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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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ohne ihrem Chef zu nahe zu treten.
    »Haben Sie etwa Ihre DNA an ihr hinterlassen?«, fragte sie deshalb vorsichtig. Bodenstein lachte nicht und antwortete auch nicht sofort.
    »Ich fürchte, ja«, erwiderte er und stieg aus.
     
    Christina Nowak war schon wieder oder noch immer angezogen, als Bodenstein ihr den Durchsuchungsbeschluss reichte.Sie hatte tiefe Ringe unter den geröteten Augen und sah apathisch zu, wie die Beamten die Wohnung im ersten Stock betraten und mit ihrer Arbeit begannen. Ihre beiden Söhne saßen mit erschrockenen Gesichtern im Schlafanzug in der Küche, der jüngere weinte.
    »Haben Sie etwas von meinem Mann gehört?«, fragte sie leise. Pia hatte größte Schwierigkeiten, sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. Sie war über Bodensteins Geständnis noch immer fassungslos. Als Frau Nowak ihre Frage nun wiederholte, kam Pia zu sich.
    »Leider nein«, antwortete sie bedauernd. »Es gab auch noch keinen Hinweis auf unseren Fahndungsaufruf.«
    Christina Nowak begann zu schluchzen. Im Treppenhaus wurden Stimmen laut, Nowak senior beschwerte sich lautstark, Marcus Nowaks Bruder polterte schlaftrunken die Treppe hinunter.
    »Beruhigen Sie sich. Wir werden Ihren Mann schon finden«, sagte Pia, obwohl sie davon selbst gar nicht überzeugt war. Insgeheim war sie sicher, dass sich Elard Kaltensee eines Mitwissers entledigt hatte. Ihm hatte Nowak vertraut, und in seinem Zustand hätte er sich sowieso nicht wehren können. Höchstwahrscheinlich war er längst tot.
    Die Durchsuchung der Wohnung verlief ergebnislos. Christina Nowak schloss den Beamten die Tür zum Büro ihres Mannes auf. Seit Pias letztem Besuch war aufgeräumt worden. Die Aktenordner standen wieder in den Regalen, die Papiere lagen sortiert in Ablagekörben. Ein Beamter zog die Stecker des Computers, andere räumten die Regale aus. Zwischen den Männern tauchte die gedrungene Gestalt der alten Frau Nowak auf. Sie hatte kein Wort des Trostes für die Ehefrau ihres Enkelsohnes, die mit verweintem Gesicht wie versteinert im Türrahmen stand, und wollte das Büro betreten, aber zwei Beamte hinderten sie daran.
    »Frau Kirchhoff! «, rief sie zu Pia hinüber. »Ich muss unbedingt mit Ihnen sprechen!«
    »Später, Frau Nowak«, erwiderte Pia. »Bitte warten Sie draußen, bis wir fertig sind.«
    »Na, was haben wir denn da?«, hörte sie Behnke sagen und drehte sich um. Hinter den Aktenordnern befand sich ein Wandtresor.
    »Da hat er uns also auch angelogen.« Schade, Marcus Nowak war ihr sympathisch gewesen. »Er hat behauptet, es gebe keinen Tresor in seiner Firma.«
    »13-24-08«, diktierte Christina Nowak ungefragt, und Behnke tippte die Zahlenkombination ein. Mit einem Piepton und einem Klacken sprang die Tresortür in dem Augenblick auf, als Bodenstein das Büro betrat.
    »Und?«, fragte er. Behnke bückte sich, griff hinein und wandte sich mit einem triumphierenden Grinsen um. In seiner behandschuhten Rechten hielt er eine Pistole, in der Linken ein Pappkästchen mit Munition. Christina Nowak holte scharf Luft.
    »Ich schätze, hier haben wir die Tatwaffe.« Er schnupperte am Lauf der Pistole. »Damit wurde vor nicht allzu langer Zeit geschossen.«
    Bodenstein und Pia wechselten einen Blick.
    »Die Fahndung nach Nowak wird ausgeweitet«, sagte Bodenstein. »Aufrufe im Rundfunk und im Fernsehen.«
    »Was ... was hat das alles zu bedeuten?«, flüsterte Christina Nowak. Sie war schneeweiß im Gesicht. »Warum hat mein Mann eine Pistole in seinem Tresor? Ich ... ich verstehe gar nichts mehr!«
    »Setzen Sie sich erst einmal.« Bodenstein zog den Schreibtischstuhl heran. Sie gehorchte zögernd. Pia schloss trotz der Proteste von Großmutter Nowak die Bürotür.
    »Ich weiß, dass das für Sie nur schwer zu begreifen ist«,sagte Bodenstein. »Aber wir verdächtigen Ihren Mann des Mordes. Bei dieser Pistole handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Waffe, mit der drei Menschen erschossen wurden.«
    »Nein ... «, flüsterte Christina Nowak fassungslos.
    »Sie müssen als Ehefrau keine Aussage machen«, informierte Bodenstein sie. »Aber wenn Sie etwas sagen, dann sollte es die Wahrheit sein, weil Sie sich sonst der Falschaussage strafbar machen.«
    Durch die Tür tönte die polternde Stimme von Nowak senior, der mit den Beamten diskutierte.
    Christina Nowak achtete nicht darauf und blickte Bodenstein unverwandt an. »Was wollen Sie wissen?«
    »Können Sie sich erinnern, wo Ihr Mann in den Nächten vom 27. auf den 28. April, vom 0.

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