, dass die Polizei ihm manche Dinge nicht zutraute. Sie würde den Freak damit beauftragen, Rommelfangers Handyverbindungen beim Telefonanbieter anzufordern, aber sie hatte bereits die Erfahrung gemacht, dass so etwas einige Tage dauern konnte, besonders übers Wochenende. Vanessa schnappte sich im Vorbeigehen ein belegtes Brötchen mit Salami und einer Eischeibe und ging in Wanderkleidung zur Polizeidienststelle. Dort wartete Heiner Landscheid, der sich nach der Trauerfeier ebenfalls umgezogen hatte. Seine Laune passte zu einer Trauerfeier, nicht aber zu

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