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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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hatte für halb fünf eine Besprechung angesetzt, doch bevor Pia ihm berichten konnte, was sie soeben erfahren hatte, betrat Dr. Nicola Engel den Raum. Hasse und Fachinger saßen schon am Tisch, wenig später traf Ostermann mit zwei Ordnern in den Händen ein, gleich darauf erschien Behnke. Pünktlich um halb fünf tauchte Bodenstein auf.
    »Wie ich sehe, ist das K komplett anwesend.« Nicola Engel setzte sich an das Kopfende des Tisches, an dem üblicherweise Bodenstein saß. Der verlor kein Wort darüber und nahm zwischen Pia und Ostermann Platz. »Die Gelegenheit erscheint mir also günstig, mich Ihnen vorzustellen. Mein Name ist Nicola Engel, und ich werde ab dem . Juni die Nachfolge von Kollege Nierhoff antreten.«
    Im Raum herrschte Totenstille. Natürlich wusste jeder Beamte der Regionalen Kriminalinspektion in Hofheim längst, wer sie war.
    »Ich habe viele Jahre selbst als Ermittlerin gearbeitet«, fuhr die Kriminalrätin unbeeindruckt von der ausbleibenden Reaktion fort. »Die Arbeit des K liegt mir besonders am Herzen, deshalb möchte ich gerne – wenn auch inoffiziell – an dem vorliegenden Fall mitarbeiten. Mir scheint, zusätzliche Hilfe kann nicht schaden.«
    Pia warf ihrem Chef einen kurzen Blick zu. Bodenstein verzog keine Miene. Er schien in Gedanken ganz woanders zu sein. Während die Kriminalrätin einen Vortrag über ihren Werdegang und ihre Pläne für die Zukunft der RKI Hofheim hielt, beugte Pia sich zu ihm hinüber.
    »Und?«, flüsterte sie gespannt.
    »Sie hatten recht«, erwiderte Bodenstein leise. »Kaltensee hat keine Alibis.«
    »Also«, die Kriminalrätin blickte in die Runde und strahlte, »Hauptkommissar Bodenstein und Frau Kirchhoff kenne ich bereits. Ich würde vorschlagen, die anderen stellen sich in zwangloser Reihenfolge vor. Fangen wir mit Ihnen an, Herr Kollege.«
    Sie blickte Behnke an, der sich auf seinem Stuhl fläzte und so tat, als habe er nicht gehört.
    »Kriminaloberkommissar Behnke. « Frau Dr. Engel schien die Situation zu genießen. »Ich warte.«
    Die Spannung im Raum war greifbar, wie vor einem Gewitter. Pia erinnerte sich daran, wie Behnke mit wachsbleichem Gesicht aus Bodensteins Büro gestürmt war. Hatte sein eigenartiges Verhalten im Zusammenhang mit Frau Dr. Engel gestanden? Behnke war damals beim K in Frankfurt Bodensteins Mitarbeiter gewesen. Er musste Nicola Engel also auch von früher kennen. Aber wieso tat die neue Chefin so, als ob sie ihn nicht kennen würde? Während sie noch darüber nachdachte, ergriff Bodenstein das Wort.
    »Schluss mit dem Geplänkel«, sagte er. »Wir haben jede Menge Arbeit.«
    Mit knappen Worten stellte er seine Mitarbeiter vor, dann ging er sofort dazu über, die neuesten Erkenntnisse mitzuteilen. Pia beschloss, sich in Geduld zu üben und ihre Neuigkeit bis zum Schluss aufzuheben. Die Pistole, die sie in Watkowiaks Rucksack gefunden hatte, war nicht die Waffe, mit der die drei alten Leute erschossen worden waren, das hatte die Kriminaltechnik eindeutig festgestellt. Im Taunusblick war man nicht viel weitergekommen. Die Bewohner, mit denen Hasse gesprochen hatte, hatten nichts beobachtet, was für den Fall relevant wäre. Fachinger hatte dagegen in Niederhöchstadt eine Nachbarin von Monika Krämer aufgetan, die einen ihr unbekannten dunkel gekleideten Mann zur Tatzeit im Treppenhaus und später an den Mülltonnen im Hof gesehen haben wollte. Behnke hatte in Königstein einige hochinteressante Dinge herausgefunden: Der Betreiber der Eisdiele, die schräg gegenüber dem heruntergekommenen Gebäude lag, in dem Watkowiaks Leiche gefunden worden war, hatte Robert Watkowiak auf dem Foto erkannt und ausgesagt, dass Watkowiak gelegentlich in dem Haus übernachtete. Außerdem hatte er am vergangenen Freitag den Firmenwagen einer Restaurierungsfirma mit einem sehr auffälligen »N« als Firmenlogo bemerkt, der beinahe eine Dreiviertelstunde vordem Haus gestanden hatte. Und vor ein paar Wochen hatte Watkowiak mit einem Mann, der sein BMW Cabrio mit Frankfurter Kennzeichen direkt vor der Eisdiele abgestellt hatte, dort fast zwei Stunden an einem der hinteren Tische gesessen und intensiv auf den Fremden eingeredet.
    Während die Kollegen spekulierten, was wohl ein Fahr zeug von Nowak vor dem Haus in Königstein gemacht hatte und wer der Unbekannte in der Eisdiele gewesen sein könnte, blätterte Pia in der Akte Goldberg, die ziemlich dünn geblieben war.
    »Hört mal«, mischte sie sich ins Gespräch ein. »Goldberg hatte am Donnerstag

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