Tiefe
Frau da draußen.
Für einen kurzen Augenblick glitten die Gesichter zusammen, die eine Hälfte war von Kristina Tacker, die Augen, der Haaransatz, die Stirn gehörten Sara Fredrika.
Sie kam herein und setzte sich aufs Bett.
»Lies ihn mir vor.«
»Warum?«
»Ich habe immer davon geträumt, einmal einen Brief zu bekommen.« die Fahrwasser haben sich geöffnet, metereologische Beobachtungen deuten auf einen sinkenden Wasserstand hin, mit der Gefahr von hereinkommenden Treibminen. Keine Beobachtung von fremden Kriegsschiffen. Kapitän Lars Tobiasson-Svartman.«
»Ist das alles?«
»Ich schreibe nur das, was notwendig ist.«
»Was ist daran so geheim? Eis und Wasserstand? Treibminen, ich weiß nicht, was das ist. Treibholz?«
»Treibholz aus Eisen, das explodieren kann. Sie reißen Schiffe und Menschen in Stücke.«
»Kannst du mir nicht einen Brief schreiben?«
»Ich werde dir einen Brief schreiben. Wenn du hinausgehst. Ich muß allein sein, wenn ich schreibe.«
Sie ging hinaus. Er klebte den Brief an seine Frau zu und schrieb dann ein paar Zeilen an Sara Fredrika.
»Ich freue mich darauf, ein Kind zu bekommen, nachdem ich meine Tochter Laura auf so tragische Weise verloren habe. Ich träume von dem Tag, an dem wir aufbrechen können.«
Er unterzeichnete den Brief, legte ihn in einen Umschlag und klebte ihn zu.
An Sara Fredrika, Halsskär.
Der Mann, der Olaus hieß, ging nördlich der Schäre vor Anker und ruderte mit dem Dingi in die Bucht hinein. Es war ein älterer Mann mit steifen Beinen, der keine Überraschung zeigte, als er Lars Tobiasson-Svartman sah. Der Besuch war kurz, ein Seemann ging an Land, um zu sehen, ob die Bewohner der Insel gesund waren.
Er schien die noch vagen Anzeichen von Sara
Lars Tobiasson-Svartman gab ihm die Briefe und Geld für Briefmarken.
»Sie möchte einen Brief bekommen«, sagte er.
»Natürlich soll Sara einen Brief bekommen«, antwortete Olaus. »Ich gebe sie in Valdemarsvik auf.«
Er ruderte hinaus zu seinem Schiff. Am nächsten Tag, als Lars Tobiasson-Svartman aufstand, war das Schiff fort. Er hatte keine Fragen wegen der Eislöcher gestellt, von denen Sara Fredrika gesprochen hatte.
Es war der 9. Mai, das Wetter war warm, das Meer ruhig. Sie standen früh auf, um Netze einzuholen, die weiter draußen an den namenlosen kleinen Klippen lagen. Sie ruderten der Morgensonne entgegen, sie hatte die Bluse aufgeknöpft, und er saß in Hemdsärmeln da. Er ruderte, sie saß im Heck. Er genoß den Morgen, vermißte nichts, war für einen Augenblick ganz von Messungen und Entfernungen befreit.
Sie streckte sich nach den Korkschwimmern, stand auf, stemmte sich mit den Füßen ab und begann zu ziehen.
Es gab sofort einen Widerstand.
»Halte dagegen. Wir sitzen in irgend etwas fest.«
Sie zerrte und zog. Langsam kam das Netz herauf. Aber es war schwer.
»Was ist es?« fragte er.
»Wenn es ein Fisch ist, dann ist er groß. Wenn es Krempel vom Boden ist, dann ist er schwer.«
Das Netz war beinahe leer, bis auf einzelne Kaulbarsche und ein paar Dorsche. Er beugte sich über den Rand, um zu sehen.
In diesem Moment ließ sie das Netz los und schrie.
Das Netz hatte sich am Süllbord verfangen. Er stand auf und zog es hoch.
Im Netz hingen Skeletteile eines Menschen und etwas, was vielleicht der Rest eines Lederstiefels war. Er brauchte nicht zu fragen. Er wußte es auch so. Sie hatte ihren toten Mann ins Netz bekommen.
Teil 8 DAS LICHT DER LEUCHTTÜRME MESSEN
Es klang, als ob sie wimmerte, ein Tier in Not. Das Netz mit den Knochenresten hatte sich am Süllbord verfangen. Sie stand jetzt im Heck und riß am Netz, als kämpfte sie mit einem großen Fisch. Aber sie wollte es nicht an Bord haben, sie wollte, daß das Netz wieder zum Meeresboden hinabsinken sollte.
Er saß regungslos da und hielt das Boot im Gleichgewicht. Das, was sich abspielte, entzog sich völlig seiner Kontrolle.
Das Netz löst sich und begann, zu Boden zu sinken.
»Rudere«, schrie sie. »Weg von hier!«
Dann warf sie sich gegen ihn und fing selbst an zu rudern. Er sah ihre Angst, spürte die Kraft in den Ruderschlägen.
Sie waren weit von dem Fangplatz entfernt, als sie wieder zusammensank.
»Kehr um«, sagte sie.
»Wohin?«
»Ich habe einen Fehler gemacht. Ich muß ihn herausholen. Ich muß meinen Mann begraben.«
Die Angst war jetzt in Verzweiflung umgeschlagen.
»Vom Netz ist nichts zu sehen«, sagte er. »Aber ich weiß, wo die Stelle ist.«
»Wie kannst du das wissen, wenn nichts zu
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