Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
verschwinden würde.
2. KAPITEL
Damals
„Bist du sicher, dass du keinen Zug willst?“ Missy wedelte mit dem Joint in Bess’ Richtung, sodass eine Wolke wohlriechenden Rauchs ihre Nase kitzelte. „Komm schon, Bessie. Es ist eine Party.“
„Bessie ist ein Name für eine Kuh.“ Bess zeigte dem anderen Mädchen den Mittelfinger und öffnete eine Dose Cola. „Und nein, ich brauche dein Gras nicht, danke.“
„Wie du willst.“ Missy nahm einen tiefen Zug und hustete, womit sie die so mühsam erarbeitete Illusion der erfahrenen Drogenkönigin auf einen Schlag zerstörte. „Das ist verdammt gutes Shit!“
Bess verdrehte die Augen und schielte zu der Schüssel mit Kartoffelchips, die auf Missys Wohnzimmertisch stand. „Wie lange stehen die schon da?“
Sie hustete noch einmal. „Ich habe die Tüte gerade erst geöffnet. Kurz bevor du gekommen bist.“
Bess zog die Schüssel zu sich heran und inspizierte sie sorgfältig. Missys Trailer war immer schmuddelig. Als sie weder Käfer noch Müll in der Schüssel entdeckte, riskierte es Bess und nahm sich eine Handvoll Chips. Sie war kurz vorm Verhungern.
„Oh Gott, was würde ich jetzt für eine Pizza geben.“ Missy ließ sich in ihren ramponierten Sessel fallen und baumelte mit den Beinen über der Lehne. Ihre Fußsohlen waren schwarz vor Schmutz. Ihr Rock hatte sich nach oben geschoben und gab den Blick auf ein Stück pinkfarbene Spitze frei. „Lass uns eine Pizza holen.“
„Ich habe noch genau zwei Dollar bis zum nächsten Zahltag.“ Bess kaute auf den Chips und schluckte sie mit der Billigcola hinunter, die bereits abgestanden schmeckte.
Missy winkte träge ab. „Dann ruf ich einfach ein paar Jungs an und bring sie dazu, uns Pizza zu holen.“
Bevor Bess protestieren konnte, hatte Missy sich grinsend aufgesetzt und warf sich das blond gefärbte Haar über die Schulter. Die Bewegung führte dazu, dass eine ihrer Brüste aus dem Tanktop hüpfte. Missy war gebaut wie ein Scheißhaus, wie sie gerne von sich sagte, und schämte sich nicht, das auch zu zeigen.
„Komm schon“, sagte sie, als ob Bess ihr widersprochen hätte, obwohl die ihren Mund immer noch fest geschlossen hielt. „Es wird eine Party. Jeder hat Lust auf eine Party, oder? Na ja, außer dir.“
„Ich mag Partys.“ Bess lehnte sich gegen die Lehne der Couch zurück, die Missy von der Heilsarmee geklaut hatte. „Aber ich muss morgen arbeiten.“
„Das muss ich auch. Na und? Lass uns eine verdammte Party feiern, okay?“ Missy sprang aus dem Sessel und legte ihren Joint in dem überquellenden Aschenbecher ab. „Das wird lustig. Du brauchst ein wenig Spaß in deinem Leben, Bess.“
„Ich habe Spaß!“
Missy verdrehte die Augen. „Ich weiß, was für eine Art Spaß du hast. Ich rede aber von echtem Spaß, der ein wenig Farbe in die Backen bringt. Und damit meine ich nicht die in deinem Gesicht.“
„Wie charmant.“ Bess lachte, auch wenn Missys Einschätzung nicht sonderlich schmeichelhaft war. Wie könnte sie ihr auch böse sein? Missy hatte eine Art an sich, dass Bess sie nie zu ernst nehmen konnte. „Also rufst du ein paar Jungs an und sagst ihnen, sie sollen Pizza vorbeibringen, und die tun das dann?“
Missy lüftete den Saum ihres superkurzen Röckchens und ließ ihren pinkfarbenen Slip aufblitzen. „Natürlich tun sie das.“
„Ich werde nicht für eine Pizza mit irgendeinem Typen vögeln, egal, wie viel Hunger ich habe.“ Bess legte ihre Füße auf den Wohnzimmertisch, ohne ihre Flip-Flops auszuziehen. Zu Hause hätte sie das niemals getan, nicht einmal mit bloßen Füßen. Aber Missy schien es nichts auszumachen.
„Was interessiert es mich, mit wem du vögelst?“ Sie wählte bereits eine Nummer auf dem Telefon, während sie gleichzeitig im Kühlschrank nach einem Bier suchte. „Ich meine, hast du überhaupt schon mal … Baby! Hi!“
Bess hörte fasziniert zu, wie Missy sich ihren Weg zu einer kostenlosen Pizza erschlich. Nach ein paar Anrufen legte sie mit einem triumphierenden Lächeln den Hörer auf.
„Erledigt. Ryan und Nick werden in einer halben Stunde mit unserer Pizza hier sein. Und Seth und Brad hab ich gesagt, dass sie Bier mitbringen sollen. Heather und Kelly kommen auch. Du kennst die beiden doch, oder?“
Bess nickte. Sie kannte Ryan und hatte die anderen Mädchen ein paar Mal getroffen. Sie kellnerten zusammen mit Missy im Fishnet . Den anderen Jungs war sie noch nie begegnet, aber das war auch nicht schlimm. So wie sie Missy kannte,
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