Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
Vom Netzwerk:
Willumat. Schwinderke war der Bruder Ihrer Mutter, die eigentlich Edda Schwinderke heißt und die Tochter des ehemaligen Zahlmeisters von Gut Lauenburg ist.«
    Kaltensee schüttelte ungläubig den Kopf, auf seinem Gesicht zeichnete sich Fassungslosigkeit ab, als Bodenstein ihm nun ausführlich vom Geständnis Auguste Nowaks berichtete.
    »Nein«, murmelte er. »Nein, das kann doch nicht sein.«
    »Es ist leider so. Ihre Mutter hat Sie Ihr Leben lang belogen. Der rechtmäßige Besitzer des Mühlenhofs ist Freiherr Elard von Zeydlitz-Lauenburg, dessen Vater von Ihrer Mutteram 16. Januar 1945 erschossen wurde. Auf diesen Tag bezog sich die geheimnisvolle Zahl, die wir an allen Tatorten gefunden haben.«
    Siegbert Kaltensee barg das Gesicht in den Händen. »Wussten Sie, dass Moormann, der Chauffeur Ihrer Mutter, früher bei der Stasi gewesen ist?«
    »Ja«, sagte Kaltensee dumpf. »Das habe ich gewusst.«
    »Wir gehen davon aus, dass er Ihren Sohn Robert und dessen Freundin Monika Krämer umgebracht hat.«
    Siegbert Kaltensee blickte auf.
    »Ich Idiot«, stieß er mit plötzlicher Verbitterung hervor. »Wie meinen Sie das?«, fragte Bodenstein.
    »Ich hatte keine Ahnung.« Der verlorene Ausdruck auf Siegbert Kaltensees Gesicht zeigte, dass gerade seine ganze Welt in Stücke fiel. »Ich hatte überhaupt keine Ahnung, um was es die ganze Zeit gegangen ist. Mein Gott. Was habe ich getan!«
    Bodenstein spannte unwillkürlich jeden Muskel an, wie ein Jäger, der unverhofft die Beute vor sich sieht. Um ein Haar hätte er noch den Atem angehalten. Doch er wurde enttäuscht.
    »Ich will meinen Anwalt sprechen.« Siegbert Kaltensee straffte die Schultern.
    »Wo ist Moormann?«
    Keine Antwort.
    »Was ist mit Ihrem Schwiegersohn passiert? Wir wissen, dass Thomas Ritter von Leuten Ihrer Sicherheitsfirma entführt wurde. Wo ist er?«
    »Ich will meinen Anwalt sprechen«, wiederholte Kaltensee heiser, die Augen schienen ihm aus dem Kopf zu quellen. »Sofort.«
    »Herr Kaltensee«, Bodenstein tat so, als habe er nicht gehört, »Sie haben den Männern von K-Secure den Auftrag gegeben,Marcus Nowak zu überfallen, um an die Tagebücher zu gelangen. Und Sie haben auch Ritter entführen lassen, damit er die Biographie nicht schreiben kann. Sie haben wie immer die Drecksarbeit für Ihre Mutter gemacht, stimmt’s?«
    »Mein Anwalt«, murmelte Kaltensee. »Ich will meinen Anwalt sprechen.«
    »Lebt Ritter noch?«, insistierte Bodenstein. »Oder ist es Ihnen gleichgültig, dass Ihre Tochter vor Sorge um ihn beinahe den Verstand verliert?« Bodenstein registrierte, wie der Mann zusammenzuckte. »Anstiftung zum Mord ist strafbar. Dafür gehen Sie ins Gefängnis. Ihre Tochter und Ihre Frau werden Ihnen das niemals verzeihen. Sie werden alles verlieren, Herr Kaltensee, wenn Sie mir jetzt nicht antworten!«
    »Ich will meinen ...«, begann Kaltensee wieder.
    »Hat Ihre Mutter Sie darum gebeten, diese Dinge in die Hand zu nehmen?« Bodenstein ließ nicht locker. »Haben Sie ihr damit einen Gefallen getan? Falls das so ist, sollten Sie uns das jetzt sagen. Ihre Mutter wird sowieso ins Gefängnis gehen, wir haben Beweise für ihre Tat und außerdem eine Zeugenaussage, die den angeblichen Unfalltod Ihres Vaters als Mord enthüllt. Begreifen Sie denn nicht, um was es hier geht? Wenn Sie uns sofort sagen, wo Thomas Ritter ist, haben Sie noch eine Chance, einigermaßen glimpflich aus der Sache herauszukommen!«
    Siegbert Kaltensee holte keuchend Luft. Ein gehetzter Aus druck lag auf seinem Gesicht.
    »Wollen Sie wirklich für Ihre Mutter, die Sie Ihr Leben lang nur angelogen und ausgenutzt hat, auch noch ins Gefängnis gehen?«
    Bodenstein ließ seine Worte wirken, wartete noch eine Minute, dann stand er auf.
    »Sie bleiben hier«, sagte er zu Kaltensee. »Denken Sie noch einmal in Ruhe über alles nach. Ich komme gleich wieder.«
     
    Während Henning und Miriam sich daranmachten, den Fußboden des Raumes Zentimeter um Zentimeter auf menschliche Überreste zu untersuchen, verließ Pia mit Elard, Vera und Auguste Nowak den Keller.
    »Ich hoffe, Sie haben eben nicht übertrieben«, sagte Elard Kaltensee, als sie das Tageslicht erreicht hatten und die ehemalige Terrasse überquerten. Auguste Nowak wirkte nicht sonderlich angestrengt, aber Vera Kaltensee brauchte eine Pause. Noch immer an den Handgelenken gefesselt, setzte sie sich erschöpft auf einen Steinhaufen.
    »Nein, es stimmt.« Pia hatte Elard Kaltensees Pistole gesichert und in ihren Hosenbund

Weitere Kostenlose Bücher