Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
den Job. Melissa wollte ihr das Leben nicht noch zusätzlich schwer machen.
„Bist du fertig?“
Melissa blickte hoch und sah Avery, die auf sie zukam. „Ja. Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn wir in der Sky Lounge essen gehen? Ich muss nämlich schon in einer knappen Stunde wieder zurück sein.“
„Gibt es Probleme?“
„Nein, nein, nicht wirklich.“ Sie lächelte Rita beruhigend an. „Wir sind für heute Nachmittag nur etwas überbucht. Offenbar wollen alle Gäste unbedingt noch heute eine Massage oder Gesichtsbehandlung haben. Wahrscheinlich weil am Wochenende das große Galadinner zu Ehren der Geldgeber stattfindet. Da will jeder besonders schön sein.“ Sie lachte. „Ein paar der Behandlungen werde ich wohl selbst übernehmen müssen.“
„Hm, du hast ja wirklich ein strammes Programm“, staunte Avery. „Aber mir ist die Änderung nur recht. Ich hatte dich auch schon fragen wollen, ob wir nicht in die Sky Lounge gehen können. Denn ich will nach dem Lunch noch kurz mit Guy sprechen.“
„Und was ist mit Erica?“, fragte Melissa und griff nach ihrer Tasche. „Weiß sie, wo sie uns finden kann?“
„Ja. Ich habe sie vormittags angerufen und gebeten, einen Tisch am Fenster zu bestellen, und ihr gesagt, dass wir sie um …“ Sie blickte kurz auf die Uhr. „… oh, also, dass wir sie vor fünf Minuten hätten treffen sollen.“
Melissa lachte. „Dann sollten wir gleich los.“ Immer wieder war sie froh darüber, dass das Schicksal ihr in den letzten Monaten eine Halbschwester und eine zukünftige Schwägerin geschenkt hatte. Die drei waren schnell die besten Freundinnen geworden.
Ein paar Minuten später betraten Melissa und Avery die Sky Lounge und winkten Erica zu, die an einem Fenstertisch saß und auf sie wartete.
„Entschuldige, dass wir nicht pünktlich sind, aber …“ Melissa setzte sich.
„Nein, es ist eher meine Schuld“, unterbrach Avery sie sofort. „Ich war zu spät dran, Guy ist auch nicht rechtzeitig weggekommen, weil ich … ich meine, wir … das heißt …“
Schmunzelnd, das Kinn in die Hand gestützt, betrachteten Erica und Melissa die errötende Freundin und fragten wie aus einem Munde: „Was denn nun?“
„Ach nichts.“ Avery griff nach der Speisekarte. „Ich nehme ein Thunfisch-Sandwich.“
Melissa lachte laut los, bedrängte die Freundin aber nicht weiter, sondern warf auch einen Blick in die Speisekarte. „Ich nehme das Gleiche.“
Nachdem alle drei bestellt hatten, sprachen sie über die bevorstehende Party zu Ehren des ungeborenen Babys. „Leider weiß ich ja erst in ein paar Monaten, ob ich mich auf Rosa oder Hellblau einstellen muss“, meinte Melissa bekümmert.
„Was wünschst du dir denn?“, fragte Erica. „Einen Jungen oder ein Mädchen?“
„Darüber habe ich eigentlich noch nicht nachgedacht.“ Melissa war selbst darüber erstaunt. „Aber im Grunde ist mir das egal. Hauptsache, das Baby ist gesund.“
„Ja, das ist wirklich das Wichtigste“, gab Avery ihr recht.
Nachdem sie sich auf ein Datum im Februar geeinigt hatten, sprachen sie noch kurz über die Organisation und über mögliche Läden, in denen Melissa eine Geschenkliste auslegen könnte. Die Stunde verging viel zu schnell, und die drei hatten kaum ihr Mittag gegessen, als sie zurück zum Fahrstuhl hasteten. „Dann sehen wir uns Sonnabend zum Dinner?“, fragte Melissa, als sie in der Hotelhalle aus dem Aufzug stiegen.
„Aber klar. Das lassen Christian und ich uns doch nicht entgehen“, meinte Erica.
„Und wir kommen natürlich auch. Obwohl“, Avery lachte, „es wird sicher nicht einfach sein, Guy von der Küche fernzuhalten. Ihr wisst ja, wie er ist. Ein absoluter Perfektionist.“
„Seit Guy Geschäftsführer für alle Restaurants ist und Louis Leclerc abgeworben hat, sind das Angebot und der Service so viel besser geworden“, stellte Melissa anerkennend fest.
„Und die neuen Gerichte sind der absolute Hit“, fügte Erica hinzu.
„Ach du Schreck!“ Melissa blickte auf ihre Uhr. „Jetzt muss ich aber wirklich los. Bis Sonnabend dann.“
Während sie die beiden kurz umarmte und dann schnellen Schrittes Richtung Wellness-Center ging, musste sie immer an Ericas Frage denken. Ihr war völlig egal, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen bekam. Aber wie war es mit Shane? War es ihm wichtig, ob sein Erstgeborenes ein Sohn oder eine Tochter war? Wie die meisten Männer würde er vielleicht einen Sohn bevorzugen. Aber wenn sie ein Mädchen erwartete, war
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