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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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Kniestrümpfe und niedliche Pyjamas. Jedes Teil war sauber gefaltet. Oben auf dem Stapel lag ein Zettel.
    Ich brauche die Sachen nicht mehr, du kannst sie für deine traurigen Fantasien behalten. Ich hoffe, sie schmeißen den Schlüssel weg.
    Er hatte das Gefühl zu erstarren, während sein Gehirn diese Information zu verarbeiten versuchte: Sie hat mich in eine Falle gelockt … Sie verachtet mich … Er dachte daran, wie sie wohl die Zähne zusammengebissen hatte, während sie ihn umgarnte, damit diese Gunning seinen Schreibtisch durchwühlen konnte.
    Er öffnete wieder die Augen, die er einen Moment lang geschlossen hatte. Sein Blick fiel auf den Zettel: Ich hoffe, sie schmeißen den Schlüssel weg … Sein gewohnter Egoismus meldete sich wieder: Ormond, dieser Bastard, den meine Frau einmal geliebt hat, immer noch liebt, Ormond hat Ally benutzt … Er hat mich ruiniert. Noch nicht gleich, erst, wenn die Anwälte darüber reich geworden sind, aber er hat mich ruiniert.
    Immer noch saß er mit gekreuzten Beinen auf dem Boden, wie ein übergroßer abnormer Buddha. Seine Atmung verlangsamte sich, und er konzentrierte sich nur noch auf ein Thema. Er würde sie umbringen lassen: Ormond, Gunning und – ja – Theresa.
    *  *  *
    Nach der Pressekonferenz warteten Roddy und Kate auf die Antwort der Regierung. Sie verbrachten eine surreale Stunde damit, sich in Kates Küche etwas zu essen zu machen und es an ihrem Esstisch zu verzehren, während um sie herum der Teufel los war. Die Türklingel summte, bis sie den Strom abstellten, ihre Handys klingelten unablässig, bis sie sie ausschalteten, und unten von der Straße aus riefen die Journalisten: »Dr. Ormond, einen Augenblick nur! … Ms Gunning, nur ein paar Fragen … Wie wird Ihrer Meinung nach die Regierung auf Ihre Forderungen reagieren?« Irgendwann war es den Journalisten gelungen, in das Mietshaus einzudringen, und sie hämmerten so lange unablässig an Kates Wohnungstür, bis die Polizei kam.
    Ein paar Minuten später blickte Roddy auf.
    »Was ist passiert? Draußen ist es auf einmal so still.«
    Kate sprang auf und drehte den Ton am Fernseher lauter. Clive Manners, der Umweltminister, und Victoria Adlington, die Verteidigungsministerin, hielten ihre eigene Pressekonferenz ab.
    »… sind wir Dr. Ormond und Ms Gunning außerordentlich dankbar für ihren erhellenden Beitrag zu dieser schwierigen Situation«, erklärte der Umweltminister in ernstem Tonfall; Adlington nickte düster. »Die Vorstellung, dass eine Einzelperson die Wale am Brighton Beach getötet haben könnte, ist fast zu schrecklich. Ich möchte dem gesamten Land versichern, dass wir dies und alle anderen Behauptungen mit äußerstem Nachdruck untersuchen werden. Nun kommen wir zu der Frage, ob Großbritannien chemische Waffen im Meer verklappt. Ich erkläre hiermit in aller Deutlichkeit: Diese Regierung verklappt keine chemischen Waffen im Meer, sie hat es noch nie getan und wird es auch nie tun. Wir sind stolz auf unsere Errungenschaften im Umweltschutz, stolz darauf, dass wir zu den führenden Nationen gehören, die für eine Welt ohne chemische Waffen plädieren. Allerdings scheint man bei den von Dr. Ormond veranlassten Nekropsien tatsächlich besorgniserregende Substanzen in den Walen gefunden zu haben. Aus diesem Grund wird die Regierung nun ermitteln, ob unter früheren Regierungen möglicherweise der Umweltschutz missachtet worden ist. Meine Kollegin, die Verteidigungsministerin, wird Ihnen erläutern, was wir zu tun gedenken.«
    »Er hat keinen Ton über das VX gesagt«, beschwerte sich Roddy.
    Neben Victoria Adlington sah ihr schlanker Kollege wie ein Zwerg aus. Ohne in die Kamera zu blicken, las sie eine vorbereitete Erklärung vom Blatt ab. Der Text war von dem panischen Kabinett hastig zu Papier gebracht worden, um die Forderung der Öffentlichkeit nach Ergebnissen zu befriedigen und gleichzeitig die Regierung zu schützen.
    »Die Regierung ist nicht geneigt zu glauben, dass Wale mit Menschen sprechen oder gegen Umweltschäden protestieren können …«
    »O nein«, stöhnte Roddy.
    »Wale gehören zum Tierreich, und die Geschöpfe der Natur, so wundersam sie oft auch sein mögen, bilden keine Protestgruppen. Nichtsdestoweniger erkennen wir jedoch an, dass wir für das, was allgemein als Walkrise bezeichnet wird, die Verantwortung übernehmen müssen. Die Regierung kann zwar nicht akzeptieren, dass Wale nach einem U-Boot verlangen, aber wir werden dennoch eine

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