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Tief

Tief

Titel: Tief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Croft
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schwammen, widerstehen würde.
    »Sprich!«, zischte Roddy Kate zu, die unter Schock zu stehen schien. » Sprich!« , schrie er. »Beschreib, was wir dem Meer angetan haben, und dann sag mir, ob diese Wale in Blackpool nicht zu ihrer Tat getrieben worden sind.« Er wandte sich an Gerhardie. »Sie wollten uns etwas zeigen. Wir sollten ihrem Kurs folgen.«
    Gerhardie nickte. Die Tenacious glitt immer näher an ihr unbekanntes Ziel heran. Sie wurde jetzt wie durch einen Fluss navigiert und schwamm genau in der Mitte des breiten Grabens. Unter ihnen war blanker, nicht durch Benthal verdeckter Felsen. Das Licht war wie eine Art Färbung, die alles durchdrang.
    Roddy begann zu schwitzen. Er wich leicht vor den Monitoren zurück, verschränkte die Arme über der Brust und ballte die Fäuste. Er konnte keinen zusammenhängenden Gedanken mehr fassen, so groß war sein Entsetzen. Was für ein unglaublicher Missbrauch an der Natur, was für ein krimineller chemischer Cocktail kann dies anrichten? Das ist mehr als nur reine Wasserverschmutzung. Hier findet etwas Aktives statt, eine chemische Reaktion, ein Prozess, von dem wir nichts wissen. Die unbekannten Bestandteile … Vielleicht nähren chemische Waffen und Benthal einander, vielleicht spielen ja auch die Bedingungen der Umgebung eine Rolle – vulkanische Energie und Materie? Hydrothermale toxische Emissionen? Das weiß nur Gott, ich nicht. Was haben wir nur getan? , wiederholte eine verzagte Stimme in seinem Kopf immer wieder.
    Auch Falklands weiches, rosiges Gesicht war schweißgebadet. Ständig fuhr er sich mit der Zunge über die Lippen, während er die ferngesteuerten Kameras lenkte. Roddy setzte sich auf den leeren Platz neben ihm – Kommandant Gerhardie, der sich Sorgen machte, wie sein Schiff auf das kontaminierte Meerwasser reagieren würde, hatte den Gefreiten Drew damit beauftragt, eine Schadensüberprüfung durchzuführen – und begann, ebenfalls zwei Kameras zu bedienen. Er schwenkte die Steuerbord-Kamera um sechzig Grad und blickte über eine Mondlandschaft: blass, hell und voller Felsen. Er meinte, verschwommen das Ende des Grabens sehen zu können, eine senkrechte Fläche in der Ferne. Aber sonst gab es nichts zu sehen. Vor drei Minuten noch hatte sich der Pottwal aufgelöst ; und vor dem Graben hatten sie mutierte Fische und aufgeblähte einfache Organismen gesehen, die wie groteske Dekorationen im Wasser hingen. Es war, als ob die Tenacious auf dem Weg zum Epizentrum des Bösen durch unterschiedliche Zonen fuhr. Was kommt als Nächstes?, dachte Roddy.
    Er hörte Kate mit leiser, drängender Stimme berichten, konzentrierte sich aber so auf seine Aufgabe, dass er die einzelnen Wörter nicht verstand. Draußen veränderte sich jetzt die Qualität des Lichts. Vor ihnen lag noch ein zusätzlicher Schein, wie eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang im Osten, wenn man das Licht bereits spüren und ahnen, aber noch nicht sehen kann.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte Gerhardie, der gerade wieder in die Offiziersmesse kam.
    »Ja«, erwiderte Roddy.
    »Bis jetzt ist kein größerer Schaden entstanden. Wir denken bloß, dass wir leichter zu pingen sind.«
    »Was?«
    »U-Boote sind mit einer speziellen Substanz gestrichen, mit der Radar und Sonar nicht gut klarkommen. Diese Schicht ist jetzt weg, sodass uns andere U-Boote leichter pingen, also lokalisieren können. Aber das Metall hält stand.«
    »Gut.«
    Gerhardie schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Als ich sah, wie sich der Wal vor unseren Augen auflöste …«
    »Ja?«
    »Da ist mir klar geworden, dass Sie kein Irrer sind, der von einer schwachen Regierung bei Laune gehalten – oder benutzt – wird.«
    Mit jedem Meter, den sie zurücklegten, wurde die neue Qualität des Lichts deutlicher. Es hatte jetzt einen bläulichen Schimmer. Es saß auf dem Meeresboden, und das Blau mischte sich mit dem farblosen Licht, das aus dem Wasser zu kommen schien. Es füllte die gesamte Breite des Grabens aus. Es wirkte bedrohlich, und Roddy gefiel es gar nicht. Immer näher glitt die Tenacious dem blauen Licht entgegen – dem bösen Leuchten .
    »Es ist wie ein, es ist, als käme es aus einer Art Schlamm oder so etwas …«
    Falklands Beschreibung war unzureichend, aber er hatte recht. Etwa zweihundert Meter vor sich sahen sie einen dicken, durchscheinenden Brei, der den Meeresboden bedeckte. Klumpen von bläulich phosphoreszierendem Schleim hatten sich gebildet, in denen amorphe Formen und Blasen zu sehen waren, als das

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