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Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)

Titel: Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Alicias Lächeln wurde schmaler, aber es verschwand nicht gänzlich. „Warum?“
    Bess kämpfte mit einer Antwort auf diese einfache Frage. „Weil es mich interessiert?“
    Die Ladenbesitzerin nickte und ging an das Bücherregal. Sie zog ein dickes Hardcoverbuch hervor. „ Die andere Seite  ist eine gute Quelle, ohne allzu schwer zugänglich zu sein.“
    „Geistergeschichten?“ Bess lachte unbehaglich auf, als sie das Buch nahm.
    „Ein paar. Aber eigentlich geht es mehr um Begegnungen. Theorien. Erfahrungen von ausgebildeten Medien, die zu erklären versuchen, wieso einige Seelen die Erde anscheinend nicht verlassen können.“
    Bess blätterte ein wenig durch die Seiten. „Was ist mit denen, die … zurückkommen?“
    Als Alicia nicht antwortete, hob sie den Blick. Die andere Frau schaute sie an, die Lippen leicht geschürzt. „Zurückkommen?“
    Bess zuckte schnell die Achseln. „Kommen sie jemals wieder?“
    „Sie meinen, Nahtoderfahrungen? Ein Tunnel mit einem weißen Licht am Ende und so?“
    „Nein. Ich meine jemanden, der gestorben ist, aber dessen Geist nicht gleich zurückkommt, sondern später. Vielleicht sogar viel später.“ Bess klappte das Buch zu und hielt es fest umklammert.
    „Ich bin keine Expertin für Geister und Seelen“, sagte Alicia nachdenklich. „Aber ich bin sicher, dass es Erzählungen von spirituellen Manifestationen gibt, die sich über lange Zeiträume hinziehen, sodass der Eindruck entsteht, der Geist wäre fort gewesen, um Jahre später wiederzukommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es das ist, was Sie meinen.“
    „Oh, ich meine gar nichts.“ Bess lachte auf und drückte das Buch an ihre Brust. „Ich nehme es. Gibt es noch mehr in der Richtung?“
    Alicia strich mit dem Finger über einige Buchrücken, dann zog sie ein weiteres Buch hervor, das sie Bess allerdings nicht gleich übergab. „Ist der Geist bösartig?“
    „Bösartig? Oh, nein. Nein, nein.“ Bess schüttelte vehement den Kopf. „Das Thema interessiert mich nur – ich habe keinen, nun ja, keinen … Geist. “
    Alicia lachte nicht, ihr sanftes Lächeln blieb jedoch bestehen. Sie gab Bess das Buch, das den Titel Über das Grab hinaus trug. „Es könnte Sie trotzdem interessieren.“
    Der kalte Schauer von vorhin kroch Bess’ Wirbelsäule wieder hoch. Trotzdem nahm sie das Buch an sich. „Worum geht es da?“
    „Gefährliche Geister.“ Jetzt lächelte Alicia und milderte damit die Spannung. „Lesen Sie es besser nur bei Tageslicht.“
    „Danke.“ Beide Bücher an sich gedrückt, folgte Bess Alicia zur Kasse. „Sind Sie ein ausgebildetes Medium?“
    Alicia sah überrascht aus bei dieser Frage. „Ich?“
    „Sie sagten, dass Die andere Seite Berichte von ausgebildeten Medien enthält. Ich wusste nicht, dass man sich dazu ausbilden kann.“
    Alicia lachte und steckte die Bücher in eine silbrig schimmernde Stofftasche. „Ich bin mir sicher, dass man sich zu allem ausbilden lassen kann. Aber nein. Ich bin kein ausgebildetes Medium. Ich praktiziere nur seit circa fünfzehn Jahren Wicca und habe mich darin schulen lassen.“
    „Sie sind eine Hexe?“ Das Wort klang seltsam.
    „Jupp.“ Alicia griff hinter sich und brach einen langen Zweig Rosmarin ab. Sie schnupperte daran mit geschlossenen Augen, dann lächelte sie und reichte Bess den Zweig. „Hier. Rosmarin. Für …“
    „Das Gedenken“, beendete Bess den Satz gleichzeitig mit ihr. „Das habe ich nicht vergessen.“
    Beide lachten.
    „Kommen Sie gerne mal wieder vorbei. Und lassen Sie sich aus den Runen lesen.“
    „Das mache ich“, versprach Bess. Dann nahm sie ihre Tasche und verließ das Geschäft.
    Es war merklich kühler geworden, seitdem sie den Laden betreten hatte. Wolken tanzten vor der Sonne, nicht alle von ihnen dunkel, aber doch ausreichend viele, um den vorhin noch blauen Himmel in ein mildes Grau zu tauchen.
    Grau.
    Bess packte die Tasche ins Auto und fuhr schneller nach Hause, als gut für sie war. Trotzdem krachte schon der erste Donner, als sie das Carport erreicht hatte. Sekunden später prasselte der Regen auf die Erde, und sie saß noch eine Minute in ihrem Auto, um zu beobachten, wie die Wassermassen den Sand in Schlamm verwandelten.
    Der Wind zerrte an ihrem Kleid, als sie ausstieg und den Kofferraum öffnete. Schnell schnappte sie sich die ersten beiden Tüten und stellte sie in den kleinen Flur am Fuß der Treppe. Erst nachdem sie alles ausgeladen hatte, betrat sie selber das Haus, schloss die Tür hinter

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