Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
dass ihre Beziehung zerbrechen würde, wenn sie sich so häufig sahen. Im ersten Monat verbrachten sie mehr Zeit zusammen, als sie es in ihrem gesamten ersten Jahr getan hatten. Andy schien sich jedoch nicht daran zu stören, im Gegenteil, er führte sie so leicht in seinen Freundeskreis und in seine tägliche Routine ein, als wenn sie schon immer Teil seines Lebens gewesen wäre. Er sagte ihr als Erster, dass er sie liebte, und spielte den Part des hingebungsvollen Freundes so gut, dass sie nie an ihm gezweifelt hatte.
Was also hatte sich verändert?
„Bess?“ Eddie steckte den Kopf zur Tür hinaus. „Brian braucht v-vorne ein bisschen Hilfe.“
„Ich bin gleich da.“ Sie spuckte ihr Kaugummi in den Müll und ging seufzend in den Laden zurück.
Brian wurde von Kunden nahezu belagert, aber Diva, die er war, hatte er die Menge gut unter Kontrolle. Sie standen in der kleinen Sitzecke herum, aber niemand drängelte sich vor oder wurde laut. Nick regierte immer noch von seinem Hocker am Tresen, auch wenn sein Eis inzwischen aufgegessen war. Er war nicht im Weg oder so, aber bei seinem Anblick runzelte Bess unwillkürlich die Stirn. Er war eine Ablenkung, die sie jetzt nicht gebrauchen konnte.
Sie und Brian bedienten die Kunden so schnell sie konnten, aber es dauerte weitere vierzig Minuten, bis der letzte die Tür hinter sich geschlossen hatte. Brian ließ sich mit einem übertriebenen Seufzer gegen den Tresen sinken und bettelte um eine Pause. Bess hatte keine Wahl, sie musste sie ihm gewähren. Nachdem Brian schneller zur Hintertür verschwunden war, als ein Teenager eine Flasche Bier austrinken konnte, fand Bess sich mal wieder alleine mit Nick.
„Also“, begann er mit einem Grinsen, das so süß war wie der Eisbecher, den er gegessen hatte. „Party. Bei mir. Heute Abend.“
15. KAPITEL
Jetzt
„Hi, Kara. Ist dein Vater da?“ Bess lehnte sich an den Tresen und schaute Eddies Tochter an, die ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war.
„Hey.“ Ohne den Blick von der Boulevardzeitung zu nehmen, die sie vor sich ausgebreitet hatte, hob Kara eine Hand zum Gruß. „Nö. Ich glaube, er ist im Café oder so. Soll ich ihn anrufen?“
Bess nahm den Mangel an Enthusiasmus des Mädchens nicht persönlich. „Gerne, wenn’s dir nichts ausmacht.“
Kara grinste sie an. „Quatsch. Er hat mir gesagt, wenn Sie auftauchen, soll ich ihm sofort Bescheid sagen.“
Dieses kleine Fitzelchen an Information hätte Bess eigentlich unsicher machen sollen, aber sie stand im Sugarland, wo Eddie Denver schon vor Jahren heimlich in sie verliebt gewesen war. Es lag etwas Tröstliches in dem Gedanken, dass es ihm vielleicht immer noch so ging. Sie lachte und zog sich einen Hocker heran.
„Danke.“
Kara zuckte mit den Schultern und holte ein pinkfarbenes Handy aus ihrer Tasche. Sie wählte. „Kein Problem. – Dad? Sie ist hier. Wo bist du? Soll ich sie bitten zu warten?“
Kara nahm das Telefon vom Ohr und wandte sich an Bess. „Er ist nicht im Café, sondern im Schreibwarenladen. Können Sie auf ihn warten? Er meint, er wäre in ungefähr einer halben Stunde wieder da.“
„Sicher.“ Eine halbe Stunde war länger, als sie eingeplant hatte, und Bess’ Gedanken wanderten sofort zu ihrem Haus und zu Nick, der dort auf sie wartete. Aber sie musste wirklich dringend mit Eddie sprechen.
„Sie wartet. Ja, schon klar.“ Kara verdrehte die Augen und steckte das Telefon wieder ein. „Er beeilt sich. Kann ich Ihnen irgendwas bringen, während Sie warten?“
„Eine Limonade wäre gut.“ Bei dem Gedanken daran lief Bess schon das Wasser im Mund zusammen.
Während Kara die Zitronen halbierte, auspresste und den Saft mit Wasser und Zucker mischte, schaute Bess sich im Laden um. Eddie hatte die Einrichtung ein wenig verändert, aber nicht viel. Die Ausstattung sah neuer aus, die Karte ein bisschen umfangreicher, aber so viel war noch genau wie früher, dass Bess das Gefühl überkam, auf der falschen Seite des Tresens zu sitzen.
Die Saison hatte noch nicht begonnen, weshalb der plötzliche Kundenandrang etwas überraschend kam. Kara blinzelte, als die Glocke über der Tür ertönte und eine ganze Gruppe Menschen hineinströmte und sich an den Tresen drängte, um ihre Bestellung aufzugeben.
Die Schlange war lang und die Kunden fordernd genug, um den erfahrensten Verkäufer einzuschüchtern, aber Kara blieb ganz ruhig. Sie nahm die Bestellungen auf und erfüllte sie so schnell sie konnte, während der Lärm und
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