Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
du, was ich meine? Das ist auch tiefsinnig.“
„Ja. Wer hätte das gedacht.“ Eddie pustete in den Milchschaum auf seiner Tasse.
„Ich meine das ernst.“ Bess versuchte gar nicht erst, einen Schluck zu trinken. Zu viele verbrannte Zungen hatten sie Geduld gelehrt. Zumindest wenn es um Kaffee ging.
Eddie schaute sie an. „Wirklich?“
„Ja.“
Das Lächeln breitete sich nur langsam auf seinem Gesicht aus, war dafür aber umso einnehmender. „Danke.“
„Du solltest nicht so überrascht klingen“, sagte Bess. „Ich wusste immer, dass hinter dieser Stirn eine ganze Menge los ist.“
„Und auf dieser Stirn erst mal“, spielte er auf die Akne an, unter der er als Jugendlicher so gelitten hatte.
Sie tat nicht so, als würde das nicht stimmen. „Jeder hat so eine Phase, in der er sich wie ein hässliches Entlein fühlt.“
„Ja. Meine dauerte … oh ja, neunzehn Jahre.“ Eddie lachte in sich hinein und nahm einen Schluck.
Mutig probierte auch Bess ihren Kaffee. Die Barista hatte nicht genügend Sirup hineingetan, aber ansonsten war er gut. Wenn auch immer noch ein wenig zu heiß. „Aber sieh dich jetzt an.“
Eddie sagte nichts, und Bess fürchtete, dass sie vielleicht seine Gefühle verletzt hatte – wenn sie auch nicht gewusst hätte, womit. Eine Entschuldigung auf der Zunge liegend, sah sie ihn an. Eddie starrte aus dem Fenster auf den Bürgersteig.
„Weißt du“, sagte er leise. „Egal, was auch passiert, ein Teil von mir wird immer dieses schüchterne, verängstigte Kind mit den Pickeln bleiben.“
„Dieses Gefühl haben viele Menschen, Eddie.“
Er schaute sie an. „Du auch?“
Bess öffnete den Mund, um Nein zu sagen. Die Zeit hatte sie verändert. Sie verstand seine Gefühle, aber sie teilte sie nicht. „Ja. Ich auch. Ich schwöre dir, das Gesicht, das mir morgens aus dem Spiegel entgegenschaut, erschreckt mich an manchen Tagen zu Tode.“
„Du warst aber nie so ein hässlicher Vogel wie ich.“ Eddie lächelte. „Was siehst du? Wie erinnerst du dich an dich?“
Es war Eddie gewesen, der ihr gesagt hatte, dass Nick nicht gut für sie sei. Dass das Zusammensein mit ihm sie an sich selbst zweifeln ließ. „Ich sehe immer noch eine Frau, die an sich zweifelt.“
„Das solltest du nicht.“
„Du …“, sie zeigte mit dem Finger auf ihn, „… solltest auch nicht von dir als hässlicher Vogel denken.“
Eddie erhob beide Hände in einer ergebenden Geste. „Da hast du recht.“
Bess schaute einem am Café vorbeigehenden Pärchen nach. Ihr Magen knurrte beim Anblick der mit Puderzucker bestreuten Waffeln, die die beiden in der Hand hielten. Eine Waffel hatte sogar noch einen Klecks Sauerkirschen oben drauf.
„Gott, das sieht gut aus“, seufzte sie.
„Dann hol dir eine.“ Eddie schwenkte den mittlerweile schaumlosen Kaffee in seiner Tasse herum. „Die erste Waffel des Sommers ist immer die beste.“
Bess schüttelte den Kopf. „Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist eine Waffel. Außerdem wollte ich keine ganze, sondern nur einen Bissen.“
„Das ist alles?“ Er lachte und streckte den Hals, um dem Pärchen hinterherzuschauen.
„Ja. Das reicht. Aber du hast recht, der erste Bissen ist immer der Beste.“ Sie schaute über die Straße hinüber zum Sugarland. Von hier aus konnte sie das Swarovsky’s nicht sehen, aber auf dem Weg in den Ort war sie daran vorbeigekommen. Originalrezept! schrie ein Schild vor der Tür, und Eddie zuliebe hätte sie es am liebsten mit Zuckerwatte beworfen.
„Miniwaffeln“, dachte Eddie laut.
Einen Herzschlag lang schauten sie einander schweigend an, dann fingen sie gleichzeitig an zu reden.
„Wie wäre es, wenn du Miniwaffeln verkaufen würdest?“
„Wir könnten alle möglichen tollen Sachen anbieten …“
„Frittierte Schokoriegel“, sagte Bess und zitterte beim Gedanken an so eine dekadente Süßigkeit. „Und Oreos! Ich meine, die sind der Hammer, und man braucht wirklich nur einen!“
„Und wenn man die Preise niedrig genug hält, dass die Leute sich nicht über den Tisch gezogen fühlen …“ Eddie unterbrach sich selber. „Frittierte Essiggurken!“
Bess zog eine Grimasse. „Igitt.“
„Die sind superlecker“, beharrte Eddie. „Wie wär’s mit kleinen Würstchen im Schlafrock?“
„Brezeleier!“, rief Bess so laut, dass alle Köpfe im Café sich zu ihr umdrehten.
„Was zum Teufel sind Brezeleier?“, wollte Eddie wissen.
„Die habe ich immer für meine Jungs gemacht. Man nimmt eine Brezel und
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