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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Pelte
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was könnte ich dir denn drohen, Tiny? Vielleicht ist es ein Angebot, überleg doch mal.«
    »Was gibt’s da zu überlegen?«
    »Das weiß ich nicht, oder besser, noch nicht. Vielleicht erzählst du mir, was passiert ist? Dann werden wir klarer sehen.«
    »Wir?« Tiny lachte höhnisch. »Das bezweifel ich stark. So ein Biedermann wie du, was weiß der schon vom richtigen Leben.«
    »Ich würde dir raten, deine Vorurteile gegen Beamte mal zu vergessen, sonst könnte es dir passieren, dass du zu spüren bekommst, wozu Beamte im richtigen Leben fähig sind, mein Lieber.«
    »Mir reicht es jetzt schon«, winkte Tiny ärgerlich ab.
    »Dann ist ja alles okay. Fang an, die Zeit läuft. Ich habe Urlaub, wie du weißt.«
    Tiny schüttelte mit dem Kopf, als wollte er einen schlechten Traum loswerden. Er legte die Unterarme auf den Tisch und stierte vor sich hin.
    »Ich habe mit der Geschichte wirklich nichts zu tun«, begann er. »Sie haben mir das Mädchen ins Nest gelegt, und ich wollte es ihnen zurückbringen. Das hat nicht geklappt, weil inzwischen ein Aufstand losgebrochen war, der meinen Plan durchkreuzt hat. Ich habe sie  …«
    »Stopp!«, rief Jung aufgebracht dazwischen. »Stopp, stopp, stopp! Hör auf! Das will ich gar nicht wissen!«
    »Warum? Eben wolltest du noch. Was soll das?«
    Jungs Gedanken schossen Purzelbäume und ihm dämmerte, dass da etwas auf ihn zurollte, dem er lieber nicht begegnet wäre. Er überlegte krampfhaft.
    »Wenn ich weiß, wo das Mädchen ist, muss ich tätig werden, verstehst du?«
    »Ach ja? Muss ich nicht tätig werden, oder was?«
    »Den Zeitpunkt hast du verpasst, Tiny. Wenn du jetzt damit rauskommst, dann geht es dir an den Kragen. Du musst einen anderen Weg finden, verstanden?«
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber ich bin unschuldig«, beteuerte er noch einmal.
    Jung sah ihn ungläubig an und schüttelte den Kopf. Er realisierte widerwillig, dass er nicht mehr zurück konnte, ohne sich selbst etwas vormachen zu müssen und zu lügen.
    »Nun mal ganz langsam und der Reihe nach.« Seine Stimme hatte den Klang eines Vaters, der seinem zurückgebliebenen Sohn auf die Sprünge zu helfen versuchte. »Ganz von vorn, ja? Wer sind sie , und wie hast du sie getroffen?«
    »Sprich nicht mit mir wie mit einem Idioten. Ich weiß sehr wohl, was ich tue«, entgegnete Tiny patzig.
    Jung hatte Mühe, sich zurückzuhalten. »Sei nicht zickig, Tiny. Das kannst du dir in deiner Situation nicht leisten. Fang an. Wie hast du sie kennengelernt?«
    »Welche Situation? Ich habe nichts Schlimmes getan. Die Eltern haben mir den Leichnam …«
    »Den Leichnam ?« Jung wollte nicht glauben, was er hörte, und wurde laut. »Bist du verrückt, Tiny?« Jung unterbrach sich selbst. Wohin sollte das mit diesem Idioten noch führen? Tiny musste es an etwas Wichtigem fehlen. Anders war das nicht zu fassen, was sich hier schemenhaft und zögerlich abzuzeichnen begann. Jung gab seine Zurückhaltung auf. »Keinen Scheiß mehr, Tiny. Was hast du getan?«
    Tiny schien langsam zu dämmern, dass seine Lage ernster war, als er sie eingeschätzt hatte. Die Entschlüsse, die er mal gefasst hatte, kamen ihm im Nachhinein merkwürdig fremd und unwirklich vor. Er begann zögerlich zu reden. Je länger er redete, umso größer wurde Jungs Entsetzen.
    »Rede ruhig weiter, Tiny. Ich höre zu. Noch«, ließ sich Jung das ein oder andere Mal vernehmen, wenn das, was er zu hören bekam, in seinen Ohren so ungeheuerlich dröhnte, dass er sich die Ohren zuhalten wollte.
    »Und dann hast du zu allem Überfluss auch noch den Wein aus seinem Auto geklaut? Eine grandiose Idee. Meinen herzlichen Glückwunsch, Tiny.« Jungs Erregungszustand hatte einen Level erreicht, der ihm signalisierte, dass er sich jetzt unbedingt zusammenreißen musste, um nicht noch schlimmer zu machen, was schon schlimm genug war. Tinys Reaktion passte dazu.
    »Ich wollte mich bei dieser Brazze, diesem pickligen Arschgesicht, revanchieren. Dazu hatte ich jedes Recht. Und ich brauchte Platz. Das solltest du berücksichtigen. Nicht jeder ist so ein verknöcherter Beamter wie du.«
    »Tiny!«, versuchte Jung, ihn aufzurütteln. »Vergiss deinen Neid auf das, was Beamte vielleicht manchmal haben und du ganz offensichtlich nicht.«
    »Und das wäre, wenn ich fragen darf?«
    »Mehr Verstand. Überhaupt Verstand.«
    »Verstand? Dass ich nicht lache. Wenn Maria den Vertrag nicht gefunden hätte und damit zu dir gelatscht wäre und wenn ich dich nicht zu einem Glas Wein

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