Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
stand auf und schaute auf ihre Uhr. Wieder einmal war die Zeit nur so verflogen, während sie mit Eddie gesprochen hatte. „Ich muss jetzt wirklich los“, sagte sie.
Er nickte. „Ich muss auch zurück in den Laden. Aber danke fürs Vorbeikommen.“
Sie war schon auf der Straße, als ihr einfiel, dass sie ja einen Grund für ihren Besuch gehabt hatte. „Oh, beinahe hätte ich es vergessen. Ich wollte dir sagen, dass mein Mann doch nicht wie geplant mit den Jungs auf den Raftingtrip geht. Sie kommen jetzt schon am dreizehnten Juni, und nicht erst Anfang Juli, das heißt, sie könnten schon früher mit der Arbeit bei dir anfangen als gedacht.“
„Großartig.“ Er strahlte. „Ich kann Hilfe gebrauchen.“
„Sogar wenn du das Sugarland in ein Miniwaffel-Paradies verwandelst?“, neckte sie ihn.
„Dann ganz besonders.“
Sie waren an ihrem Auto angekommen und standen sich nun gegenüber. Bess hielt den Schlüssel fest in der Hand und hatte bereits auf den Knopf gedrückt, um die Fahrertür zu entriegeln. Dennoch zögerte sie, stieg nicht gleich ein, obwohl das Ticken der Uhr inzwischen so laut in ihren Ohren dröhnte wie ihr Herzschlag.
„Das müssen wir bald mal wieder machen. Also zusammen einen Kaffee trinken gehen.“ Eddie schob seine Hände tief in die vorderen Taschen seiner Chinos, eine Geste, die Bess noch von früher kannte. Doch heute überragte er sie, trotz der eingezogenen Schultern, um fast einen ganzen Kopf.
„Ja. Das war schön.“
„Und denk noch mal über Just a Bite nach“, erinnerte er sie und ging ein paar Schritte rückwärts, ohne nach hinten zu schauen. „Du hast es versprochen.“
Bess spannte sich an, wartete nur darauf, dass er stolpern und hinfallen würde, aber Eddie schaffte es, ohne Unfall bis zu den am Rand des Bürgersteigs stehenden Parkuhren zu gehen.
„Ich werde drüber nachdenken.“
„Großartig.“ Er grinste und zog eine Hand aus der Tasche, um sich zu verabschieden. „Wir sehen uns!“
Er ging nicht weiter, sondern blieb da stehen, eine Hand auf der Parkuhr, und beobachtete, wie sie ausparkte. Er winkte, als sie fortfuhr, und Bess winkte zurück.
Sie mochte Eddie. Hatte ihn immer gemocht. Jetzt, wo sie nicht mehr in den peinlichen Dramen aus jugendlicher Verknalltheit und Zusammenarbeit steckten, unterhielt sie sich sogar noch viel lieber mit ihm. Aber seine Partnerin zu werden, könnte all die alten Gefühle wieder zurückbringen. Andererseits, sosehr sie vielleicht auch noch die Gleichen geblieben waren, hatten sie sich in den letzten Jahren doch auch beide gewaltig verändert. Sie hatte versprochen, darüber nachzudenken, mehr nicht, und das tat sie auf dem gesamten Nachhauseweg.
Die Stunden mit Eddie hatten ihr Spaß gemacht, aber sobald sie ihr Auto im Carport abstellte, bestand ihre gesamte Welt wieder nur aus Nick. Jeder Atemzug, jeder Herzschlag, jeder Schritt brachte sie näher zu ihm. Als sie endlich die Tür erreicht hatte, konnte sie ihn bereits schmecken, fühlen, und sie fragte sich, wie sie es jemals geschafft hatte, auch nur eine Sekunde ohne ihn an ihrer Seite zu verbringen.
16. KAPITEL
Damals
„Ich weiß, dass er vor Stunden von der Arbeit nach Hause gekommen ist.“ Bess wartete gar nicht erst darauf, dass Matty eine Ausrede für seinen Bruder einfiel. „Matt. Bitte. Ich muss mit ihm sprechen.“
Andy würde ihren Anruf heute Abend nicht erwarten. Sie riefen sich normalerweise montags um zehn an, außer wenn sie Spätschicht hatte. Andy mochte es nicht, wenn sie ihn nach zehn Uhr anrief; er behauptete, er müsse früh ins Bett, um am nächsten Tag fit für die Arbeit zu sein.
Er hatte ein letztes Praktikum in einer Anwaltskanzlei ergattert, die gemütliche zehn Minuten von seinem Zuhause entfernt lag. Er arbeitete von neun bis fünf und hatte eine Stunde Mittagspause, in der ihn meistens einer der Partner in ein nettes Restaurant einlud. Sie hatten bereits angefangen darüber zu sprechen, eine feste Position für ihn in der Kanzlei zu finden, die er antreten sollte, sobald er im Sommer seinen offiziellen Abschluss in der Tasche hatte. Es war etwas ganz anderes als ihr Job im Sugarland, und auch als ihre zukünftige Karriere als Sozialarbeiterin.
„Bess …“ Matt seufzte. Sie waren in die gleiche Klasse gegangen, hatten aber nie wirklich viel miteinander zu tun gehabt, bis sie angefangen hatte, mit Andy auszugehen. „Er ist gerade unter der Dusche.“
Bess schwieg einen Augenblick. Um neun Uhr an einem Freitagabend
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