Tiefer gelegt
hast ihn
bedrängt und hattest es nicht anders verdient.«
»Ich dachte, du schaust dir keine NASCAR-Rennen an«,
sagte Hooker zu mir.
»Meine Familie schaut sich NASCAR-Rennen an. Ich war
zum Essen bei meinen Eltern und deshalb gezwungen mitzuschauen.« Na schön, manchmal sah ich mir immer noch ganz
gerne NASCAR-Rennen an.
»Wer ist sie?«, wollte die Frau wissen.
»Weiß ich auch nicht«, antwortete Hooker. »Sie läuft mir
schon den ganzen Tag nach.«
Ich versetzte ihm einen Schlag gegen die Schulter, der ihn
einen Schritt nach hinten taumeln ließ.
Hooker sagte: »Au!«, aber er grinste dabei.
»Alexandra Barnaby.« Ich streckte die Hand aus. »Ich suche Maria Raffles.«
»Rosa Florez«, antwortete sie.
Rosa war ungefähr so groß wie ich, aber bedeutend runder.
Pralle runde Brüste. Runde braune Augen. Runde rote Wangen.
Ein runder Jennifer-Lopez-Hintern. Eine kleine, weiche Speckrolle um die Taille. Sie hatte helle kubanische Haut, und sie trug
ihr dichtes, gewelltes Haar kurz. Ihr Alter war schwer zu bestimmen. Wahrscheinlich war sie irgendwo in den Vierzigern.
Sie trug ein weißes Strickhemd mit einem V-Ausschnitt,
der einiges erahnen ließ, und dazu Jeans, die sie bis zu den
Knöcheln hochgekrempelt hatte. Wenn jemand eine Münze in
Rosas Ausschnitt gesteckt und sie dann mit dem Kopf nach
unten gehalten hätte, wäre die Münze nicht wieder rausgerollt.
An den Füßen hatte sie zehn Zentimeter hohe zehenfreie Sandalen aus durchsichtigem Plastik an, die bei jedem Schritt
klackten. Und sie hatte kaum Make-up und dafür umso mehr
blumiges Parfüm aufgelegt.
»Maria ist nicht da«, sagte Rosa. »Sie war die ganze Woche
nicht da. Glauben Sie mir, ich mache mir wirklich Sorgen. Es
sieht ihr gar nicht ähnlich, nicht zur Arbeit zu kommen. Oder
niemanden anzurufen. Wir sind gute Freundinnen. Sie hätte es
mir gesagt, wenn sie weggehen wollte.«
»Waren Sie mit ihr im Club?«
»Nein, in diese Clubs gehe ich nicht. Ich bleibe lieber in
Miami. Maria ist normalerweise auch nicht in diese Clubs
gegangen. Sie ist ein kubanisches Mädchen, Sie verstehen.
Sie ist immer in ihrem Viertel geblieben. Aber dann vor ein
paar Monaten hat sie plötzlich beschlossen, dass sie am
Yachthafen in South Beach wohnen will. Als sie noch in
Kuba war, hat sie in einer kleinen Stadt am Meer gelebt. Sie
hat gesagt, ihr fehlt das Tauchen und das Bootfahren, seit
sie hier ist.« Rosa senkte die Stimme. »Ich glaube, sie wollte auch nicht mehr in der Zigarrenfabrik arbeiten. Sie hat
gedacht, dass sie drüben vielleicht jemanden kennen lernen
kann und vielleicht einen Job auf einem Schiff bekommt.
Ich glaube, nur deshalb hat sie angefangen, in die Clubs zu
gehen. Sie war hübsch. Sie kam umsonst rein und konnte
sich die reichen Männer mit ihren Schiffen anschauen. Und
sie hat für ihr Leben gern getaucht. Immer hat sie sich die
Seekarten angeschaut. Immer hat sie übers Tauchen geredet.«
»Hat sie jemals Luis Salzar erwähnt?«
»Nicht dass ich wüsste. Vielleicht einmal in einem Gespräch. In Little Havana kennt jeder Salzar.«
Rosa sah an uns vorbei auf den geparkten Porsche. »Ist das
Ihr Auto?«, fragte sie Hooker.
»Ja.«
»Das ist ein Porsche, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und warum sind Sie hier?«, fragte Rosa. »Warum suchen
Sie nach Maria?«
»Mein Bruder ist verschwunden, und wir glauben, dass Maria und Bill zusammen abgehauen sein könnten.«
»Auf meinem Boot«, ergänzte Hooker.
»Wieso sollten sie auf Ihrem Boot sein?«, wollte Rosa wissen.
»Weil sie es gestohlen haben«, sagte er.
Ich presste die Lippen zusammen. »Ausgeliehen.«
Das gefiel Rosa. »Ehrlich?«
»In dem Zeitungsartikel stand nicht, wo sie wohnt«, sagte
ich.
»Ich weiß, wo sie wohnt!«, sagte Rosa. »Ich könnte es Ihnen zeigen. Ich könnte mit Ihnen in Ihrem Porsche zu Marias
Wohnung fahren. Ich wollte schon immer mal in einem Porsche fahren.«
Ich sah zu den anderen Frauen hin. Sie waren älter als Rosa,
bei ihnen hatten sich die Rundungen verhärtet. Alle hatten
inzwischen aufgehört zu arbeiten und starrten unverhohlen zu
uns her, um nichts zu verpassen.
»Und was ist mit Ihrem Job?«, fragte ich.
»Ich bin fast fertig«, antwortete Rosa. »Ich könnte eine halbe Stunde früher gehen.«
»Wenn du eine halbe Stunde früher gehst, bist du gefeuert«,
rief der einsame männliche Vorarbeiter herüber.
»Du kannst mich mal am Arsch lecken«, rief Rosa zurück.
»Und ihn auch. Du kannst uns alle am Arsch lecken.«
Die Frauen fingen an zu
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