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Tief im Hochwald - Kriminalroman

Tief im Hochwald - Kriminalroman

Titel: Tief im Hochwald - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moni
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genießen seine Gegenwart doch genauso wie ich, oder wollen Sie mir erzählen, Sie spielen nur seit Jahren Skat zusammen, weil sich sonst niemand findet?«
    Landscheid errötete. Gabi legte eine Hand auf Vanessas Arm und streichelte sie sanft. »Heiner meint nur, dass es auffällig ist, dass Sie so viel Zeit mit Hajo verbringen. Das ganze Dorf redet schon über euch beide. Es werden schon Wetten abgeschlossen, wann Sie bei Ruth ausziehen und ganz zu Hajo ziehen. Ich meine, mir kann es egal sein, ein so großer Altersunterschied ist schließlich kein Hindernis, aber die Leute reden halt gern. Da macht man sich eben seine Gedanken.«
    Vanessa zog ruckartig ihren Arm weg, stand auf und ging zum Kühlschrank, um sich ein Glas Sprudel einzugießen. Sie blieb mit dem Rücken zu den beiden stehen und überlegte, ob sie es nötig hatte, sich tatsächlich zu rechtfertigen. Sie holte mehrfach tief Luft, um etwas zu erwidern, schluckte die Worte, die ihr bereits auf den Lippen lagen, aber wieder runter und drehte sich langsam um.
    »Herr Landscheid, es ist Ihnen sicher klar, dass wir beide morgen an der Bestattung teilnehmen müssen. Ich werde mit meinem Kollegen Kommissar Hermesdorf sprechen, ob er nach der Beerdigung an der Totenfeier teilnehmen kann. Sie werden jedenfalls in dieser Zeit mit mir gemeinsam einige Geocaches machen. Ziehen Sie sich Wanderschuhe an, ich habe einige Caches herausgesucht, die wir alle absuchen müssen. Hajo kann ja mit jemand anderem losziehen.«
    Vanessa trank einige Schlucke Sprudel, setzte das Glas ab und ging zur Toilette, von wo sie Hajo über Handy anrief und ihn darüber informierte, dass sie nicht kommen konnte.
    »Ich führe gerade ein wichtiges Gespräch mit Johannes, bin gar nicht so böse, dass du gerade nicht dabei bist«, sagte Hajo. »Aber ich habe den Eindruck, wir könnten dabei den Gründen für diese Morde auf der Spur sein. Du musst später unbedingt vorbeikommen, wir sind auf jeden Fall zu Hause.«
    »Spann mich nicht auf die Folter, worum geht es?«, wollte Vanessa wissen, aber Hajo mauerte.
    »Das ist nichts, was ich mal eben so am Telefon erklären kann. Johannes wird nachher zu Jungbluts gehen und bestimmt mit ein paar anderen Leuten sprechen. Bis du kommst, sind wir schon einen Schritt weiter. Und jetzt möchte ich das Gespräch mit Johannes nicht länger unterbrechen, wir sehen uns später«, schnitt Hajo Vanessa das Wort ab und legte auf.

    Es dämmerte schon, als Vanessa bei Hajo klingelte. Hajo sah aus, als hätte er einen anstrengenden Tag hinter sich.
    »Johannes ist noch immer da?«, erkundigte sich Vanessa und schälte sich aus ihrer Winterjacke. »Ich habe sein Auto in der Einfahrt gesehen.«
    »Im Moment ist nur sein Auto da, Johannes ist bei Jungbluts. Wir haben lange Zeit geredet, und danach wollte er eine Weile allein sein. Er ist zu Fuß ins Dorf gelaufen, aber er ist inzwischen schon seit fast zwei Stunden weg, ich glaube nicht, dass er noch lange bleibt. Kann ich dir etwas zu trinken anbieten? Essen habe ich leider nicht vorbereitet, ich habe die letzten beiden Stunden nur vor mich hin gestarrt. Bin froh, dass du jetzt da bist.«
    Hajo führte Vanessa ins Wohnzimmer, wo im Kamin ein schwaches Feuer glimmte. Er legte Holz nach und regelte die Luftzufuhr, und sofort stoben wieder helle Flammen in die Höhe.
    »Was hattet ihr beiden denn so Schwerwiegendes zu besprechen, dass dir das Gespräch so zugesetzt hat?«, fragte Vanessa.
    »Trinkst du Rotwein?«, wich Hajo ihrer Frage aus, und Vanessa beschloss, ihn nicht weiter zu drängen. Offensichtlich brauchte Hajo Zeit, um dieses Thema anzusprechen.
    Sie starrten eine Weile nebeneinander in die Flammen, als Hajo endlich das Schweigen brach.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich meinen Sohn so wenig kenne. Er hat mich nie an seinem Leben teilhaben lassen, und ich habe es offenbar auch nie versucht. Ich war so ein schlechter Vater, und ich schäme mich dafür«, murmelte Hajo, und Tränen liefen über seine Wangen.
    Vanessa wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Sie hatte selbst keinerlei Erfahrung mit der Elternrolle und fühlte sich angesichts Hajos Verzweiflung hilflos. Darum entschied sie sich, zu schweigen und darauf zu warten, dass Hajo weitersprach. Er drehte sein Weinglas in der Hand und starrte noch immer in die Flammen.
    Plötzlich wandte er sich Vanessa zu. »Kannst du mir erklären, wie es kommt, dass man so wenig von seinem eigenen Sohn weiß? Und ich dachte immer, ich wäre ein guter Vater.« Hajo

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