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Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde

Titel: Tief im Wald und unter der Erde - Winkelmann, A: Tief im Wald und unter der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Sie musste vorsichtig sein.
    »Hören Sie …«, begann sie, und bemühte sich, ihre Stimme verzweifelt klingen zu lassen. Das war nicht schwer, denn sie war nicht weit davon entfernt, wirklich zu verzweifeln.
    »Wir können doch jetzt nicht zurückfahren, uns ein paar Stunden hinlegen und dann weitermachen. Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
    Hendrik schüttelte den Kopf.
    »Wir bleiben in der Nähe. Das Team kann sich in der Waldschänke bereithalten, bis es hell wird. Und wir beide fahren zurück in die Stadt und versuchen, irgendwelche Zeichnungen von dieser Scheiß-Anlage zu finden. Bis morgen früh sind auch die Hunde wieder einsatzbereit.«
    Noch wollte er Nele freundschaftlich überzeugen, doch sie spürte, dass er von einem dienstlichen Befehl nicht mehr weit entfernt war. Jetzt konnte sie nachvollziehen, warum Tim auf eigene Faust losgezogen war. Manchmal war es die einzige Alternative. Hoffentlich hatte er nicht zu viel riskiert!
    Plötzlich zerriss ein Schrei die Stille.
    Zeitgleich wirbelten Nele und Hendrik herum und griffen zu den Waffen.
    Rechts vom Bunker entstand Unruhe, was sich durch zuckende Lichter und laufende Schatten bemerkbar machte. Jemand rief halblaut eine Anweisung. Nele lief neben Hendrik her. Sie sahen, wie sich mehrere Taschenlampen auf
eine Stelle konzentrierten, die sich zehn Meter vom Bunker entfernt im Unterholz befand.
    Dort angekommen sahen sie zwei Männer auf dem Boden liegen. Erst im letzten Moment erkannte Nele, dass sie am Rande eines Lochs lagen und die Arme nach unten ausstreckten. Borrmann stand hinter ihnen und drehte sich um, als Hendrik ihn ansprach.
    »Was ist passiert?«
    Die Augen des Mannes blitzten auf.
    »Was passieren musste«, presste er hervor. »Sehen Sie sich diesen Mist an. Überall hier im Unterholz sieht es genauso aus. Das ist in der Dunkelheit lebensgefährlich. Wir holen ihn noch da raus, dann brechen wir ab!«
    Nele beugte sich vor.
    Sie standen an der Bruchkante von irgendwas, das sich nicht identifizieren ließ. Vielleicht ein ehemaliges Gebäude, vielleicht ein Keller oder Reste einer Kanalisation. Hinter dieser Kante ging es senkrecht drei bis vier Meter in die Tiefe. Im Licht der Taschenlampen erkannte sie, dass der schmale Boden mit Eisenbewehrungen bestickt war. Kalt lief es ihr den Rücken hinunter.
    »Ist er verletzt?«, fragte sie.
    Borrmann schüttelte den Kopf. »Hat Glück gehabt, aber Sie sehen es ja selbst. Genauso gut hätte er sich aufspießen können.«
    Die beiden am Boden liegenden Männer zogen ihren Kameraden an den Armen aus dem Loch. Oben angekommen hockte er sich hin und rieb sich das Knie. Dann warf er einen kurzen Blick zurück und wurde sichtlich weiß im Gesicht.
    »Schwein gehabt«, war sein kurzer Kommentar.
    Er war jung, nicht viel älter als fünfundzwanzig. Vor Neles
innerem Auge blitzte eine Art Fotografie auf, die den Mann aufgespießt auf rostige Eisenbewehrung am Grunde des Lochs zeigte. Blut sickerte in seine dunkle Uniform. Sie schloss die Augen, schüttelte den Kopf und verjagte das Bild. Borrmann und Hendrik hatten Recht, sie mussten die Suche verschieben.
    Während die Männer sich sammelten und ihre Ausrüstung überprüften, stand Nele etwas abseits und versuchte ihre rasenden Emotionen unter Kontrolle zu bringen. Obwohl ihr rein logisch klar war, dass sie so handeln mussten, wetterten ihr Bauch und ihr Herz dagegen. Irgendwo hier wartete Anouschka in der Gewalt des Entführers auf Hilfe, ihr Leben hing wahrscheinlich davon ab. Vielleicht war sie nur einen Steinwurf weit entfernt, vielleicht wurde sie ein paar Meter unter Neles Füßen gefoltert und stand Höllenqualen aus. Und sie konnte verdammt noch mal nichts dagegen tun!
    Nele biss sich auf die Unterlippe, um die heißen Tränen zu unterdrücken. Während ihrer ganzen Zeit bei der Polizei hatte sie sich noch niemals derart zerrissen gefühlt. Borrmanns Männer formierten sich für den Abmarsch, sie zogen schon los, Hendrik stand auf der Lichtung vor dem Bunker und sah zu ihr herüber. Sein Blick war einfach zu deuten.
    Sie musste los.
    Sie wollte nicht.
    Ihre Füße schienen mit dem Boden verwurzelt.
    Anou, wo bist du?
    Gib mir ein Zeichen, ein kleines Zeichen!
    Nele sah abwechselnd zum Bunker, zu Hendrik und ins Unterholz.
    Dann setzte sie sich in Bewegung, mit schweren, hölzernen Schritten, sich tief im Innern bewusst, dass es Anous
Todesurteil war, wenn sie diesen Ort jetzt verließ und erst im Morgengrauen wiederkehrte.
    Es zerriss ihr schier

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