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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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Charlotte und Peter Erschens vor dem Eingang des Stollens, als Vanessa wie versteinert stehen blieb. Aus dem Inneren war ein Rufen zu hören.
    Mit vorgehaltener Waffe in der einen und der Taschenlampe in der anderen Hand, ging Gunter vor und sicherte den Gang. Vanessa war direkt hinter ihm, Landscheid hielt sich im Hintergrund. Die anderen warteten in den Autos vor dem Stollen und verharrten in absoluter Stille.
    Als der Gang nach links abknickte, blieb Gunter unvermittelt stehen und presste sich flach an die Wand, sodass Vanessa neben ihn treten und sich an der gegenüberliegenden Wand halten konnte. Gunter hatte die Taschenlampe abgeschaltet, Vanessa machte Landscheid ein Zeichen, sich nicht zu rühren. Mit dem Rücken zu ihnen kniete ein Mann zwischen zwei Matratzen und einem mannshohen Holzkreuz auf dem Boden. Er hantierte mit einem Kanister und fluchte dabei laut vor sich hin. Bevor die Polizisten das Überraschungsmoment nutzen konnten, stand der Mann auf, drehte sich um und hielt ein langes Feuerzeug in der einen und den Kanister in der anderen Hand. Das Gesicht des Mannes war von einer Schweißermaske verdeckt, die nur einen verglasten Sehschlitz vor den Augen offen ließ, sonst aber wie ein Schild das gesamte Gesicht mit einer metallenen Platte schützte. Ein Gurt hielt die Maske am Hinterkopf fest, und über den Gurt quollen graue Locken. Der kräftige Körper steckte in einer dunklen Latzhose und einem karierten Hemd, an den Füßen trug der Mann Arbeitsschuhe. Vanessa wusste, dass es nicht lange her war, dass dieser Mann ihr am Schreibtisch gegenübergesessen hatte.
    »Hallo, Herr Trost. Ihr Werk ist vollendet, Sie können aufgeben«, sagte Vanessa und versuchte, ihrer Stimme einen festen Klang zu verleihen, was ihr angesichts dieser Situation schwerfiel.
    »Ach, die Frau Kommissarin«, erwiderte eine knabenhafte, unwirkliche Stimme hinter dem Visier.
    »Würden Sie bitte diesen Helm abnehmen? Ich möchte gern mit Ihnen sprechen, Herr Trost«, sagte Vanessa und schob sich an Gunter vorbei in den Eingangsbereich der kuppelartigen Höhle, sodass Trost sie besser sehen konnte, die Aktivitäten im Gang ihm aber verborgen blieben.
    »Ich glaube nicht, dass es etwas zu besprechen gibt.«
    »Das denke ich doch, Herr Trost. Wie lange sind Sie schon hier in dieser Höhle?«, fragte Vanessa.
    »Was sind schon Zeit und Raum im Angesicht des Todes?«, fragte Trost lakonisch und vergaß dabei, seine Stimme zu verstellen.
    »Wessen Tod?«, hakte Vanessa nach.
    »Spielt das eine Rolle? Suchen Sie sich einen aus. Wie wäre es mit Ihrem eigenen?«
    Vanessa hatte bemerkt, dass sich Gunter von ihr entfernt hatte und nun wieder zurückgekommen war. Der dezente Geruch von Parfüm stieg ihr in die Nase, Charlottes Parfüm. Vanessa spürte, dass die Psychologin dicht hinter ihr stand.
    »Erschrecken Sie nicht, Herr Trost, ich bin nicht allein gekommen. Meine Kollegin Charlotte Baumgart ist bei mir.« Vanessa trat gemeinsam mit Charlotte drei Schritte in den Raum hinein.
    »Was wollt ihr alle von mir? Erst die Kinder, jetzt Sie. Das ist meine Höhle, hier möchte ich allein sein. Nur der Pastor und ich, wie früher, als ich ein Kind war. Ich will nicht, dass ganz Hellersberg und Kell und was weiß ich, wer noch, sich hier breitmachen. Lasst mir doch einfach meine Ruhe, ich lasse euch doch auch eure!«, forderte Trost mit kindlich quengelnder Stimme.
    »Wie war das denn früher, wenn Sie mit dem Pastor allein waren? Sind das schöne Erinnerungen für Sie? Erinnerungen, die Sie gern zurückholen möchten?«, provozierte Charlotte, und Vanessa hielt vor Anspannung die Luft an.
    »Schöne Erinnerungen an sexuellen Missbrauch? Sie haben sie doch nicht mehr alle. Schöne Erinnerungen daran, wie Schuster neben dem Pastor stand und einen ausgelacht hat, weil man keinen hochbekam? Ich war damals viel zu jung, mein Körper hat gar nicht reagiert. Und dieser blöde Franz steht da, nachdem er einen hierhergelockt hat mit dem Versprechen, man könne sich mit dem Pastor ein paar Heftchen angucken, die die Eltern nicht erlauben, dieser Franz steht da und lacht. Der Handlanger des Bösen. Zu feige, selbst etwas zu tun, aber wenn er dem Pastor zuarbeiten konnte, bekam er dessen Anerkennung und fühlte sich uns allen überlegen. Wahrscheinlich hatte er als Kind das Gleiche erlebt wie wir und dachte, wenn wir alle das gleiche Schicksal erleiden, ist seins im Vergleich gar nicht mehr so schlimm. Da war man schon erleichtert, wenn man mit dem Pastor

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