Tiefer - Im Sog der Lust (German Edition)
und nicht falsch auffasste. Zu ihrer Erleichterung nickte er.
„Sicher, das verstehe ich. Wir wollen sie nicht gleich verschrecken. Aber was sagen wir, wer ich bin?“
„Ein Untermieter.“ Bess strich mit ihren Fingern über seine Rippen. „Du kannst mein altes Zimmer haben. Da hast du ein eigenes Badezimmer und einen eigenen Eingang. Wenn sie fragen, werde ich ihnen die Wahrheit sagen. Es kostet eine Menge Geld, dieses Haus in Schuss zu halten, und meine finanzielle Situation ist prekärer, als mir lieb ist.“
Nick wackelte mit den Augenbrauen. „Oh, raffiniert. Werden sie dir das abkaufen?“
So wie er es sagte, klang es wie eine schlimmere Lüge, als Bess zugeben wollte, aber sie nickte. „Ja, sie werden es mir glauben.“
Nick legte seine Hände auf ihren Hintern und drückte zu, während er gleichzeitig zärtlich in ihren Hals biss. „Also wirst du nachts heimlich in mein Sklavenquartier schleichen und dich an mir vergehen?“
Bess kicherte, als seine Lippen und Zähne die empfindlichen Stellen an ihrem Hals fanden. „Wir werden sehen.“
„Und wenn der Sommer vorbei ist?“ Sein Ton war beinahe leicht, als er die Frage stellte, aber Bess erkannte, wie ernst es ihm war. „Was passiert dann?“
Sie vergrub ihre Finger in seinem Haar und zwang ihn, sie anzuschauen. „Ich werde am Ende des Sommers nicht abreisen.“
Nick richtete sich auf. „Nicht?“
Bess schüttelte langsam den Kopf. „Nein. Ich bleibe hier.“
„Bist du dir sicher?“
„Ich werde nicht zu meinem Mann zurückkehren. Wir leben offiziell in Trennung.“ Es war das erste Mal, dass sie diese Worte laut aussprach. Sie war überrascht, wie sehr sie immer noch wehtaten. Bess schluckte schwer und räusperte sich. Dann hob sie das Kinn. „Connor geht im Herbst aufs College, und Robbie bleibt hier, bei mir. Andy behält das Haus in Pennsylvania. Er hat es noch nicht zugegeben, aber ich weiß, dass er eine Geliebte hat.“
Nick runzelte die Stirn. „Arschloch.“
Seine Empörung nahm ihr etwas von der Last auf ihren Schultern. „Als wenn das, was ich hier tue, irgendwie besser wäre.“
Nick schaute sie ernst an, bevor er ihr Gesicht in beide Hände nahm. Er hatte sie schon auf viele Arten geküsst. Zärtlich, grob, leidenschaftlich. Dieses Mal war das erste Mal, dass er sie gedankenverloren küsste. Als er sich zurückzog, war Bess’ Herz schon wieder in den altbekannten Rhythmus gefallen, mit dem ihr Körper immer auf ihn reagierte.
„Fühlst du dich schlecht?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich sollte es wohl, aber ich tue es nicht.“
Genau wie sie sich damals hätte schuldig fühlen sollen und es nicht getan hatte.
„Gut.“ Er küsste sie noch einmal, dann lehnte er seine Stirn gegen ihre. „Also, was erzählen wir?“
„Was meinst du?“
Er gab ihr einen federleichten Kuss, trat dann um sie herum und ging ins Wohnzimmer. „Meine Geschichte. Wie heiße ich? Was tue ich hier? Wenn wir das hier aufrechterhalten wollen, brauche ich einen Namen.“
Daran hatte sie nicht gedacht. „Was ist denn mit Nick Hamilton nicht in Ordnung?“
„Junior“, fügte Nick mit einem Grinsen über seine Schulter hinzu. „Ich bin mein eigener Sohn? Der gute alte Dad ist weggelaufen und hat mich und meine Mutter, die Kokshure, im Stich gelassen, als ich noch klein war?“
„Vielleicht hat er euch nicht im Stich gelassen“, erwiderte Bess leise. „Vielleicht ist er gestorben.“
Nick drehte sich zu ihr um. Sein Grinsen erlosch langsam. „Meinst du?“
Bess überlegte kurz und nickte dann. „Nur weil ich nichts davon wusste, bedeutet es ja nicht, dass niemand was davon gewusst hat, Nick. Ich … ich könnte es herausfinden. Aber nur, wenn du es wissen willst.“
Nick schwieg. Er ging zu der Schiebetür und trat auf die Veranda. Die helle Morgensonne warf goldene Flecken auf seine Haut, die gebräunt und überhaupt nicht blass war, trotz seiner körperlichen Verfassung. Bess ging ihm nach und lehnte sich an das Geländer. Der Wind zerzauste ihre Haare.
Er starrte auf das Meer hinaus. Der Atlantik würde nie einem Vergleich mit dem friedlichen Blau der Karibik standhalten, doch heute sah das Wasser weniger grün aus. Die Schaumkronen tanzten wie Rüschenbänder auf den Wellenkämmen. Sogar der Sand schien heller zu strahlen.
„Und ich bin für den Sommer hierher zurückgekommen, um zu arbeiten.“ Der kleine Knoten in Nicks Stimme war das einzige Anzeichen für die Gefühle, die in ihm toben
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