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Tief in meinem Herzen

Tief in meinem Herzen

Titel: Tief in meinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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wartete bereits vor der Tür, um sie ins Esszimmer zu führen. Der überraschte Blick, mit dem er sie bedachte, entging Beth nicht. Offensichtlich erinnerte er sich noch zu gut an die nasse, heruntergekommen wirkende Gestalt im Wollmantel vom Vorabend.
    Das Esszimmer war wie der Ballsaal ein riesiger, mit dunklen Holzpaneelen vertäfelter Raum, an dessen Ende sich ein großer Kamin befand. Gemusterte Teppiche auf dem Marmorboden sorgten für Gemütlichkeit. In der Mitte des Raumes stand ein langer polierter Eichentisch, an dem sicher dreißig Personen Platz gehabt hätten. Es war jedoch nur für zwei Personen gedeckt. Cesario stand am Fenster und schien gedankenversunken in die Dunkelheit zu starren. Nachdem der Butler sie allein gelassen hatte, wandte er sich zu ihr um und kam auf sie zu.
    Er war noch immer furchtbar wütend wegen des Anrufes, den er vor einer halben Stunde entgegengenommen hatte. Er schämte sich fast vor sich selbst, dass er sie trotzdem noch begehrte. Und fragte sich in diesem Moment sogar, wie er sie nur als unscheinbar hatte einstufen können.
    Das grüne Kleid betonte das lebendige Grün ihrer Augen perfekt. Ihre schlanke Figur schien wie gemacht zu sein für das schmal geschnittene, elegante Kleid. Abgesehen von einem Hauch von Gloss schien sie keinerlei Make-up zu tragen. Erneut fühlte er sich von dieser Unschuld, die sie ausstrahlte, wie magisch angezogen. Doch jetzt wusste er wenigstens, dass es sich dabei bloß um eine Illusion handelt, dachte er grimmig. Er hatte außerdem auf den ersten Blick gesehen, dass das Kleid nicht von der Stange war. Entweder waren Putzfrauenlöhne höher, als er immer angenommen hatte, oder Beth hatte das Kleid auf die gleiche Art in die Finger bekommen wie die Diamantohrringe. Er zwang sich zu einem Lächeln.
    „Guten Abend, Beth.“
    Einen Moment lang ließ er seinen Blick auf ihr ruhen und bemerkte die leichte Röte, die ihre zarten Wangen überzog. Es gab ihm ein Gefühl von Genugtuung, dass sein Blick sie offensichtlich nicht ganz kaltließ. Sein Herzschlag beschleunigte sich bei dem Gedanken daran, und er musste alle Willenskraft aufwenden, um den Blick von ihr abzuwenden.
    Schweigend nahm Beth auf dem Stuhl Platz, den Cesario ihr anbot. Ihre Haut prickelte unangenehm. Es lag eine seltsame Anspannung in der Luft.
    „Was möchtest du trinken? Filomena hat ein Geflügelgericht vorbereitet, und ich würde einen Sauvignon Blanc dazu nehmen. Es gibt aber auch Rotwein, wenn dir das lieber ist.“
    „Ich nehme Weißwein, danke.“
    Sie wollte sich nicht lächerlich machen und nach einem Glas Limonade fragen. Vielleicht würde der Wein ihr ja auch etwas helfen, sich zu entspannen. Sie lächelte ihn schüchtern an, als er ihr das Glas Wein reichte. Sein Gesichtsausdruck blieb ernst.
    „Auf unsere Bekanntschaft!“, prostete er ihr zu, während der erste Gang serviert wurde – eine Auswahl regionaler Käsesorten, Feigen sowie feinster Schinken. Er deutete auf ihren Teller. „Bitte fang an … Und während wir essen …“, murmelte er mit einem Unterton, den sie nicht zu deuten wusste, „… kannst du mir ein wenig mehr über Beth Granger erzählen.“
    Beth zwang sich, etwas der Antipasti zu probieren. Warum benahm er sich so merkwürdig?
    „Was möchtest du denn wissen?“
    „Warum fangen wir nicht mit deiner Karriere an?“
    „Nun ja, über eine Putzfrauenkarriere gibt es nicht viel zu sagen“, entgegnete sie verlegen.
    „Aber davor hast du doch als Nanny für eine Familie in Berkshire gearbeitet, nicht?“, fragte er und beobachtete sie scharf.
    Beth spürte, wie ihr Mund trocken wurde. Ihre Hand zitterte leicht, als sie nach ihrem Glas griff.
    „Woher weißt du das?“
    „Ich habe dich überprüfen lassen“, entgegnete er gelassen und zog die Brauen hoch, als Beth nach Atem rang. „Du hast doch nicht etwa gedacht, du könntest hier mit einer ausgedachten Geschichte auftauchen, und ich würde dir alles abnehmen, ohne Nachforschungen anzustellen?“
    „Es ist keine ausgedachte Geschichte. Mel war sich sicher, dass du Sophies Vater bist“, gab Beth aufgebracht zurück.
    Cesario konnte gar nicht wissen, was passiert war, als sie für die Devingtons gearbeitet hatte, versuchte Beth, sich zu beruhigen. Alicia Devington hatte zugestimmt, die Polizei nicht einzuschalten, wenn Beth Devington Hall sofort verließe. Es war Hugo Devingtons Vorschlag gewesen. Natürlich, dachte sie bitter. Er wollte auf keinen Fall, dass die Polizei involviert wurde.

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