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Tiefer

Titel: Tiefer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Andresky
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in verschiedenen Arten. Hier hab ich etwas mit Pistazien.»
     Er beobachtete die Schöne genau, das war eine, bei der die Erotik durch den Mund ging, sie nagte vorsichtig an der puderigen
     weißen Paste und ließ die Zuckermischung auf der Zunge zergehen. Gleich kommt’s ihr, dachte Achmed, aber auch ihr Freund war
     kein Kostverächter. Er lutschte weltvergessen an seinem Stück und wischte der Schönen einen Krümel vom Mund. Sein Finger rutschte
     wie selbstverständlich zwischen ihre vollen Lippen, und sie saugte einen Moment, bevor sie kicherte und wieder ein Stückchen
     Helva abbiss. Während er eine weitere Köstlichkeit auf Servietten bereitstellte, beobachtete Achmed das andere Pärchen. Die
     Frau hatte ihre leichte Strickjacke um die Hüften gebunden und ließ magere Schultern sehen. Sie hatte die Augen geschlossen
     und ließ sich von ihrem Mann mit kleinen Bröckchen füttern, die sie von seinen Fingern schlabberte wie ein Pony, dem man Zucker
     gibt. Nach und nach schienen die vier durch die klebrigen, süßen Verführungen immer enthemmter zu werden, sie stöhnten und
     grunzten, kicherten und summten, und die Schöne leckte mit der Zungenspitze etwas Honig aus dem Mundwinkel ihres Freundes,
     was Achmed besorgt zu seiner weißen Schürze hinuntersehen ließ, ob sich nicht vielleicht schon ein Ständer abzeichnete. «Aber
     das Beste überhaupt», sagte er und senkte die Stimme, «ist dies hier.» Und er schob vier kleine Kuchen mit einer honiggefüllten
     Mulde über |89| die Vitrine. «Frauennabel», sagte er, als enthülle er ein Geheimnis. Die vier fingen an zu lachen, die Frauen etwas zu kehlig
     und die Männer etwas zu heiser. Es ging längst nicht mehr um Gebäck, im Laden war es schwül geworden, obwohl die Klimaanlage
     auf vollen Touren arbeitete. Die Schöne zog das Top der anderen Frau ein Stückchen hoch und zeigte ihrem Freund deren gepiercten
     Bauchnabel. Achmed war erleichtert, denn er hatte eine Idee, und die Chancen standen gut, dass die Schöne einen unversehrten
     Bauchnabel hatte. Er wusste, dass in Deutschland Frauen so aussehen mussten, als kämen sie gerade aus einem Army-Trainingscamp:
     stahlharte Muskeln, Bäuche wie Beton, und die anderen, die weichen, vollen Frauen trauten sich nicht, ihre Pfunde zu schmücken.
     Die beiden Pärchen kosteten die Frauennabel-Kuchen und erklärten sie zum Besten, was die Türkei zu bieten habe, und wollten
     alles darüber wissen. Achmed leierte betont gelangweilt etwas von Sirup aus Zucker und Zitronensaft, der aufgekocht, abgeschöpft
     und erkalten musste, von Mehl, das in heißes Wasser gegeben und lange gerührt wurde, von Eiern und wallnussgroßen Bällchen,
     die geformt und flach gedrückt würden, bevor man sie von beiden Seiten in Öl briet und mit Sirup übergoss. Und dabei wischte
     er gleichgültig mit einem feuchten Lappen über die Theke. «Das Geheimnis», fuhr er fort, «kann ich aber nicht verraten.» Die
     Schöne hatte mittlerweile ganz rote Wangen, und auch die knochige Freundin drückte und knetete die Hand ihres Mannes und bettelte,
     auch das |90| Geheimnis zu verraten. Schließlich ließ Achmed sich erweichen, schloss die Vordertür ab und zeigte den Pärchen den Weg in
     die Backstube. Der Raum war relativ klein und heiß. In der Mitte stand ein großer Tisch, auf den durch ein kleines Fenster
     unterhalb der Decke ein Streifen Sonnenlicht fiel. Irgendwo lief türkische Musik, kein Hitparadenpop, sondern schrille, ungewohnte
     Tonfolgen mit schnellem, sich noch steigerndem Rhythmus. «Das Geheimnis», flüsterte Achmed, «ist, dass der Frauennabel-Kuchen
     so heißt, weil er mit Hilfe eines Frauennabels gebacken wird.» Die beiden Frauen kicherten. «Je perfekter der Nabel, desto
     verführerischer die Wirkung.» Er bat die Schöne, ihre Bluse auszuziehen und sich auf den Backtisch zu legen, ihr Freund zuckte
     schon am ganzen Körper wie eine große Heuschrecke und hatte hektische Flecken auf dem Hals. Der Tisch war eingemehlt und klebrig,
     und Achmed erklärte, am besten sei es sowieso, sie würde sich ganz ausziehen, um die Kleidung zu schonen und weil der Kuchen
     umso besser würde, je erotischer die Herstellung gewesen sei. Die Schöne zog sich tatsächlich aus, Achmed konnte sein Glück
     kaum glauben. Sie legte sich auf den Tisch und schloss erwartungsvoll die Augen. Achmed strich vorsichtig über die bebende
     Bauchdecke und beobachtete genau die drei anderen, wie weit er gehen durfte. Niemand erhob

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