Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
füllt je ein Ei in jedes der beiden Löcher. Es ist ein wenig wie ein Sandwich. Die beiden haben es geliebt.“ Eddie starrte sie an, bis sie verstummte. „Was?“
„Das ist brillant.“
„Ach, hör auf“, lachte sie.
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine das ernst. Dieses Café und der Burrito-Shop sind die einzigen beiden Läden, die Frühstücksachen verkaufen. Ich bin sowieso immer früh im Laden. Es wäre nicht schwer, eine Frühschicht einzulegen. Wir könnten eine Marktlücke besetzen.“
„Meinst du wirklich?“ Bess nahm einen großen Schluck Kaffee, der nun die richtige Trinktemperatur hatte.
„Ja, das meine ich wirklich. Und wir bräuchten Swarovskys Karamellpopcorn nicht mehr. Wir hätten unsere eigene kleine Nische.“ Eddie grinste und schlug so fest auf den Tisch, dass der Serviettenhalter einen kleinen Hopser machte.
„Du könntest es ‚Just a Bite’ nennen, weil die Portionen genau einen Bissen groß sind“, schlug Bess vor.
„Wir“, korrigierte Eddie.
Bess verstand ihn zuerst nicht. „Hm?“
„Wir“, wiederholte er. Er lehnte sich ein Stückchen vor. „Wir nennen es ‚Just a Bite’. Du musst unbedingt mitmachen.“
Abwehrend hob Bess ihre Hände und schüttelte den Kopf. „Oh, nein. Nein, das habe ich nicht gemeint …“
„Komm schon, Bess. Hast du ein besseres Angebot? Fängst du wieder an zu arbeiten?“
„Ich habe darüber nachgedacht, aber …“
„Du würdest großartig sein. Du hattest schon immer tolle Ideen. Und du weißt, wie man so ein Geschäft ins Laufen bringt. Hey, ich hab dich heute beobachtet. Du hattest Spaß.“
„Stimmt, den hatte ich. Weil ich wusste, dass ich jederzeit wieder gehen kann.“
Eddie bezauberte sie mit einem schiefen Lächeln. „Das ist ja das Gute daran, wenn man der Chef ist, Bess. Man kann gehen, wann immer man will.“
Sie wusste, dass das so nicht stimmte. Ein Laden wie das Sugarland bedeutete viel harte Arbeit. Lange Tage. Es war schwer, im Gastronomiegewerbe erfolgreich zu sein. „Es ist nicht ganz das, was ich mir für meine Zukunft vorgestellt habe, Eddie.“
„Okay.“ Er lehnte sich zurück, das Strahlen in seinen Augen war ungebrochen. „Was hast du dir denn für dein Leben vorgestellt?“
„So weit hab ich noch nicht gedacht.“
„Dann denk bitte darüber nach. Wenn ich aus dem Sugarland das Just a Bite machen will, brauche ich mehr, als ich jetzt habe. Zumindest brauche ich dich als Partner für neue Ideen.“
Sie vermutete, dass er ihr nur schmeichelte. „Ich glaube eher, dass du Geld brauchen wirst.“
„Das auch.“ Eddie wirkte keinesfalls entmutigt. „Aber das kann ich kriegen. Jemanden zu finden, der kreative Visionen und die Fähigkeiten besitzt, diese umzusetzen, ist schon viel schwieriger.“
„Du meinst das wirklich ernst.“ Bess trank ihren Kaffee aus. Der letzte Schluck war kalt und ein wenig bitter.
„Natürlich meine ich das ernst.“
„So eine Partnerschaft bedeutet viel Arbeit. Was ist, wenn wir es ganz furchtbar finden, miteinander zu arbeiten?“
„Ich habe es nie furchtbar gefunden, mit dir zu arbeiten.“
Unter der Intensität von Eddies Blick musste Bess den Kopf abwenden. „Ich fand es auch nie schrecklich, mit dir zu arbeiten, Eddie, aber das ist so lange her.“
„Vergiss nicht, tief im Inneren bin ich immer noch der gleiche pickelgesichtige Quasimodo von damals, Bess.“
In letzter Sekunde konnte sie sich davon abhalten, auf der Innenseite ihrer Lippe herumzukauen, eine schlechte Angewohnheit, die sie sich eigentlich mühsam abtrainiert hatte. „Und ich bin immer noch das Mädchen, das an sich zweifelt.“
Eddie beugte sich wieder zu ihr vor. Bess war froh, dass der Tisch und die Kaffeebecher eine natürliche Barriere zwischen ihnen bildeten. Wenn nichts zwischen ihnen gestanden hätte, so fürchtete sie, hätte Eddie nach ihrer Hand oder Schulter gegriffen, und sie war sich nicht ganz sicher, wie sie darauf reagiert hätte.
„Denk darüber nach“, sagte er ernst. „Versprich mir, dass du darüber nachdenkst, ja?“
Bess neigte den Kopf ein wenig zur Seite und schenkte ihm nun ihrerseits ein leicht schiefes Grinsen. „Du akzeptierst wohl kein Nein als Antwort, was?“
Eddie schüttelte den Kopf. „Normalerweise nicht.“
„Siehst du? Du bist doch nicht mehr der Gleiche.“
Er stand auf, um ihre Tassen auf den Abräumwagen zu stellen, der neben ihrem Tisch stand. „Wenn ich es nicht mehr bin, bist du es vielleicht auch nicht mehr.“
Bess
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