Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
letzten Wochen mehr als nur ein Mal Kontakt mit Andy aufzunehmen, wüsste sie es vielleicht. Aber so schüttelte Bess ihren Kopf und wand sich langsam aus Brians Griff. „Das habe ich nicht gesagt.“
„Das musstest du auch nicht“, brüllte er ihr ins Ohr, sodass sie zusammenzuckte. „Was hat der Bastard angestellt?“
„Nichts!“ Bess entzog ihm ihre Hand.
Doch Brian gab nicht so leicht auf. „Ich glaube dir nicht!“
„Ich geh mir was zu trinken holen.“
„Du musst morgen arbeiten!“ Er tat, als ob er schockiert wäre, aber sein Grinsen verriet ihn.
Bess lachte und schüttelte den Kopf. „Du auch. Bis später, Brian.“
Bevor er protestieren konnte, gab sie ihm einen schnellen Kuss auf die Wange und befreite sich aus seinen krakenartigen Fängen, damit sie ihre Suche nach etwas zu trinken wieder aufnehmen konnte. Sie schob sich durch die Menge in Richtung Küche. Sie wollte mit Brian nicht über Andy reden. Oder mit Missy. Sie wollte überhaupt nicht über Andy sprechen oder nachdenken, denn wenn sie das täte, müsste sie sehr wahrscheinlich zugeben, dass die Dinge nicht mehr so rosig aussahen, wie sie vorgab.
Die Coladosen aus dem Kühlschrank waren alle verschwunden, und sie hatte nicht vor, den geöffneten Zweiliterflaschen zu trauen, die überall auf der Theke und dem Tisch standen. Die Pizzen waren komplett aufgegessen worden, und nur ein paar einsame Käsefäden und Tomatenflecke auf den Pappkartons zeugten davon, dass es sie überhaupt gegeben hatte. Bess sammelte die leeren Kartons ein und schob sie unter den Tisch. Dann suchte sie nach einem Plastikbecher, der nicht aussah, als wäre er schon benutzt worden. Sie goss ihn mit Leitungswasser voll und warf die letzten verbliebenen Eiswürfeln hinein, dann füllte sie die Eiswürfelbehälter auf und stellte sie zurück ins Gefrierfach.
„Ohne dich wäre es einfach keine richtige Party, Mommy.“ Missy warf sich von hinten über Bess’ Schulter und küsste sie lautstark auf die Wange. „So. Jetzt kannst du wenigstens sagen, dass du heute Nacht auch ein wenig Action hattest.“
„Zu spät. Brian war schon vor dir dran.“ Bess wischte sich Missys Kuss ab und schaute hinüber ins Wohnzimmer. Es würde sie nicht wundern, wenn die Meute es schaffte, den Trailer von seinen Standblöcken zu holen. Oder ihn durch spontane Selbstentzündung in Schutt und Asche zu legen.
Missy nuschelte irgendetwas vor sich hin, aber Bess hörte ihr nicht zu. Auf der anderen Seite des Zimmers, an der Wand direkt neben dem Flur, stand ein Junge. Sie erkannte das zerschlissene T-Shirt sofort. Ryans Freund. Er hatte seine Baseballkappe abgenommen.
Er tat nichts Besonderes, hob nur eine Flasche Bier an seine Lippen, aber er wandte seinen Kopf genau in dem Moment in ihre Richtung, als sie ihn anschaute. Ihre Blicke trafen sich – zumindest hatte Bess das Gefühl, auch wenn es unmöglich zu sagen war, ob er wirklich sie anschaute.
Dieser Augenblick prägte sich unauslöschlich in ihr Gedächtnis ein. Der Geruch von Gras und Bier, der Duft von Pizza in der Luft, die Wärme von Missys Hand auf ihrem Arm. Der kalte Guss an ihrer Wade, als jemand in diesem Moment seinen Drink verschüttete.
Der erste Augenblick, in dem sie ihn wirklich sah.
„Missy. Wer ist das?“
Missy, die gerade damit beschäftigt war, sich über den Jungen lustig zu machen, dem sein Becher aus der Hand gerutscht war, schaute erst gar nicht auf. In der halben Minute, die sie brauchte, um zu antworten, hatte Bess sich bereits quer durch den Raum gehen und ihm das Bier aus der Hand nehmen sehen, um die Flasche an ihre Lippen zu setzen. Um ihn an ihre Lippen zu setzen.
„Wer?“
Bess zeigte mit dem Finger auf ihn; ihr war es egal, ob er es sah.
„Oh, das ist Nick the Prick. Mann, du Idiot! Wisch den Kram gefälligst auf.“ Von den grabbelnden Fingern ihres Gastes nicht länger amüsiert, schlug Missy ihm auf den Arm. „Das hier ist keine verfickte Bar, verstanden?“
Bess ignorierte sie beide und trat nur einen Schritt zur Seite, damit der Junge Platz hatte, um den Boden zu wischen. Nick schaute nicht länger zu ihr herüber, worüber sie froh war, denn so konnte sie ihn so lange anstarren, wie sie wollte. Sie prägte sich sein Profil in allen Einzelheiten ein. Aus der Entfernung musste sie sich die Länge seiner Wimpern und die Tiefe seines Grübchens im Kinn vorstellen. Die Art, wie er roch …
„Bess!“ Missy schüttelte sie am Arm.
„Hat er eine Freundin?“
Missy starrte sie
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