Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
die Eiscreme von seinem Löffel.
Langsam. Mit seiner Zunge. Dann tat er es noch einmal.
„Entschuldige?“ Mit trockener Kehle und rosigen Wangen riss Bess sich aus ihren Träumereien und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Jungen am Tresen vor sich zu. „Einmal blaue Himbeere für dich?“
„Zwei.“ Er schob ihr den kleinen Haufen Münzen und zerknüllte Dollarscheine zu. „Und vier Strohhalme.“
„Hmmm-mmmm, Daddy sollte der Arsch versohlt werden, weil er zusehen will, wie die vier an den Strohhalmen saugen“, murmelte Brian, als Bess mit dem Daumen auf die Slushmaschine zeigte, die neben ihm stand. Sie selbst ging in das kleine Hinterzimmer, um eine neue Packung Brezeln für den Ofen zu holen.
„Ich weiß nicht, was verstörender ist“, sagte sie auf ihrem Weg nach hinten. „Dass du dich selber Daddy nennst, oder dass du dich perversen Gedanken über ein paar Skaterpunks hingibst.“
Brian lachte, während er die durchsichtigen Deckel auf die Becher drückte und jeweils zwei Strohhalme hineinschob. „Honey, diese Jungs sind alt genug. Ich bin einundzwanzig, ein Jahr älter als du.“
Bess schnaubte und fing an, die Brezeln auf die kleinen Haken in dem gläsernen Warmhaltekasten zu hängen. „Sie mögen ja über achtzehn sein, Brian, aber ich bin nicht diejenige, die ihnen hinterhersabbert.“
Auch wenn diese gesamte Unterhaltung sehr leise geführt worden war, war Bess nicht sonderlich glücklich darüber, dass Brian einen unverkennbaren Blick in Nicks Richtung warf und sagte: „ Ihnen nicht …“
„Halt den Mund“, murmelte sie und stieß ihm mit dem Ellbogen in die Rippen. Dann schnappte sie sich die Becher mit den Slushys und reichte sie den Teenagern.
„Was denn?“ Brians unschuldiger Blick hätte eine Nonne täuschen können.
Zum Glück war Bess keine Nonne. „Halt einfach nur den Mund.“
Zum ersten Mal seit einer Stunde war der Laden leer. Nick tauchte seinen Löffel in das Sugarland Special, eine Mischung aus vier Kugeln Eis, heißer Schokolade, Erdnussbuttersauce, Schlagsahne, Zuckerstreuseln, zerbröselten Schokoladenkeksen und einer Vanillewaffel. Er hob den Löffel hoch und ließ die Eiscreme auf seine Zunge tropfen.
Und dieses Mal grinste er dabei.
„Mmm, mmm, mmm“, machte Brian mit einer Hand in die Hüfte gestemmt. „Wenn du damit weitermachst, Nick Hamilton, könnte ich annehmen, dass du auf mich stehst.“
Nick lachte, und es schien ihm nichts auszumachen, dass Schokosauce in seinen Mundwinkeln glänzte. Er schürzte die Lippen. Der Luftkuss ließ Brian in mädchenhaftes Kichern ausbrechen. Bess musste sich abwenden, um ihr Lächeln zu verbergen.
„Nun ja, auf irgendjemanden in diesem Laden steht er auf jeden Fall“, flüsterte Brian ihr ins Ohr, als sie versuchte, an ihm vorbei ins Hinterzimmer zu gelangen.
Bess konnte nicht anders und sah noch einmal zu Nick. Er kratzte mit dem langstieligen Löffel in den Resten seines Eisbechers und aß jedes noch so kleine Stückchen Schokokeks. Ihr Magen knurrte, aber sie konnte sich nicht einmal selber davon überzeugen, dass alleine der Appetit auf Eiscreme ihr den Mund wässrig machte.
„Hey, Bess“, sagte Nick und zerstreute ihre Illusion, dass er nur hierhergekommen war, um ein Eis zu essen. „Ich gebe heute Abend eine Party.“
„Wie schön.“ Mit einem Blick zu Brian betrat sie den Vorratsraum, um zu sehen, wie weit Eddie mit dem letzten Fass Karamell war. Mr. Swarovsky ließ die Mitarbeiter des Sugarland nur den Sirup machen, der auf einem alten Familienrezept beruhte. Bess hatte die letzte Fuhre vor ein paar Stunden zubereitet, und Eddie sollte sie in nachfüllbare Plastikbehälter umfüllen.
„Wie kommst du voran?“ Die Luft in dem kleinen Raum war heiß, und Bess wischte sich mit dem Handrücken über die Stirn.
Eddie schaute kurz zu ihr auf, wobei er wie üblich jeglichen Augenkontakt vermied. „Gut. Ich bin fast fertig.“
Tammy hätte für die gleiche Aufgabe mindestens doppelt so lange gebraucht. Brian auch, allerdings nicht, weil er inkompetent war, sondern weil er immer wieder nach vorne in den Laden gekommen wäre, um zu sehen, was dort los ist. Er ähnelte viel zu sehr einem Schmetterling, um hier hinten eingesperrt zu werden, wohingegen Eddie es vorzog, alleine zu arbeiten. Bess war nicht zum ersten Mal dankbar, dass Mr. Swarovsky so unterschiedliche Mitarbeiter angeheuert hatte. Das erleichterte ihren Job ungemein.
Abgesehen von der etwas fehlgeleiteten Tammy, die sich damit
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