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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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ist auch gewahrt. Gibt es ein Straßenschild, das verbietet, dort zu parken?«
    »Nein«, antwortete Landscheid schlicht.
    »Will heißen?«, fragte Vanessa genauso knapp zurück.
    »Der Bürgermeister möchte nicht, dass das Auto dort steht, weil die Straße dadurch zu schmal wäre, wenn ein Laster vorbeimöchte.«
    Vanessa blickte die Straße hinauf und hinab. Auch an anderen Stellen parkten Autos, obwohl die Straße dort nicht breiter war.
    »Das scheint mir nicht der wahre Grund zu sein. Gibt es einen weiteren?«
    Landscheid druckste verlegen herum. »Ich glaube, in Wirklichkeit hat sich Alexandra Stüber bei Justinger beschwert, und er traut sich nicht, ihr zu widersprechen.«
    Das klang schon glaubhafter.
    »Aber in welcher Form fühlt sich Frau Stüber von diesem Auto gestört? Kommt sie mit ihrem Köter nicht daran vorbei?«, wollte Vanessa wissen.
    Heiner Landscheid kaute an einer Antwort. »Nein, das kann es nicht sein. Morgens muss sowieso Friedhelm mit dem Hund gehen, und der nimmt mit Blacky den Weg über die Felder, nicht durch den Ort. Aber ich habe den Verdacht, es liegt eher daran, dass Nora eine Putzfrau hat und Alexandra nicht.«
    Vanessa blieb stehen und starrte ihren Kollegen an. »Das ist hoffentlich nicht Ihr Ernst?«
    »Ich glaube doch, das dürfte das Motiv sein. Ihre Putzfrau hat vor ein paar Wochen aufgegeben, weil Alexandra nur genörgelt hat. Es war ihr nicht sauber genug, die Frau war zu langsam, verlangte zu viel Geld, was auch immer. Alexandra hat bei der Chorprobe lautstark davon erzählt.«
    »Sie sind auch im Chor?«, fragte Vanessa erstaunt nach.
    »Nein, ich nicht, aber meine Frau. Sie würden sich wundern, was man da alles von seinen Mitmenschen erfährt.«
    »Mich wundert im Hochwald gar nichts mehr. Ich staune immer wieder darüber, wie gut in Hellersberg jeder jeden kennt oder zu kennen glaubt. Jeder duzt jeden, durch alle Generationen und alle Hierarchien. Ist das nicht furchtbar eng?«
    »Wieso eng?«, fragte Landscheid verwundert. »Eher familiär. Hier ist schließlich jeder mit jedem irgendwie verwandt. Man kennt sich, man vertraut sich, man kennt die ganze Sippe seit Generationen, und alle sind miteinander verschwägert oder Cousinskinder oder so. Und dann war es auch wichtig, dass der ein oder andere frisches Blut in den Ort gebracht hat, also hat ein Hellersberger eine Frau aus Holzerath geheiratet oder eine Frau aus Hellersberg einen Mann aus Kell. So durchmischt sich der ganze Hochwald, aber wir hängen alle um drei Ecken zusammen.«
    »Ich bleibe dabei, mir wäre das zu eng«, beharrte Vanessa.
    »Eng ist es nur, wenn man etwas zu verbergen hat. Wer nichts zu verbergen hat, dem gibt diese große Familie Geborgenheit und Sicherheit«, konterte Landscheid. Er hielt Vanessa die Tür zur Metzgerei auf und grüßte die Frau hinter der Theke.
    »Hallo, Vera, ist Thomas hinten?«
    Vera Jungblut zuckte die Achseln, obwohl sie mit Sicherheit wusste, wo ihr Sohn war.
    »Es ist nichts passiert, wir haben nur eine Frage an ihn«, beruhigte Landscheid sie. Sie ging in die Wurstküche, um ihren Sohn zu holen.
    »Es ist interessant, dass man als Mutter nie die Angst um das eigene Kind verliert. Ich frage mich nur, ob es nicht auch mit mangelndem Vertrauen zu tun hat, dass man dem eigenen Kind immer unterstellt, es könnte in Schwierigkeiten verwickelt sein«, dachte Vanessa laut vor sich hin, als Mutter und Sohn durch die schwere Metalltür des Kühlhauses zu ihnen nach vorn kamen. Thomas Jungblut streifte seine Handschuhe ab und hielt Vanessa die Hand zum Gruß hin, während er an Landscheid gewandt nur »Heiner« sagte und nickte.
    »Hallo, Herr Jungblut, haben Sie einen Moment Zeit für uns?«, fragte Vanessa den jungen Metzger.
    »Ehrlich gesagt ist es gerade schlecht, ich kann Sie nicht mit in die Wurstküche nehmen. Keine Schutzkleidung, Sie wissen schon. Geht es schnell?«
    »Thomas, hast du einen Computer?«, fiel Landscheid mit der Tür ins Haus.
    »Macht mich das verdächtig? Ich dachte, heutzutage sei man eher verdächtig, wenn man in meinem Alter keinen Computer hat«, brachte der sympathische Metzger lachend hervor.
    Vanessa musterte den jungen Mann.
    Jungblut war vermutlich Anfang bis Mitte dreißig. Er hatte eine gute Figur, war kräftig, aber alles andere als dick. Seine Arme sahen muskulös aus, er hätte problemlos jeden der Morde verüben können.
    »Vielleicht müssen wir die Frage ein wenig präzisieren, Herr Landscheid«, rügte Vanessa indirekt ihren

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