Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
ja, wie auch immer. Das war das letzte Mal, dass ich der ‚Freund’ von einem Mädchen war.“
Schweigend wartete Bess ab, bis eine Gruppe Teenager an ihnen vorbeigerannt war, die fröhlich lachend ihre Leuchtstäbe von einem zum anderen warfen.
„Bei dir klingt das, als ob das was Schlechtes wäre“, stellte sie fest, nachdem sie wieder alleine waren.
Sie setzten ihren Weg fort. Ab und zu glühte Nicks Zigarette in der Dunkelheit, wenn er einen Zug nahm. Bess beobachtete, wie die rote Spitze heller wurde und dann wieder verglomm und wartete auf eine Antwort. Sie waren beinahe am Haus ihrer Großeltern angekommen.
„Ja“, sagte er letztendlich.
„Also … fickst du nur mit ihnen?“ Sie stolperte über das Wort, auch wenn sie nicht prüde war. Egal, was Missy behauptete. „Welches Mädchen gibt sich damit zufrieden?“
„Die Glücklichen?“ Er grinste, aber als sie sein Lächeln nicht erwiderte, verlosch es. „Hey, ich hab nur Spaß gemacht. Ich habe nichts mit Missy gehabt. Sie ist Ryans Mädchen. Ich wildere nicht.“
Dieser Ausdruck, den sie selber benutzt hatte, irritierte Bess. „Nun … gut zu wissen.“
Sie deutete nach oben auf die Veranda des Hauses ihrer Großeltern. In der Küche und im Wohnzimmer brannte Licht, und auf der Brüstung standen mehrere brennende Kerzen. Der Wind trug Stimmen und Gelächter zu ihnen. Sehr wahrscheinlich ihre Tante Lydia. Die kleinen Kinder waren schon im Bett, aber das allabendliche Rommé-Spiel war sicher im vollen Gange.
„Hier wohne ich“, sagte sie.
„Nett.“ Nick blieb neben ihr stehen.
„Es ist ganz okay. Ein bisschen überfüllt, aber … ja, es ist nett.“ Bess war es leid, sich für ihr Zuhause entschuldigen zu müssen. Missy machte gerne eine Riesensache daraus.
Nick schaute zum Haus hinauf, dann sah er sie wieder an und wandte schließlich den Blick in Richtung Meer. „Ich denke, ich werde mich auf den Rückweg machen.“
„Oh … okay.“
„Außer du willst, dass ich bleibe. Soll ich mit hinaufkommen, damit du mich deiner Familie vorstellen kannst?“ Er lächelte sie breit an.
„Äh …“
„Nein.“ Er unterbrach sie, bevor sie antworten konnte. „Ich muss auch los.“
„Danke für die Begleitung.“ Bess wollte ihm erklären, dass es nicht an ihm lag, warum sie ihn nicht einlud. Sie lud niemals jemanden in das Haus ein. Das hatte nichts mit Nick persönlich zu tun …
„Kein Problem.“ Er bückte sich und hob einen Stein oder ein Stück Muschel auf und warf es in die Wellen. „Ich wollte Missy erzählen, dass wir die Nacht zusammen verbracht haben, und meine Mutter hat mich nicht zu einem Lügner erzogen.“
Bess brach in Lachen aus. „Oh …!“
Er drehte sich zu ihr um und lächelte. Das Licht von der Veranda fiel über sein Gesicht und blendete ihn ein wenig. Bess’ Haare wehten ihr in die Augen, und sie schob sie zur Seite. Plötzlich war er ihr viel näher. Nah genug, um ihr ins Ohr zu flüstern: „Verrat mir was.“
Wenn Bess ihren Kopf ein wenig drehte, würden ihre Wangen sich berühren. Sie könnte seine Haut mit ihren Lippen streifen. Sie konnte ihn riechen, einatmen, den Geruch von Sonne und Sand und Sonnencreme. Ihr Herz wollte ihr aus der Brust springen. Sie spürte es in ihrem Hals klopfen und in ihren Handgelenken, zwischen ihren Beinen. Sie drehte ihren Kopf nicht.
„Was“, erwiderte sie ebenfalls flüsternd.
„Was heißt ‚so in der Art’ bezogen auf deinen Freund?“
Sie schluckte. „Es bedeutet … ich bin mir nicht sicher. Es bedeutet, dass ich glaube, er betrügt mich.“
„Aber du weißt es nicht mit Sicherheit?“
Als sie den Kopf schüttelte, ließ die Berührung ihrer Wange mit seiner ihre Knie weich werden. „Nein.“
„Vielleicht solltest du versuchen, es herauszufinden.“ Diesen letzten Satz atmete Nick direkt in ihr Ohr.
Sein Arm berührte ihren. Dann seine Hüfte. Für einen Beobachter würde es aussehen, als wenn sie sich küssten. Und wenn einer von ihnen sich auch nur noch einen halben Zentimeter bewegen würde, würden sie es auch tun.
„Ja, vielleicht sollte ich das.“
Er trat nur einen Schritt zurück, aber es hätten genauso gut eine Million Schritte sein können. Bess blinzelte ein paar Mal und atmete tief ein. Sie versuchte, seinen Duft in sich einzuschließen, doch sie fand nur den Geruch des Meeres. Ohne noch ein Wort zu sagen, drehte Nick sich um und ging fort.
Sie musste lange warten, bis ihre Beine aufgehört hatten zu zittern und sie ins Haus
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