Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
nicht nur zur Tatzeit an Schneiders Haus gesehen worden, er selbst war auch zu der Zeit, als Watkowiak gestorben war, an dem Haus in Königstein gewesen und am Abend von Anita Frings’ Ermordung im Taunusblick . Das konnten keine bloßen Zufälle mehr sein. Für Nowak ging es immerhin auch um viel Geld. Nowak und Elard Kaltensee waren sehr viel besser befreundet, als Kaltensee es ihnen hatte weismachen wollen. Vielleicht hatten sie beide gemeinsam die drei Morde begangen, waren möglicherweise von Watkowiak dabei gesehen worden ... oder war alles falsch, und es steckten doch die Kaltensees hinter allem? Oder jemand ganz anderes? Pia musste sich eingestehen, dass sie sich im Kreis drehte.
    Die Tür ging auf, Ostermann und Behnke betraten das Büro. Im selben Augenblick piepte das Faxgerät neben Ostermanns Schreibtisch und begann zu rattern. Er stellte seine Tasche ab, zog die erste Seite heraus und studierte sie.
    »Na endlich«, sagte er. »Das Labor hat Ergebnisse.«
    »Lass sehen.« Gemeinsam lasen sie die sechs Seiten, die das Kriminallabor geschickt hatte. Bei der Waffe, mit der Anita Frings erschossen worden war, handelte es sich um dieselbe Waffe, aus der die tödlichen Schüsse auf Goldberg und Schneider abgefeuert worden waren. Auch die Munition war dieselbe. Die DNA, die an einem Glas und an mehreren Zigarettenkippen in Schneiders Heimkino gefunden worden waren, gehörte zu einem Mann, dessen Daten im Computer des BKA gespeichert waren. Neben der Leiche von Herrmann Schneider war mittels eines einzelnen Haares eine weibliche, aber unbekannte DNA-Spur festgestellt worden, am Spiegel aus Goldbergs Haus ein deutlicher Fingerabdruck, der leider auch nicht zugeordnet werden konnte. Ostermann loggte sich in die Datenbank ein und stellte fest, dass es sich bei dem Mann, der im Kino in Schneiders Keller gewesen war,um einen Kurt Frenzel handelte, mehrfach vorbestraft wegen Körperverletzung und Fahrerflucht.
    »Das Messer, das bei Watkowiak gefunden wurde, war eindeutig die Waffe, mit der Monika Krämer getötet wurde«, sagte Pia. »Seine Fingerabdrücke waren am Griff des Messers. Aber das Sperma in ihrem Mund stammte nicht von Watkowiak, sondern von einem Unbekannten. Die Tat wurde von einem Rechtshänder ausgeführt. Die Spuren in der Wohnung stammen hauptsächlich von Monika Krämer und Robert Watkowiak, außer einigen Fasern unter ihren Fingernägeln, die nicht zugeordnet werden können, und einem Haar, das noch untersucht wird. Das Blut am Hemd von Watkowiak stammte übrigens von Frau Krämer.«
    »Das klingt doch alles sehr eindeutig«, sagte Behnke. »Watkowiak hat seine Alte umgelegt. Die war ja auch nervtötend.«
    Pia bedachte ihren Kollegen mit einem scharfen Blick.
    »Er kann’s nicht gewesen sein«, erinnerte Ostermann ihn. »Wir haben die Bänder der Überwachungskameras aus den Filialen der Taunus-Sparkasse und der Nassauischen Sparkasse, auf denen Watkowiak zu sehen ist, als er die Schecks einlösen wollte. Ich müsste die genaue Uhrzeit nachsehen, aber ich glaube, das war zwischen halb zwölf und zwölf. Monika Krämer starb laut Obduktionsbericht zwischen elf und zwölf Uhr.«
    »Ihr glaubt doch wohl nicht diese Profikiller-Scheiße, die sich der Chef ausgedacht hat?«, maulte Behnke. »Welcher Profikiller legt denn so eine dämliche Alte um und wieso?«
    »Um den Verdacht auf Watkowiak zu lenken«, erwiderte Pia. »Und derselbe Täter hat auch Watkowiak getötet, ihm die Tatwaffe und das Handy in den Rucksack gesteckt und das blutverschmierte Hemd angezogen.«
    In diesem Moment verwarf sie innerlich ihre Nowak-Kaltensee-Theorie.Keinem von beiden traute sie einen brutalen Mord mit vorausgegangener Fellatio zu. Sie hatten es mit zwei Tätern zu tun, so viel stand fest.
    »Das könnte so gewesen sein«, räumte Ostermann ein und las die Stelle aus dem Laborbericht über das Hemd vor. Es war falsch zugeknöpft, hatte nicht Watkowiaks Größe und war so neu, dass in einem Ärmel sogar noch eine Nadel steckte, wie bei original verpackten Hemden üblich.
    »Wir müssen herausfinden, wo das Hemd gekauft wurde«, ordnete Pia an.
    »Ich versuch’s.« Ostermann nickte.
    »Ach, da fällt mir was ein.« Behnke suchte in den Papier stapeln auf seinem Schreibtisch und reichte Ostermann ein Blatt. Der warf einen Blick darauf und runzelte die Stirn.
    »Wann ist das gekommen?«
    »Gestern irgendwann.« Behnke schaltete seinen Computer an. »Ich hab’s ganz vergessen.«
    »Was ist das?«, erkundigte Pia

Weitere Kostenlose Bücher