Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
ihre Fingerspitzen auf dem Plättchen eines Ouija-Bords liegen hatten.
„Du schiebst“, beschwerte sich das Mädchen und nahm ihre Hände weg, während ihr Partner protestierte, dass er das nicht tat.
„Sie spielen mit der Geisterwelt“, sagte Brian. „Komm, setz dich mit mir auf die Couch. Du brauchst ein Getränk. Hey, holt mal jemand Bess was zu trinken?“
„Ich hol mir schon selber was.“ Sie entzog sich Brians Tentakelgriff. Glücklicherweise war seine Aufmerksamkeitsspanne im Moment ziemlich begrenzt, sodass sie keine Probleme hatte, ihm zu entwischen.
Sie fand Nick in der Küche, wo er vor einer Schar kichernder Mädchen mit perfektem Sonnenteint und Getränken in der Hand Hof hielt. Er schaute auf, als sie eintrat, und hob seine Bierflasche grüßend in ihre Richtung.
„Hey, du bist wirklich gekommen.“ Er sprang nicht vom Tresen, aber zeigte mit dem Daumen auf den Kühlschrank. „Ich hab Softdrinks da drin, wenn du magst.“
Sie hätte sich geschmeichelt fühlen sollen, dass er sie so gut kannte, aber plötzlich wollte Bess nicht mehr so vorhersehbar sein. So gut. Sie schaute sich die Flaschen mit Wodka, Rum und Tequila an, die auf der Arbeitsplatte standen. Diese Partys waren eigentlich immer Flaschenpartys, zu denen jeder Alkohol mitbrachte. Sie hatte auf dem Weg hierher eine Packung Salzcracker gekauft; allerdings mehr um sicherzugehen, dass sie etwas im Magen hatte. Sie stellte die Packung zwischen Chipstüten und leeren Bechern auf der Arbeitsplatte ab. Dann nahm sie sich eine Dose Cola, einen Becher und einen gesunden Schuss Rum.
Bevor sie den ersten Schluck trank, schaute sie auf und sah, dass Nick sie beobachtete. Seine dunklen Augen leuchteten, als er ihr grinsend mit seinem Bier zuprostete. Bess erhob ihren Becher ebenfalls, bevor sie trank.
Ihre Augen füllten sich mit Tränen und ihre Kehle brannte, aber der zweite Schluck ging schon viel leichter runter. Der Geschmack war nicht sonderlich toll, vor allem wegen der namenlosen Lightcola, aber auch wenn sie selber keine große Trinkerin war, hatte sie doch eine Menge Freunde, die dem Alkohol zusprachen, und so wusste sie, dass es mit jedem Schluck besser werden würde.
Es gab keine Möglichkeit, näher an Nick heranzukommen, aber irgendwie war das egal. Das hatte ihr sein Blick verraten. Sie war hier, das war alles, was zählte. Mit ihrem Drink in der Hand verließ Bess die Küche und ging zurück ins Wohnzimmer.
Die Gruppe war noch immer um das Ouija-Bord versammelt. Die Planchette bewegte sich schneller als vorhin, so schnell, dass Bess nicht verstand, wie irgendjemand glauben konnte, dass sie von Geistern bewegt wurde. Sie konnte nicht erkennen, was buchstabiert wurde, aber den überraschten Blicken nach zu urteilen, musste es etwas ziemlich Interessantes sein.
„Ich sag es dir“, unterbrach Brian ihre Beobachtungen. „Sie treiben Schindluder mit der Geisterwelt. Das ist nicht gut, Bess. Gar nicht gut.“
„Du bist betrunken.“ Sie nahm noch einen Schluck Cola-Rum.
„Honey, ja, das bin ich.“ Er schnippte mit den Fingern und brach dann in ein wildes Kichern aus. Danach versuchte er, sie zu küssen.
Bess konnte den Kopf in letzter Sekunde zur Seite drehen, sodass seine Lippen auf ihrer Wange landeten, doch seine mit vollem Körpereinsatz ausgeführte Umarmung ließ sie stumm über sich ergehen. Brian kuschelte sich an sie. Nach einer Minute spürte sie jedoch seinen Mund an ihrem Hals und zuckte zurück.
„Brian!“ Sie bemühte sich, nicht zu lachen, denn dann würde er niemals aufhören. „Mein Gott, ich bin dein Boss! Und ein Mädchen!“
„Ich weiß, ich weiß.“ Brian sah ungerührt aus. „Aber du bist so lecker, Honey, und niemand hier ist so anschmiegsam.“
„Oh, das ist ein großes Wort. Es wundert mich, dass du es in alkoholisiertem Zustand überhaupt aussprechen kannst.“
„Oh, oh, oh!“ Brian wackelte mit dem Zeigefinger. „Sieh mal, wer da spricht.“
„Blödmann. Machst du dich etwa an Bess ran?“ Nicks amüsierte Stimme ließ Bess die Knie weich werden. „Weißt du denn nicht, dass sie so eine Art Freund hat?“
Brian schnaubte, zog sich aber zurück. „Das Arschloch?“
„Ist er eins?“ Nick und Brian schauten Bess an.
Sie zuckte mit den Schultern, sagte aber nichts.
„Interessante Antwort“, murmelte Nick.
Brian schien es ausnahmsweise mal die Sprache verschlagen zu haben. Er schaute zwischen den beiden hin und her, schüttelte den Kopf und verzog sich dann in Richtung
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