Tiefschlag
Anrichte auf der Suche nach einem Adreßbuch, aber ohne Erfolg. Er suchte auf dem Kaminsims und sogar in weiteren Schubladen in der Küche. Aber kein Adreßbuch. Leicht hätte er jetzt in Panik geraten und irgendwas kaputtmachen können, aber das machte Gog nicht. Er suchte weiter.
Als er das Adreßbuch schließlich fand, mußte er laut lachen, denn wo war es? Es lag unter dem Telefon! Das fand Gog ziemlich witzig. Denn genau da hatte er angefangen, beim Telefon. Die ganze Zeit über war ihm klargewesen, daß es irgendwo nicht weit vom Telefon weg sein mußte, so hatte er ja überhaupt erst das Telefon entdeckt, bevor er sich auf die Suche nach dem Adreßbuch gemacht hatte. Aber was hatte er gemacht, er hatte sich das Telefon nicht genug angesehen. Der Typ hatte das Adreßbuch so sauber unters Telefon geschoben, daß Gog es zuerst glatt übersehen hatte.
Gog verstaute das Adreßbuch in eine Plastiktüte und dachte noch etwas darüber nach. Falls er mal irgendwann was verstecken wollte, würde er es ganz in der Nähe der Stelle ablegen, wo man’s vermuten würde. Das machte es schwer, es zu finden.
Das einzige Problem war nur, bei dem, was Gog gern verstecken würde, fiel ihm keine vernünftige Stelle ein, wo er es deponieren könnte. Er klopfte auf seine Tasche, auf seine Taschentuchtasche. Denn genau da befanden sich der Schwanz und die Eier von dem Jungen. Eingewickelt in Gogs Taschentuch. In Gogs Tasche. Zu Hause hatte er sich schon nach einem sicheren Plätzchen dafür umgesehen, aber es fiel ihm absolut kein Ort ein, wo Ben es nicht finden würde. Vielleicht sollte er alles unters Telefon legen. Oder noch besser, er grinste verschlagen, er könnte einen Schraubenzieher nehmen, das Telefon aufschrauben, wenn Ben nicht zu Hause war, und dann könnte er Schwanz und Eier des Jungen ins Telefon packen und das Ding anschließend wieder zuschrauben. So würde sie kein Mensch finden.
Hätte der Typ, dem diese Bude hier gehörte und den sie vorhin erst von der Platte gefetzt hatten, der Typ mit dem Namen Cal — hätte der sein Adreßbuch mit Hilfe eines Schraubenziehers ins Telefon gepackt, dann hätte Gog es nie gefunden. In hundert Jahren nicht. Oder noch länger nicht. Nur, wenn er’s nicht gefunden hätte, dann wäre er vielleicht richtig stinksauer geworden, dann hätte er die Bude zu Kleinholz verarbeitet und das Telefon gegen die Wand gepfeffert, es kaputtgemacht, und dann wäre das Adreßbuch rausgefallen, und er hätte’s doch noch gefunden. Und hundert Jahre hätte das bestimmt nicht gedauert. Auch nicht annähernd. Also, war’s sicher, Schwanz und Eier von dem Jungen in einem Telefon zu verstecken?
Ja, denn Ben wußte ja nicht mal, daß es Schwanz und Eier von dem Jungen überhaupt gab. Und Ben wurde auch nie stocksauer und schmiß die Brocken durch die Gegend, außer vielleicht in Chinarestaurants. Also würde er sein eigenes Telefon auch nicht rumpfeffern, in seinem eigenen Haus, für das er jeden Monat Miete zahlte, über die er dauernd schimpfte. Nein, das würde er niemals tun. Denn wenn er’s doch täte, wer würde denn dann die Kohle auftreiben müssen, um ein neues Telefon zu kaufen? Ben. Über so Sachen würde Ben nachdenken. Am Ende würde er doch beschließen, das Telefon lieber nicht gegen die Wand zu knallen. Wär doch verrückt, so was zu tun.
Aber was, wenn doch, wenn er sich das Telefon griff, um’s gegen die Wand zu knallen, bevor er beschließen konnte, das Telefon nicht gegen die Wand zu knallen — was war, wenn er den Arm mit dem Telefon in der Hand zurückriß, um es gegen die Wand zu knallen, und dann hörte er den Schwanz und die Eier von dem Jungen drinnen in dem Telefon rumklappern? Tja, dann würde er sich doch einen Schraubenzieher holen und das Telefon aufmachen, und dann würden Schwanz und Eier von dem Jungen doch rausfallen, und dann hatte er sie gefunden.
Also, was war dann? Wie sollte man verhindern, daß so was passierte? War doch klar wie Kloßbrühe, war das. Man besorgt sich einfach ein Stück Kitt, und dann klebt man den Schwanz und die Eier von dem Jungen innen auf dem Boden von dem Telefon fest, mit dem Kitt. Und wenn Ben dann das Telefon in die Hand nimmt, weil er’s ja gegen die Wand knallen will, dann wird nichts rappeln, und die Idee, sich einen Schraubenzieher zu holen, die Idee kommt ihm erst gar nicht. Brillant. Außerdem benutzte Ben in letzter Zeit sowieso kaum noch das Telefon, seit er sich dieses Handy-Dings zugelegt hat.
Gottverdammt
Weitere Kostenlose Bücher