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Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Titel: Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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hinterher?“
    Bess hätte sich niemals vorstellen können, dass ihre Söhne dächten, Nick würde sie nur ausnutzen. „Er ist hinter gar nichts her.“
    „Ach ja? Und wieso arbeitet er dann nicht? Woher bekommt er sein Geld? Ist er dein … was – dein gemieteter Deckhengst?“ Connors Mund verzog sich, als wenn er in eine Zitrone gebissen hätte. „Sag mir nicht, dass du ihn liebst, bitte. Ich bin ein großer Junge. Ich kann mit der Tatsache umgehen, dass du dir einen süßen kleinen Fickfreund gesucht …“
    Bess hatte ihre Kinder nie geschlagen, als sie klein waren, und auch wenn ihre Hand zuckte, um ihm die garstigen Worte direkt aus dem zu Mund schlagen, hieb sie stattdessen auf den Tresen. Hart. So hart, dass ihre Hand wehtat. Aber Connor hörte auf.
    „Du weiß gar nichts darüber“, sagte sie mit einer Kälte in der Stimme, die sie nie gedacht hätte, ihren Söhnen gegenüber benutzen zu müssen. „Glaub nicht, dass du so clever bist, Connor Alan, denn das bist du nicht.“
    Zu Bess’ Entsetzen blinzelte Connor ein paar Mal, und seine Augen glänzten verdächtig, als er versuchte, gegen die Tränen anzukämpfen. „Du hättest uns einfach nur von Anfang an die Wahrheit sagen sollen, Mom.“
    „Was hättest du dann getan, Connor? Hättest du mir dann geglaubt, oder wärst du zu den gleichen Schlussfolgerungen gekommen? Ich kann es dir nicht erklären, es ist einfach, wie es ist. Ich weiß, dass es nicht leicht ist für dich oder deinen Bruder.“ Sie schluckte schwer. „Und für Nick und mich ist es auch nicht einfach. Aber man kann sich nicht aussuchen, wen man liebt. Es passiert einfach.“
    „Man kann sich aber entscheiden, wen man nicht liebt“, sagte Connor mit einer Einsicht, die Bess nicht von ihm erwartet hätte.
    „Ich will mich aber nicht entscheiden, Nick nicht zu lieben“, sagte sie ehrlich.
    Zumindest war das Thema jetzt auf dem Tisch. Ausgesprochen. Bess nahm einen tiefen Atemzug. Langsam beruhigte sich ihr Magen, jetzt, wo das Schlimmste vorbei zu sein schien.
    Connor schaute sie noch einmal missmutig an, dann stakste er davon. Über die Schulter rief er ihr zu: „Ich bin hier weg.“
    Anscheinend war das Schlimmste doch noch nicht vorbei. Bess hatte angenommen, dass Connor die Küche meinte, aber als er ein paar Minuten später mit einem Rucksack und dem Dufflebag aus seinem Zimmer kam, verkrampfte sich ihr Magen erneut.
    „Wo gehst du hin?“, rief sie ihm nach, als er zur Treppe ging.
    „Ich schau bei Derrick vorbei. Er sucht einen Mitbewohner. Vielleicht bleibe ich den Rest des Sommers da.“
    „Vielleicht – Connor, warte.“ Bess folgte ihm, aber er blieb nicht stehen. Zwei Stufen auf einmal nehmend, stürmte er die Treppe hinunter. Sein Seesack schlug gegen die Wand und riss eine große, gerahmte Fotocollage herunter, die dort seit Bess’ Kindheit gehangen hatte. Das Bild fiel hinter ihm auf die Stufen, und das Glas zerbrach. Connor hielt immer noch nicht an.
    Bess auch nicht. Sie folgte ihm zum Carport, wo sie beide auf den Volvo starrten. „Du wirst nicht mein Auto nehmen.“
    Er schien nicht so weit vorausgedacht zu haben, fing sich aber schnell wieder. Er zog sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. „Derrick. Kannst du mich abholen? Ja. Danke.“
    Jungen kommunizierten anders als Mädchen, und so war das Gespräch schon zu Ende. Connor legte auf und steckte das Handy zurück in seine Tasche. Dann schlang er sich den Seesack über die Schulter und wandte sich in Richtung Straße.
    „Connor! Was ist mit deiner Arbeit?“ Bess eilte ihm nach.
    „Derrick und ich können uns für die gleichen Schichten einteilen lassen. Ich fahr mit ihm.“
    „Und du verlässt dich da einfach auf ihn?“
    Connor blieb stehen. Drehte sich um. Stellte seinen Dufflebag auf die Straße. Bess erkannte sein Schmollen aus seiner Kindheit.
    „Ja“, sagte er. „Ich denke, ihm  kann ich vertrauen.“
    Und ihr nicht. Bess zuckte zusammen. „Du kennst ihn doch erst seit ein paar Wochen.“
    Connor hob eine Augenbraue und sah sosehr wie sein Vater aus, dass Bess hätte schreien können. „Und? Offensichtlich sind ein paar Wochen mehr als ausreichend.“
    Er wandte sich von ihr ab. Bess drehte sich auf dem Absatz um und ging zurück zum Haus. Sie war darauf vorbereitet gewesen, ihn am Ende des Sommers gehen zu lassen, aber nun würde sie ihn jetzt schon loslassen.
    Im Haus fand sie Nick in der Küche, wo er gerade Spülmittel in die Geschirrspülmaschine füllte. Er schloss

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