Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
wieder über den Haufen zu werfen? Dass der Mann kein Heiratskandidat war und sie seinem Sexappeal nicht verfallen durfte, dass sie dringend darüber sprechen mussten, was nun in der Zukunft zu geschehen hatte, wie sie den Fragen der anderen begegnen wollten, wenn die Schwangerschaft nicht mehr zu verheimlichen war, das alles war ihr klar. Und sie hatte nichts Besseres zu tun, als sich ihm bei der erstbesten Gelegenheit wieder an den Hals zu werfen?
Leider war es immer so, wenn Shane sie in die Arme nahm und küsste. Dann verließ der gesunde Menschenverstand sie, und sie gab dem leidenschaftlichen Verlangen nach, das er in ihr hervorrief. Was sollte sie nur tun?„Ich glaube, wir sollten jetzt die Sandwiches essen, die wir uns bei dir gemacht haben“, sagte sie, als sie sich einigermaßen gefasst hatte. „Ich krieg allmählich Hunger.“
„Ich auch.“ Er grinste frech. „Ich bin sogar hungrig wie ein Wolf. Aber mein Appetit hat nichts mit Essen zu tun.“
Sie wurde rot, wandte sich aber schnell ab, ging zu den Pferden und holte die Sandwichpäckchen aus den Satteltaschen. „Mr McDermott, Sie sind einfach unmöglich“, sagte sie streng und verbiss sich dabei das Lachen.
„So?“ Er war aufgestanden und breitete die Decke aus. „Ich würde eher sagen, unersättlich, Engelchen.“
„Das kann ja sein, aber vielleicht sollten Sie versuchen, sich zusammenzunehmen.“ Lächelnd kam sie auf ihn zu und kniete sich auf die Decke. Vorsichtshalber sah sie ihn nicht an, als sie die Sandwiches auspackte und auf zwei Teller verteilte. Dann öffnete sie zwei kleine Flaschen Apfelsaft und setzte sich.
„Wir müssen über vieles reden.“ Sie trank einen Schluck Apfelsaft. „Und eine ganze Menge Entscheidungen fällen.“
Auch Shane war jetzt ernst geworden. Er ließ sich neben Melissa auf die Decke sinken. „Aber nicht jetzt. Dafür haben wir morgen noch viel Zeit.“ Er griff nach einem Sandwich. „Heute solltest du dich ausruhen und neue Kräfte sammeln. Gestern war ein harter Tag für dich.“
Das war eine Anspielung auf ihren Zusammenbruch vom Vortag, und sie war froh, dass er das Thema nicht weiter verfolgte. „Vielleicht hast du recht.“
„Ganz bestimmt sogar.“ Dabei lächelte er sie so selbstbewusst an, dass sie nicht wusste, ob sie ihn küssen oder in die Seite boxen sollte. Doch sie unterließ beides und nahm stattdessen seinen Rat an. Es stimmte, sie hatten am nächsten Tag noch reichlich Zeit, über alles zu sprechen, auch darüber, wie sie mit der Tatsache umgehen sollten, dass aus einem oberflächlichen Verhältnis eine ernste Sache geworden war.
4. KAPITEL
Die Berge warfen die ersten langen Schatten in das Tal der Rainbow Bend Ranch , als Shane und Melissa durch das Hoftor ritten. Es ist ein schöner Tag, dachte Shane, als sie abstiegen. Dass Melissa die Ranch gefiel, war gut, und er freute sich schon darauf, ihr nach und nach das ganze Gelände zu zeigen.
„Was meinst du, wollen wir heute einfach nur eine Kleinigkeit vor dem Fernseher essen?“, fragte er, während er die Pferde in den Stall führte. „Wir können uns dabei einen Film ansehen, entweder im Fernsehen, oder wir gucken eine DVD. Ich habe eine große Auswahl an guten Filmen.“ Er nahm dem Hengst den Sattel und die Decke ab und trug beides in die Sattelkammer. Dann kümmerte er sich um Stormy und warf Melissa dabei ein schiefes Lächeln zu. „Allerdings wird wohl nicht unbedingt etwas für dich dabei sein. An Liebesfilmen habe ich nicht viel zu bieten.“
„Das überrascht mich nicht.“ Sie lachte, griff nach einem Striegel und wandte sich dem Wallach zu. „Aber davon abgesehen finde ich die Idee sehr verlockend, einfach nur so vor dem Fernseher herumzuhängen. Und mir ist auch ziemlich egal, was für einen Film du aussuchst. Ich schlafe wahrscheinlich schon nach wenigen Minuten ein.“
„Soso.“ Er schwieg und striegelte den Hengst. Dann führte er erst ihn und anschließend den Wallach in den Stall. „Vielleicht solltest du schon mal ins Haus gehen und duschen“, meinte er, als er wiederkam. „Ich muss noch die Pferde füttern und tränken und komme dann nach.“
Shane wandte sich ab und ging in die Futterkammer, holte Kraftfutter für die Pferde und goss Wasser in ihre Tränken. Zu seiner Überraschung war Melissa immer noch da, als er zurückkam. Sie saß auf einem Strohballen neben der Sattelkammer und sah Shane lächelnd an. „Wieso bist du noch da?“, fragte er leicht irritiert. „Ich dachte, du
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