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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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versteht und er sich höchstens mit ihr streitet, wenn er es ihr zu erklären versucht, kommt er heute schon und schläft bei mir.«
    »Was hatte er mit der alten Frau Jungblut zu tun?«, erkundigte sich Vanessa.
    »Johannes ist bei Jungbluts quasi wie ein zweites Kind aufgewachsen. Wann immer er eine Gelegenheit hatte, war Johannes bei Udo. Kurz vor dem Abitur gab es zwischen ihnen irgendein Zerwürfnis, über das Johannes nie mit mir gesprochen hat. Vielleicht wusste Katharina Bescheid, aber mir hat er sich nie anvertraut. Die beiden haben sich danach aus den Augen verloren. Udo ist nach Aachen gegangen und wurde bei uns zu Hause nie wieder erwähnt.« Hajo wischte sich mit einem großen Taschentuch durchs Gesicht.
    »Du mochtest Udo Jungblut?« Vanessa legte Hajo eine Hand auf den Arm.
    »Wie meinen eigenen Sohn. Ich dachte damals, es hinge damit zusammen, dass Lenny schwanger war und Udo und Lenny sich nicht verstanden oder Johannes als werdender Vater andere Interessen und Aufgaben hatte, aber ich weiß es nicht. Wahrscheinlich wäre es an der Zeit, einmal ein echtes Gespräch mit meinem Sohn zu führen.«
    Kaum hatte er diesen erwähnt, ging die Tür auf, und Johannes steuerte zielsicher die Ecke an, in der sein Vater immer zum Skatspielen saß. Er grüßte in die Runde und setzte sich neben Vanessa.
    Diana Erschens trat mit ein paar anderen Jugendlichen an ihren Tisch und grüßte höflich.
    »Hallo, Frau Müller-Laskowski, wir hätten mal eine Frage.« Sie sah etwas verlegen aus.
    »Jonas hat uns schon so viel über dieses Cachen erzählt, könnten wir da mal mitkommen?«
    Johannes schien verwundert, denn wie in den meisten Familien wusste er als Vater am wenigsten von seinem eigenen Sohn.
    »Tut mir leid«, sagte Vanessa, »Herr Nert hat mir vorhin schon erzählt, dass er euch ganz zu Recht nicht zum Cachen mitnimmt, solange hier Morde geschehen. Es gefällt mir nicht, dass ihr gerade jetzt in Gegenden herumlaufen möchtet, die euch vielleicht nicht vertraut sind, und ihr euch einzig und allein auf ein kleines Gerät verlassen wollt, um euch zurechtzufinden. Ich weiß, ihr habt ab Montag Herbstferien, aber die müsst ihr anders verbringen, cachen geht im Moment gar nicht.«
    Die Jugendlichen murrten und argumentierten, dass sie in einer Gruppe zusammenbleiben würden, aber Vanessa schnitt ihnen das Wort ab. »Ich kann euch gut verstehen, und ich schlage vor, wenn das Ganze vorbei ist, cachen wir einen ganzen Tag zusammen, und ich fahre euch freiwillig durch die Gegend. Aber zurzeit geht es wirklich nicht. Ihr gefährdet nicht nur euch selbst, sondern auch die Arbeit der Polizei«, sagte Vanessa bestimmt.
    »Sie meinen, es könnte weitere Todesfälle geben?«, fragte Philipp mit einer Mischung aus Angst und Neugierde in der Stimme.
    »Ich möchte einfach nur verhindern, dass ihr euch in Gefahr begebt, das ist alles. Sobald wir den Täter haben, werdet ihr es erfahren, und wir lassen uns anschließend von Hajo zeigen, wie alles geht. Fragt doch mal Jonas per E-Mail, meines Wissens gibt es doch auch Caches, wo ihr zu Hause schon die Vorarbeit im Internet leisten könnt, die können wir dann demnächst zügig cachen«, beendete Vanessa die Diskussion, und die Jugendlichen zogen laut schwatzend ab.
    »Schade, ich hätte mir das auch gern mal angesehen«, sagte Johannes. »Hoffentlich findet ihr einen neuen Termin, an dem meine Frau mich nicht schon verplant hat, sie würde keinesfalls mit mir durch den Wald laufen, statt zu irgendeinem Brunch zu gehen oder so.«

NEUN
    Beim Frühstück am Samstag trat Pastor Lämmle an Vanessas Tisch in der Gaststube und fragte, ob es ihr etwas ausmache, wenn er mit ihr gemeinsam frühstücke. Vanessa war erfreut über die Gesellschaft. Ruth Eiden brachte ein weiteres Frühstücksgedeck und ein Kännchen Kaffee.
    »So leid mir Hermann und Maria Jungblut in ihrer Trauer auch tun, so wohltuend ist es doch für mich, zu sehen, wie stark ihre Bindung zur Mutter und Schwiegermutter war. Da habe ich schon ganz andere Fälle gesehen.« Der Pastor pickte gedankenverloren alle Sonnenblumenkerne von seinem Brötchen und aß sie einzeln, während er dem Brötchen selbst zunächst keine Beachtung schenkte.
    »Sie waren auch bei der Familie von Frau Ostermann?«, vergewisserte sich Vanessa.
    »Das kann man in meinen Augen nicht Familie nennen«, entfuhr es dem Pastor. »Die Dame mag schwierig gewesen sein, aber statt Trauer habe ich bei ihren Hinterbliebenen nur Erleichterung wahrgenommen,

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