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Tiefe Wunden

Titel: Tiefe Wunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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den Adelsstand. Aber der Preis dafür war ein Leben in ständiger Angst vor Entdeckung. Sechzig Jahre ging alles gut, dann holte Sie die Vergangenheitein. Und Sie hatten Angst. Nicht um Ihr Leben, aber um Ihr Ansehen, das Ihnen schon immer wichtiger war als alles andere. Deshalb haben Sie Ihren Enkelsohn Robert und dessen Freundin umbringen lassen und eine Spur zu Elard gelegt. Sie und Ihre Tochter Jutta, der an ihrem Ruf genauso viel gelegen ist. Aber jetzt ist es vorbei. Die Biographie wird erscheinen. Mit einem ersten Kapitel, das alle erschüttern wird. Der Mann Ihrer Enkelin Marleen hat sich nämlich nicht von Ihnen einschüchtern lassen.«
    »Marleen ist geschieden«, entgegnete Vera Kaltensee her ablassend.
    »Möglich. Aber vor vierzehn Tagen hat sie Thomas Ritter geheiratet. Heimlich. Und sie bekommt ein Kind von ihm.« Pia genoss die ohnmächtige Wut in den Augen der Frau. »Tja, schon der zweite Mann, der Ihnen eine andere vorgezogen hat. Erst Elard von Zeydlitz-Lauenburg, der lieber Vicky Endrikat geheiratet hat, und nun auch noch Thomas Ritter ...«
    Bevor Vera etwas erwidern konnte, tauchte Miriam aus dem Keller auf.
    »Wir haben etwas gefunden!«, rief sie atemlos. »Jede Menge Knochen!«
    Pia begegnete dem Blick von Elard Kaltensee und lächelte. Dann wandte sie sich an Vera.
    »Ich nehme Sie vorläufig fest«, sagte sie. »Wegen des Verdachts der Anstiftung zu siebenfachem Mord.«
     
    Die Empfangsdame Sina hatte Henri Améry eindeutig als den Mann identifiziert, der am Mittwochabend in der Redaktion gewesen war. Nicola Engel stellte ihn nun vor die Entscheidung: Mund aufmachen oder eine Anzeige wegen Freiheitsberaubung, Behinderung der Polizei und Mordverdacht. Der Geschäftsführer der K-Secure war nicht auf den Kopf gefallenund entschied sich nach zehn Sekunden für Alternative eins. Améry hatte mit Moormann und einem Kollegen Marcus Nowak besucht und Dr. Ritter auf Anweisung von Siegbert Kaltensee seit ein paar Tagen überwacht. Dabei hatte er herausgefunden, dass Ritter mit Siegberts Tochter Marleen verheiratet war. Jutta hatte darauf bestanden, diese Tatsache ihrem Bruder zu verschweigen. Die Anweisung, Ritter »zu einem Gespräch abzuholen«, wie Améry es ausdrückte, war schließlich von Siegbert gekommen.
    »Wie lautete der Auftrag genau?«, erkundigte sich Bodenstein.
    »Ich sollte Ritter ohne großes Aufsehen an einen bestimmten Ort bringen.«
    »Wohin?«
    »Ins Frankfurter Kunsthaus. Am Römerberg. Das haben wir getan.«
    »Und dann?«
    »Wir haben ihn in einen der Kellerräume gebracht und dort zurückgelassen. Was danach mit ihm passiert ist, weiß ich nicht.«
    Ins Kunsthaus. Eine clevere Idee, denn mit einer Leiche im Keller des Kunsthauses würde sofort Elard Kaltensee in Verbindung gebracht werden.
    »Was hat Siegbert Kaltensee von Ritter gewollt?«
    »Keine Ahnung. Ich frage nicht nach, wenn ich einen Auftrag kriege.«
    »Und bei Marcus Nowak? Sie haben ihn gefoltert, um et was zu erfahren? Was war das?«
    »Moormann hat die Fragen gestellt. Es ging um eine Kiste.«
    »Was hat denn Moormann mit der K-Secure zu tun?«
    »Eigentlich nichts. Aber er weiß, wie man Leute zum Reden bringt.«
    »Aus seiner Stasizeit. « Bodenstein nickte. »Aber Nowak hat nicht geredet, nicht wahr?«
    »Nein«, bestätigte Améry. »Der hat keinen Ton gesagt.«
    »Was war mit Robert Watkowiak? «, fragte Bodenstein.
    »Ich habe ihn laut Anweisung von Siegbert Kaltensee auf den Mühlenhof gebracht. Mittwoch letzte Woche. Meine Leute hatten ihn überall gesucht, in Fischbach war er mir dann über den Weg gelaufen.«
    Bodenstein dachte an die Nachricht, die Watkowiak auf dem Anrufbeantworter von Kurt Frenzel hinterlassen hatte. Die Gorillas meiner Oma haben mir aufgelauert ...
    »Haben Sie auch schon Aufträge von Jutta Kaltensee bekommen?«, mischte sich nun Nicola Engel ein. Améry zögerte, dann nickte er.
    »Welche?«
    Der selbstsichere und aalglatte Werkschutzleiter schien tatsächlich verlegen zu werden. Er druckste herum.
    »Wir warten!« Nicola Engel pochte mit dem Fingerknöchel ungeduldig auf die Tischplatte.
    »Ich sollte Fotos machen«, gab Améry schließlich zu und blickte Bodenstein an. »Von Ihnen und Frau Kaltensee. «
    Bodenstein spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, gleichzeitig durchflutete ihn die Erleichterung. Er fing den Blick von Nicola Engel auf, die ihre Gedanken jedoch hinter einer ausdruckslosen Miene verbarg.
    »Wie lautete in diesem Fall der Auftrag?«
    »Sie sagte

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