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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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Unterwasseruntersuchung des Meeresbodens in dem Bereich des Nordatlantiks, der als SONAZ bezeichnet wird, vornehmen lassen. Ich werde in Kürze meine Offiziere anweisen, ein angemessen ausgerüstetes U-Boot der Royal Navy dorthin zu entsenden. Aber die Bürger von Großbritannien werden verstehen, dass dies ein höchst ernstes Unterfangen ist, das die Teilnahme von Zivilisten nicht zulässt. Dr. Ormond und Kate Gunning können am besten ihren Beitrag leisten, wenn sie an Land bleiben und sich mit mir und anderen Offiziellen zusammensetzen, um in aller Ruhe ihre Vorstellungen zu erläutern. Aus diesem Grund haben wir beschlossen, ihnen keinen Zugang zu dem U-Boot zu gewähren, das nach SONAZ geschickt wird. Ich kann den Bürgern von Großbritannien versichern, dass dies so schnell wie möglich und mit dem absoluten Willen, die Wahrheit ans Licht zu bringen, geschehen wird. Die Ergebnisse werden sofort in vollem Umfang und mit größter Transparenz berichtet werden. Wir wollen hoffen, dass dieses Unternehmen uns zum Anfang vom Ende der Walkrise bringt. Vielen Dank.«
    Die Reporter begannen, Fragen zu stellen, aber die beiden Minister verließen bereits den Saal, Adlington mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit.
    »Na, wenigstens tun sie was«, sagte Roddy widerwillig.
    »Du lieber Himmel, Roddy.«
    »Was ist?«
    »Du bist so naiv.«

11
    Andrew blieb bis zur Mittagspause. Dann sagte Arnie zu seinem neuesten und nutzlosesten Mitarbeiter: »Du bist zum Scheißarbeiten hier, nicht, um Scheißmädchen anzubaggern, und jetzt verpiss dich.« Es stimmte, dass Andrew nicht der fleißigste seiner Angestellten gewesen war. Fast den gesamten Vormittag über hatte er mit der Rothaarigen, Amanda, geplaudert. Jetzt saßen sie zwischen den zwei Großfamilien auf dem überfüllten, lauten Strand und aßen Eis. Er ließ sie an seinem Hörnchen lecken, sodass Vanilleeis auf ihre Brust tropfte.
    »Weißt du, wie das aussieht?«, sagte er lüstern.
    »Hör auf.«
    »Soll ich es ablecken?«
    »Vergiss es.«
    »Du darfst auch noch mal an meiner Waffel –«
    »Was ist das für ein Lärm?«, unterbrach sie ihn. Sie stieß ihn weg und blickte aufs Meer.
    Die Flut kam. Eine riesige Welle hatte die Leute, die ganz unten am Strand lagen, überspült. Fluchend oder lachend, je nach Temperament, sprangen sie auf und rafften ihre Sachen zusammen. Im Meer hüpften und kreischten aufgeregte Kinder und Erwachsene, weil es so aussah, als ob die nächste Riesenwelle schon unterwegs wäre.
    Eine Frau in mittlerem Alter beobachtete, wie sich die Welle etwa fünfzig Meter weit draußen bildete. Diese Welle war nicht nur höher als die anderen, sie war auch schneller, denn die Frau sah sie zwei kleinere Wellen überrollen. Perplex verzog sie das Gesicht, als das Wasser bis zu ihren Knien schwappte. Wellen können doch keine unterschiedlichen Geschwindigkeiten haben, dachte sie.
    Ein Stück weiter, näher am Pier, stand Arnie. In seinem Arbeitsleben, das fünfzig Jahre Unzufriedenheit umspannte, war dieser Tag einer der schlimmsten, fand er. Es war viel zu heiß, es waren viel zu viele Leute da, er hatte einen Mitarbeiter zu wenig, und sein Rücken brachte ihn um.
    »Macht euch vom Acker und fahrt nach Hause, ihr Scheißpack«, murmelte er und spuckte in den Sand.
    »He!«, schrie ein Mann, der ein Frisbee in der Hand hielt. »Das hätte auf meinem Fuß landen können.«
    »Na ja, Scheiße, ist es aber nicht! Warum regen Sie sich dann so auf?«
    Laute Schreie und Rufe ließen sie zum Meer blicken. Die Sicht auf das Wasser war ihnen durch die vielen Menschen zwar versperrt, aber es schien eine kleine Panik ausgebrochen zu sein. Die Leute drängten vom Meer zurück, und auch Arnie und der Mann mit dem Frisbee wurden mitgezogen. Schreie und Klagen erfüllten die Luft.
    »Das war ja eine Riesenwelle!«
    »Mein Handtuch ist nass!«
    »Mama! Mama!«
    »Wo ist der verdammte Hund?«
    Arnie wich zurück, bekam einen Ellbogen in die Rippen und stieß gegen einen großen Pappbecher voller Cola, die sich über seine Füße ergoss. Unglaublich, stöhnte er innerlich.
    Der Pier erstreckte sich über vierhundert Meter weit ins Meer hinein. Am Ende stand ein alter Mann, dem es anscheinend nicht heiß war – er trug einen Anzug, einen Pullover über dem Jackett und zu allem Überfluss noch einen Regenmantel. Aufgeregt zeigte er aufs Meer hinaus. Seine Frau beschattete die Augen mit der Hand und folgte seinem Blick. Sie sah, was er sah, und stieß einen leisen Schrei aus. Auch

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