Tiefe Sehnsucht - stärker als alle Vernunft
sollen wir ihm den Rest auch noch erzählen?“
„Warum nicht?“
„Im Frühjahr kommt noch ein Baby hinzu.“ Bei dem Gedanken wurde Shane ganz warm ums Herz, ein Gefühl, das neu für ihn war. Fing er wirklich schon an, sich darauf zu freuen, Vater zu werden?
„Teufel auch!“ Kaktus grinste von einem Ohr zum anderen. „Wenn dann eine junge Mrs McDermott und sogar noch ein Kleines im Haus sind, dann muss ich mich wohl ordentlich benehmen, was?“
„Vielleicht, aber nicht zu sehr. Sonst erkenne ich dich nicht mehr wieder. Aber Frühstück machen in langen Unterhosen, das gibt’s dann nicht mehr.“ Shane lachte laut los und verließ gemeinsam mit Melissa die Küche. Während sie den Flur entlanggingen, hörte er den alten Mann weiter vor sich hin schimpfen. Über Kinder und Frauen und sture Rancher, die erwarteten, dass man alles aufgab, was das Leben erträglich machte. „Was für ein liebenswerter alter Brummbär.“ Shane schüttelte lächelnd den Kopf.
„Ja, finde ich auch. Aber was war es denn nun, was du mir unbedingt zeigen wolltest?“, fragte Melissa, als Shane die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete und sie schnell zustieß, sowie sie eingetreten waren.
Doch Melissa sah so süß und begehrenswert aus, dass Shane sie erst einmal in die Arme nehmen und herzhaft küssen musste. „Daran habe ich den ganzen Tag denken müssen“, sagte er, als er schließlich den Kopf hob.
„Ich auch …“ Ihr sehnsuchtsvolles Lächeln hätte ihn fast von dem abgelenkt, was er ihr dringend erzählen wollte.
Aber er nahm sich zusammen. „Wie war dein Tag?“ Seltsam, dass er plötzlich an allem interessiert war, was Melissa betraf.
„Frag lieber nicht“, antwortete sie und stöhnte.
„So schlimm?“
„Einfach nur sehr anstrengend. Rita hatte zu viele Termine vereinbart, und da musste ich einspringen. Meistens mit Massagen, und du kannst dir vorstellen, wie viel Kraft das kostet. Aber nun sag schon, was wolltest du mir unbedingt erzählen? Oder zeigen?“
„Erst erzählen. Mich hat Scheich Al Kahara angerufen. Er hat ein Gestüt in Kentucky gekauft und möchte, dass ich ihm neue Ställe entwerfe.“
„Das hört sich ja spannend an. Musst du im Zusammenhang mit solchen Aufträgen eigentlich viel reisen?“
„Hin und wieder schon, aber normalerweise nicht häufiger als ein- oder zweimal im Jahr. Vieles lässt sich über E-Mail erledigen. Die Auftraggeber schicken mir die gewünschten Maße und informieren mich darüber, was sie sich so in etwa vorstellen. Manche haben auch Sonderwünsche. Ich schicke ihnen dann einen ersten Entwurf und einen Kostenvoranschlag, und wenn sie einverstanden sind, kommt es zum Vertrag, und ich kann anfangen. Aber die Zusammenarbeit mit dem Scheich wird einfach. Denn er will die Ställe hier genauso bauen lassen wie die bei seinem Palast in Almarif, für die ich damals die Zeichnungen gemacht habe.“
„Leben viele deiner Kunden im Ausland?“
„Ja, eine ganze Reihe.“
„Und sind sie alle adelig?“
Ihn freute ihr Interesse an seinem Beruf. „Das nicht. Aber einige Blaublütige sind schon darunter.“ Er lachte und nahm sie bei der Hand. „Doch ich will jetzt nicht mit dir über Scheichs oder Bauzeichnungen für Ställe sprechen.“ Er wies auf einen der Sessel, die vor dem Kamin standen. „Stattdessen möchte ich von dir wissen, was du von einer bestimmten Sache hältst.“
Lächelnd ließ sie sich in den Sessel sinken. „Ob meine Meinung dir da viel helfen wird? Aber ich kann es natürlich versuchen.“
„Oh, ja, in diesem Fall ist deine Meinung sogar ausschlaggebend.“ Auf dem Kaminsims stand ein schwarzes Samtschächtelchen, das er da abgestellt hatte, bevor er losgefahren war, um Melissa von der Arbeit abzuholen. Am Tag zuvor hatte er den Verlobungsring ausgesucht, einen großen, herrlich geschliffenen Diamanten in einer Weißgoldfassung. Vorsichtig nahm er das Schächtelchen von dem Sims, klappte es auf, hielt es Melissa hin und wartete mit angehaltenem Atem auf ihre Reaktion. „Wärst du bereit, diesen Ring zum Dinner am Sonnabend zu tragen?“, fragte er schließlich zögernd, da sie immer noch schwieg.
Doch als sie den Kopf hob und ihn anstrahlte, wusste er, dass seine Wahl richtig gewesen war. „Oh, Shane, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Der Ring ist unglaublich schön“, stieß sie leise hervor.
Mit vor Aufregung bebenden Fingern nahm er den Ring aus der schwarzen Box und steckte ihn Melissa an den Ringfinger der linken Hand. Zu
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