Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
fuhr sich mit der Hand über seine dunklen, zerzausten Haare, in denen noch keine Spur von Weiß oder Grau zu sehen war. „Mein Dad ist in den Siebzigern und hat immer noch keine grauen Haare.“
„Wow! Gute Gene.“
Eddie lachte. „Er hat eine Glatze.“
Bess betrachtete Eddies dichtes Haar. „Du siehst nicht so aus, als stünde dir das gleiche Schicksal bevor.“
„Hoffentlich nicht. Wie ist es mit dir? Hast du noch Kontakt zu irgendwem? Brian?“ Er legte eine Pause ein, trank einen Schluck und sagte dann wie nebenbei: „Nick?“
„Ich …“ Bess trank auch einen Schluck, um Zeit zu gewinnen. „Nach dem College habe ich den Kontakt zu Brian verloren. Und Nick … nein. Ich bin mit ihm nie in Kontakt geblieben.“
„Nicht?“ Die unverhohlene Freude in Eddies Stimme war nicht zu überhören, auch wenn er versuchte, überrascht zu klingen. „Ihr beide wart doch aber ziemlich eng, oder?“
Er wusste, dass das stimmte. „Ja, aber … es hat nicht funktioniert.“
„Also ist er nicht derjenige, den du geheiratet hast.“
Bess schaute auf, erschrocken, dass Eddie auf diesen Gedanken gekommen war. „Guter Gott, nein. Könntest du dir das vorstellen?“
Sie konnte es nicht. Mit Nick verheiratet sein? Wie anders ihr Leben dann verlaufen wäre.
Eddie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Er war mit einem Mal verschwunden. Missy hat gesagt, sie dachte damals, er wäre zur Army gegangen. Ich dachte, dass er vielleicht mit dir gegangen ist.“
„Nein. Ich habe Andy geheiratet.“ Sie hielt inne. Soweit sie sich erinnerte, hatte Eddie Andy nur ein Mal getroffen. Und Andy war nicht sonderlich nett gewesen.
„Ah.“ Eddie stellte keine Fragen mehr. „Klingt, als wäre es dir gut ergangen. Das freut mich für dich“, fügte er hinzu, auch wenn etwas in seinem Gesicht ihr sagte, dass er nicht wirklich davon überzeugt war, dass es ihr so gut ging, wie sie behauptete.
Offensichtlich projizierte sie die Wahrheit, die sie kannte, auf ihn.
„Ich sollte mich auf den Weg machen“, sagte Bess. „Vielen Dank für die Einladung. Es war toll, dich wiederzusehen.“
„Erzähl deinen Jungs von dem Jobangebot.“ Eddie erhob sich ebenfalls. „Und lass dich mal wieder sehen, Bess.“
„Mach ich.“ Dieses Mal hielt sie ihm die Tür auf.
Eddie blieb auf dem Bürgersteig stehen. „Wohnst du in dem Haus deiner Großeltern?“
„Es gehört jetzt mir. Aber ja, genau da.“
„Es ist jetzt deins?“ Eddie stieß einen leisen Pfiff aus. „Nett.“
Bess lachte. „Reiner Zufall. Ich hatte Glück. Meine Eltern hatten keine Lust, sich mit dem Erbschein und den Steuern und so herumzuschlagen.“
„Egal wie, es ist ein großartiges Haus. Es stand eine Weile zum Verkauf, oder?“
Sie nickte. „Ja, aber dann haben sie sich doch entschieden, es zu behalten.“
„Ich weiß“, grinste Eddie. „Ich hab versucht, es zu kaufen.“
„Eddie Denver“, stieß Bess bewundernd aus. „Du hast wirklich was aus deinem Leben gemacht.“
Er lachte und machte die gleiche scheuchende Handbewegung, mit der Kara sie aus dem Laden getrieben hatte. „Schön wär’s. Aber im Großen und Ganzen läuft’s ganz gut.“
Bess fiel in sein Lachen ein und warf dann einen Blick zu ihrem Auto, das ganz in der Nähe stand. „Ich muss jetzt wirklich los. Ich habe noch ein paar Einkäufe zu erledigen.“
„Du weißt, dass es hier jetzt auch einen Food Lion gibt, oder? Er ist wesentlich größer als Shore Foods.“
„Es gibt jetzt eine ganze Menge, was es früher nicht gegeben hat“, erwiderte Bess. „Es ist, als wenn man die ganze Stadt neu kennenlernen muss.“
„Wenn du eine Führung willst, weißt du ja, wo du mich findest“, bot Eddie an.
Sie lächelte. „Ich werde es mir merken.“
„Okay, dann. Wir sehen uns.“ Er winkte und überquerte mit großen Schritten die Straße.
Bess schaute ihm nach, bis er in seinem Laden verschwunden war. Sie versuchte, ihre Erinnerung an Eddie mit der neuen Version von ihm in Einklang zu bringen und stellte erfreut fest, dass es ihr nicht gelang.
10. KAPITEL
Damals
Bess brauchte dringend eine Dusche. Sie wollte den Geruch und die klebrige Süße von ihrer Haut und aus ihren Haaren waschen und so lange unter dem heißen Strahl stehen bleiben, bis der leichte Anflug von Kopfschmerz hinter ihren Augen verschwunden war. Dusche und Bett, das waren die einzigen Gedanken, die ihren Kopf beherrschten, als sie das Sugarland abschloss und Nick auf sie wartend
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