Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
dich mal wieder, Süße. Meine Güte. Dann lässt du dich halt nicht flachlegen. Spar dich ruhig für deinen langweiligen Freund zu Hause auf.“
„Ich spare mich für niemanden auf“, erwiderte Bess. „Nur weil du das Konzept der Treue nicht verstehst, heißt das doch nicht, dass es auch niemand anderes tut. Und außerdem ist er nicht langweilig.“
Und eventuell war er auch nicht mehr ihr Freund.
Missy verdrehte die Augen. „Wie auch immer. Interessiert es mich?“
„Ich weiß nicht. Tut es das? Zumindest bringst du das Thema immer wieder auf.“ Bess stemmte die Hände in die Hüften.
Missy funkelte sie an. Bess starrte zurück. Nach einer Sekunde zuckte es allerdings um Missys Lippen. Und noch eine Sekunde später brachen die beiden in lautes Lachen aus.
„Du bist so eine Drama Queen.“ Missy schob Bess zur Seite, um ihr Make-up wegzupacken.
„Leck mich, Missy.“
„Ich wusste nicht, dass du in diese Richtung tendierst, Süße.“ Sie flatterte mit ihren dick getuschten Wimpern.
Wie immer fiel Bess darauf kein schlagfertiger Kommentar ein, und so machte sie sich daran, Ordnung in das Chaos in Missys Wohnzimmer zu bringen. Sie hatte es gerade mal geschafft, ein paar Zeitungen und Zeitschriften von der Couch und den Stühlen wegzuräumen, als sich auch schon die Tür öffnete und Heather mit Kelly im Schlepptau hereinschneite. Beide sahen bereits ziemlich angetrunken aus.
„Hey, Girl!“
„Sieh dich an, blöde Kuh! Was zum Teufel … wer hat dir die Haare gemacht?“
„Wo ist die verdammte Pizza?“
Bess beobachtete den Wortwechsel und fragte sich, wie es wohl wäre, ein Haus zu haben, in das die Leute ohne anzuklopfen hineinspazierten und sich auf die Möbel schmissen, als wenn es ihre wären. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie es hassen würde. Sie nickte, als Kelly ihr zuwinkte. Von Heather wurde sie wie üblich ignoriert. Heather mochte Bess nicht. Ein Gefühl, das auf Gegenseitigkeit beruhte, denn Bess wusste, dass Heather sie für eine eingebildete Prinzessin hielt.
In der nächsten Stunde trudelten noch viel mehr Menschen ein, als Missy eingeladen hatte, aber die Nachricht von einer Party verbreitete sich immer schnell. Der kleine Trailer war schon bald mit einer Mischung aus Rauch, Körperwärme und Musik erfüllt. Mit knurrendem Magen hoffte Bess, dass endlich jemand mit der versprochenen Pizza kommen würde. Tüten mit Chips und Brezeln sowie eine Kiste Starkbier und Flaschen mit allem nur erdenklichen Alkohol tauchten wie aus dem Nichts auf. Zumindest brachten Missys Freunde genug mit, um es mit den anderen zu teilen.
Bess war nicht die einzige Minderjährige, aber sie war vermutlich die Einzige, die nicht trank. Aber niemand kümmerte sich darum, dachten doch alle, solange sie ein Glas in der Hand hielt würde sie sich genauso betrinken wie alle anderen hier. Missy hätte es gewusst, aber sie war so damit beschäftigt, von Schoß zu Schoß zu wandern, dass sie Bess nicht weiter beachtete.
Ein Jubelruf erhob sich, als endlich die Pizza kam. Bess hatte Ryan schon vorher kennengelernt. Er poppte ab und zu mit Missy, wenn sie beide betrunken oder stoned waren oder sich langweilten. Hoch über seinem Kopf hielt er die Pizzakartons und rief jedem, an dem er vorbeikam, zu: „Zwei Dollar, zwei Dollar.“
Zwei Dollar. Das war alles, was sie in ihrer Tasche hatte. Zwei Dollar, für die sie sich ihr eigenes Stück Pizza und ein Getränk hätte kaufen können. Aber auf der Party würde sie so viel essen können, wie sie wollte oder sich schnappen konnte, bevor alles aufgegessen war. Ryan wusste offensichtlich, was er tat, denn er hatte vier Pizzen gekauft. Der Junge hinter ihm, dessen Gesicht im Schatten des Schirms seiner Baseballkappe lag, trug weitere drei.
„Bess.“ Ryan zwinkerte ihr zu, als sie die leeren Dosen und fettigen Pappteller von vorangegangenen Pizzaschlachten zur Seite räumte, um Platz für die Kartons zu schaffen. „Wie geht’s dir, Baby?“
„Gut.“ Sie wischte sich die Hände ab. Der Tisch war klebrig, aber es lohnte sich nicht, ihn sauber zu machen. Sie drehte sich in Missys winziger Küche um und nahm sich ein paar Pappteller, die sie auf den Tisch stellte. Gierige Hände griffen bereits nach den Pizzastücken. Ebenso wie sie.
„Das ist mein Freund Nick.“ Ryan zeigte mit dem Daumen über seine Schulter zu seinem Freund, der gerade seine Pizzakartons abstellte.
Ganz konzentriert darauf, die dampfenden Stücke auf ihren Teller zu schieben, warf
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