Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
hinterließ eine Spur hinter sich. Am Morgen würde sie verschwunden sein.
Nick drehte sich um, damit er sie anschauen konnte. Er ging jetzt rückwärts. „Was hast du gehört.“
Bess schaute ihn nicht direkt an. „Dass du alles über Mädchen weißt. Über sehr viele Mädchen.“
Er drehte sich im Gehen wieder um. „Wer hat dir das erzählt?“
„Was glaubst du?“
Nick warf ihr einen Blick zu. „Die gleiche Schlampe, die dir gesagt hat, ich wäre schwul? Oh ja, was für eine vertrauenswürdige Quelle.“
Bess täuschte Lässigkeit vor. „Ich wiederhole ja nur, was sie gesagt hat.“
„Und das wäre genau was?“
Sie hatten eine Stelle erreicht, an der große Felsbrocken aus dem Sand aufragten. Im Dunkeln sah es aus wie ein riesiges Krokodil oder ein Dinosaurier. Die Mole. Hier brachen sich die Wellen lauter. Bess sprang auf einen Stein, und Nick folgte ihr.
„Na ja, nachdem ich ihr gesagt hatte, dass ich weiß, dass du nicht schwul bist …“
„Jesus.“ Nick stöhnte. „Ryan hat ihr dafür übrigens eine ganz schöne Standpauke gehalten.“
„Echt?“ Bess sprang auf der anderen Seite der Mole in den Sand. Hier gab es keine Laternen mehr, sodass nur noch der Lichtschein von hinten und die in einigen Häusern brennenden Lampen ein wenig Licht gaben.
„Ja. Er war sauer.“
Das war interessant. „Weil sie gesagt hat, dass du schwul bist?“
„Nein.“ Nick lachte. „Weil sie versucht hat, mich ins Bett zu kriegen.“
„Oh.“ Bess wünschte sich, sie hätte nicht gefragt. Es war ja nicht so, als hätte sie es nicht geahnt, aber sie wollte es nicht hören.
„Es ist ihr aber nicht gelungen.“ Nick blieb stehen, Bess auch. „Falls es dich interessiert.“
Bess zuckte die Schultern. „Warum sollte es mich interessieren?“
Er schaute sie an. Der Wind frischte auf und zupfte an den Enden seines Bandanas. Er schob es sich mit einer Hand vom Kopf, und der Wind spielte mit seinen Haaren. Nach einer gefühlten Ewigkeit lächelte er. „Sag du es mir.“
„Wenn man Missy glauben soll, warst du schon mit vielen Mädchen im Bett.“
„Ich war nicht mit ihr im Bett.“
Mit energischen Schritten ging Bess wieder los. Aus dem Licht in die Dunkelheit. Sie brauchte kein Licht, um zu wissen, wohin sie gehen musste.
„Es geht mich nichts an, Nick.“
„Also hat Missy dir was erzählt? Dass ich so eine Art männliche Schlampe bin?“
Das Wort hatte Bess im Zusammenhang mit Jungs noch nie gehört. Sie lachte. Nick lachte nicht. „Und, bist du?“
„Ich dachte, das geht dich nichts an.“
„Tut es auch nicht.“
„Ich bin nicht schwul“, erklärte Nick. „Und ich habe mit ziemlich vielen Mädchen geschlafen. Nur nicht mit Missy.“
Er blieb wieder stehen, und Bess tat es ihm gleich. Sie wandte sich ihm zu. Er hatte seine Schnürsenkel zusammengebunden und die Stiefel über ein Handgelenk gehängt. Jetzt schob er seine Hände tief in die Taschen seiner Jeans. Bess verschränkte die Arme und wünschte sich, sie hätte ihr Sweatshirt angezogen, bevor sie an den Strand gegangen waren.
Nachdem sich eine Minute hingezogen hatte, in der nur das Rauschen der Wellen das Schweigen zwischen ihnen füllte, schaute sie ihm in die Augen. „Es tut mir leid. Es geht mich wirklich nichts an.“
„Was hat sie noch über mich gesagt?“
Von weiter oben am Strand erklang Gelächter, und grüne Leuchtstäbe flammten auf. Bess schaute zu, wie sie von unsichtbaren Händen durch die Luft gewirbelt wurden, bevor sie wieder Nick ansah.
„Dass du mal mit Heather gegangen bist.“
Nick atmete zischend aus und senkte den Blick. Er zog eine Packung Swisher Sweets aus der Tasche und zündete sich eine Zigarette an, wobei er die Hand um das Feuerzeug wölbte, um den Wind abzuhalten. Die Flamme erhellte sein Gesicht für einen Moment, ließ goldrote Schatten auf ihm tanzen. Als er das Feuerzeug zuschnappen ließ, schien alles mit einem Mal viel dunkler als vorher zu sein. Dann hatten sich ihre Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt.
„Lass mich raten. Ich hab sie betrogen? Ihr Herz gebrochen? Oh, ich war so böööse, richtig?“
„Wenn du es sagst.“
„Nein. Sie hat mich betrogen, das ist passiert.“
„Es tut mir leid.“ Bess war nicht überrascht. Sie fragte allerdings auch nicht, ob Heather sein Herz gebrochen hatte.
Nick winkte mit der Hand, in der er die Zigarette hielt, ab. Der Rauch kitzelte Bess in der Nase. „Shit happens.“
„Trotzdem. So was ist doof.“
Er sah sie an. „Na
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