Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
in seinen Augen verriet ihr auch, dass er von all dem nicht sonderlich beeindruckt war.
Bess hob das Kinn. „Warum ist er dann so schlecht für mich, wenn sein Ruf nur auf Gerüchten beruht?“
„Weil“, sagte Eddie leise, „er dich an dir zweifeln lässt.“
Bess konnte nicht sprechen. Ihre Lippen öffneten sich, aber ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen, und ihre Kehle war so eng geschlossen wie eine Faust. Sie atmete tief ein, die Luft blieb ihr kurz im Hals stecken, bevor Bess sie herunterschlucken konnte.
„Das tut er“, bekräftigte Eddie.
Dann wandte er sich wieder dem Zählen der Becher zu, und Bess, die immer noch nichts erwidert hatte, ging in den Laden und zurück an die Arbeit.
31. KAPITEL
Jetzt
„Connor?“, rief Bess, als sie die Treppe hinaufstieg. „Ich bin wieder da.“
Connor kam gerade aus seinem Zimmer, als sie das Wohnzimmer betrat. Mit einem sauberen blauen Poloshirt und khakifarbenen Cargohosen, das feuchte Haar sich im Nacken ringelnd, marschierte er grußlos in die Küche, wo er eine Schranktür aufmachte und sich Froot Loops und eine Schüssel nahm. Dann warf er Bess einen Blick zu, aber mehr nicht.
„Du siehst gut aus“, bemerkte sie. „Warum machst du dir nicht ein Sandwich? Ich habe Pute und Krautsalat gekauft. Es ist ja schon Mittag.“
Connor hob den Blick von den bunten Ringen, die nun in Milch schwammen. „Ich möchte das hier.“
„Okay.“ Bess biss sich einen Moment auf die Innenseite ihrer Wange. „Natürlich.“
Denn wenn sie gesagt hätte, „Warum machst du dir nicht eine Schüssel Froot Loops, Conn?“, hätte er sofort nach Brot und Senf gegriffen. Sie sah zu, wie ihr ältester Sohn seine Schüssel mit der Effizienz eines Hochleistungssaugers leerte, dann aufstand und die Schüssel und den Löffel in die Geschirrspülmaschine stellte. Milch und Frühstücksflocken ließ er auf dem Tisch stehen, aber Bess sagte nichts.
Sie erkannte die Zeichen. Er suchte nach einem Grund, mit ihr zu streiten. Andy war genauso, und sie fragte sich, ob dieser Wesenszug angeboren oder angelernt war.
„Wo hast du dein Vorstellungsgespräch?“, fragte sie.
„Office Outlet.“
„In dem Laden für Bürobedarf?“ Bess konnte ihre Überraschung nicht verbergen.
Connors Kiefer spannte sich an, und auch das kannte sie, auch wenn er es von ihr hatte. „Ja. Hast du damit ein Problem?“
„Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur, dass du dir einen Job am Strand suchen würdest.“
„Das ist ein Strandjob, Mom“, sagte Connor mit gespielt ruhiger Stimme. „Wir sind direkt am Strand, in der alten Einkaufspassage.“
„Aber das heißt, dass du mein Auto brauchst“, bemerkte Bess.
Connor schaute sie an. „Ja.“
Bess seufzte. Sie sah, worauf das hinauslief und freute sich nicht darauf. „Connor, ich dachte, dass du dir einen Job hier im Ort suchst, damit du laufen oder mit dem Fahrrad fahren kannst.“
„Ich habe keine Lust, Eis in Waffeln zu füllen oder zu kellnern oder Andenken zu verkaufen.“ Seine Stimme wurde ein kleines bisschen lauter. Er machte sich bereit, sich mit gerechtfertigter Empörung zu verteidigen, doch Bess fühlte sich dieser Auseinandersetzung im Moment nicht gewachsen. „Office Outlet zahlt einen Dollar über dem Mindestlohn, und wenn ich bis zum Ende des Sommers bleibe, bekomme ich einen Bonus. Dann bin ich sowieso von hier weg. Es sind also nur ein paar Monate.“
„Das werden sehr lange wenige Monate“, entfuhr es Bess, ohne darüber nachzudenken.
Connors Miene verfinsterte sich. „Vielleicht hätte ich bei Dad bleiben sollen. Er hat gesagt, dass er mir ein Auto kauft.“
„Hat er das?“ Bess schaute ihren Sohn an, auch wenn es jetzt, wo er sie um mehrere Zentimeter überragte, schwieriger war, dabei beeindruckend zu wirken. „Hat er auch gesagt, dass du bei ihm bleiben kannst?“
Der Ausdruck in Connors Gesicht war Antwort genug. Bess seufzte. Connor schaute mürrisch.
„Honey, ich sage nicht, dass das hier einfach für uns wird“, fing sie an.
„Dann mach es wenigstens einfach für mich“, erwiderte Connor. „Lass mich dein Auto benutzen, Mom. Überlass mir einfach dein doofes Auto, okay? Lass mich diesen verdammten Job annehmen.“
Zum ersten Mal schwieg Bess nicht, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Viele Antworten lagen ihr auf der Zunge, aber sie hielt sie zurück und schaute ihren Sohn nur mit ruhigem Blick an. Sie musste ihm zugutehalten, dass er schuldbewusst aussah, auch wenn er die Kiefer fest
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