Tiefer gelegt
sie so
schlecht mehrere Sachen gleichzeitig machen. Ihr ganzes Gehirn ist mit Sex ausgelastet.«
»Aber trotzdem sind nicht alle Männer krank«, sagte Felicia.
»Bi-hitte«, widersprach Rosa mit erhobenen Händen und
verdrehte die Augen. » Alle Männer sind krank. Was ist mit
Herpes und Warzen? Glauben Sie wirklich, in Miami gibt es
einen Mann, der nicht mindestens eines davon hat?«
»Na gut, nein. Aber ich habe das nicht mitgezählt. Sie meinen, das zählt als Krankheit?«
Hooker kam ins Wohnzimmer geschlendert. Er trug eine
neue Kappe und ein frisches T-Shirt, jeweils exakte Kopien
der verloren gegangenen Stücke. »Was zählt als Krankheit?«
»Herpes«, sagte ich.
»Nicht, wenn du es an der Lippe hast«, meinte Hooker.
»Wenn du es an der Lippe hast, kannst du behaupten, es
seien Fieberbläschen. Und dass ein Fieber keine richtige
Krankheit ist, weiß wohl jeder.«
»Womit meine Beweisführung abgeschlossen wäre«, sagte
Rosa. »Alle Männer sind sexbesessen und krank.«
»Schon«, meinte Hooker. »Aber dafür sind wir ausgesprochen unterhaltsam, oder?« Er wandte sich an mich. »Nur der
Vollständigkeit halber: Ich bin nicht krank.«
Felicia legte zwei Karten auf den Couchtisch. Zum einen
eine Straßenkarte von Kuba, zum anderen die Skizze des verrückten Armond, die er auf ein liniertes Blatt gekritzelt hatte.
Die Straßenkarte war schon eselsohrig und an den Knickstellen brüchig. Und sie war mit einem Kaffeefleck genau über
Havanna und einem roten Markerpfeil zum Club Med Varadero hin verziert.
»Da liegt Marias Dorf, Nuevo Cabo, seht ihr?«, sagte Felicia. »Es ist ein sehr guter Ort für Fischer, weil die Fische nicht
weit vom Land weg sind und es einen sicheren Hafen gibt. Es
ist auch ein guter Platz für Schmuggler, die etwas zu verbergen haben, weil es so abgelegen ist, aber immer noch nahe bei
Mariel. Damals, als Marias Großvater viel Geld verdienen
wollte, kamen viele russische Schiffe nach Mariel. Das erste
mit den Raketen, die nach Guanajay gebracht werden sollten,
ist in Mariel vor Anker gegangen.
Ihr wisst doch, es war damals Blockade von US-Marine,
aber Marias Großvater ist trotzdem rausgefahren in dieser
Nacht. Das war Wahnsinn. Und damals hat angefangen der
Fluch.«
»Das hat nichts mit einem Fluch zu tun«, meinte Rosa.
»Nur mit Gier.«
Felicia schlug ein Kreuz. »Gier ist ein Fluch«, bestimmte
sie. »Wenn ihr schaut auf Karte von verrücktem Armond, ihr
werdet sehen, wo er Nuevo Cabo und Mariel eingezeichnet
hat. Alle haben immer gedacht, das Fischerboot ist im Hafen
von Mariel gesunken. Oder dass es vielleicht aufgebrochen ist
nach Havanna. Armond sagt, Juan hat seinen Vater viel weiter
im Westen gefunden. Juan hat Armond gesagt, er hat gefunden
Skelett von seinem Vater mit einem Ehering an seinem Finger
und einem Loch von einer Kugel in seinem Kopf. Auf der
anderen Seite von der Bahia de Cabana gibt es Inseln und
Höhlen unter Wasser, und dort hat Juan seinen Vater gefunden, sagt Armond. Armond hat gezeichnet drei Inseln. Eine
nennt er den Stiefel. Eine andere den Vogel im Flug. Und er
sagt, genau dort hat Juan das letzte Mal getaucht.«
Hooker nahm das Blatt in die Hand und studierte es. »Wie
zuverlässig ist dieser verrückte Armond?«
»Er ist verrückt«, war Felicias Antwort. »Wie zuverlässig
ist verrückt?«
»Sehr.«
»Sagen Sie mir noch mal, wieso Sie sich für das interessieren«, sagte Felicia.
»Ich will mein Boot wiederfinden«, sagte Hooker.
»Und ich will meinen Bruder finden«, sagte ich.
»Aber werden sie nicht heimkommen von allein, wenn sie
fertig sind?«
»Wir sind nicht die Einzigen, die nach ihnen suchen«, sagte
ich. »Ich will sie finden, bevor jemand anderes sie findet.«
»Ist das möglich?«
»Alles ist möglich«, sagte Hooker. Er hatte das Handy in
der Hand und klickte sich durch sein Adressbuch. Schließlich
hatte er gefunden, wonach er suchte, und drückte auf Anruf.
»Hey«, sagte Hooker, als die Verbindung stand. »Ich bin’s,
Sam Hooker. Was läuft? M-hm. M-hm. M-hm.« Dann folgten
ein paar Takte Rennfahrertratsch. Dann eine kleine Plauderei
über Zigarren. Endlich fragte Hooker den Typ am anderen
Ende, ob er Lust hätte, über ein paar Inseln vor der kubanischen Küste zu knattern. Danach gab es lautes Gelächter.
Hooker drückte auf Ende und stand auf. »Ich fahre zum Flughafen«, verkündete er. »Kommt jemand mit?«
Der Key West International Airport liegt auf dem östlichsten
Zipfel der Insel.
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