Tiefschlag
allem waren es sechs Kinder, angeblich zwischen neun und elf, auch wenn zwei offensichtlich älter waren. Sie waren vom stellvertretenden Leiter des Kinderheimes zur Party gebracht worden, einer alten und angesehenen Einrichtung am Rande der Stadt. Der stellvertretende Heimleiter hatte fast fünfzehn Jahre mit Kindern gearbeitet, bevor er entdeckte, was genau es war, das ihn an diesem Beruf so reizte.
Die beiden ältesten Kinder, ein Junge und ein Mädchen, mochten sich ganz offensichtlich, und Doc beachtete sie nicht weiter. Da war ein kleines Mädchen namens Juniper, deren dünnes Haar zu einem langen Zopf geflochten war. Sie hatte riesige Augen in einem blassen Mondgesicht und wirkte wie ein gehetztes Tier. Sie hielt sich von den anderen fern, drückte sich an die Wand, und die anderen Kinder beachteten sie nicht weiter.
Besonders angetan war Doc von einem Jungen namens David, der laut und blond und frühreif war, ein Zehnjähriger, der sich wie ein erfahrener Drogenfreak eine Linie Koks reinzog.
Nach dem Wer hat den knackigsten Po -Wettbewerb machte es sich Mama zwischen den beiden Brüdern Richard und Paul auf dem Sofa bequem. Ihre Köpfe reichten etwa bis zu ihren Brüsten, und Mama sagte ihnen, sie wären wie geschaffen für das nächste Spiel.
Oben im Wohnzimmer wählte Franco Mr. Julians Nummer und lauschte in die Leitung. Nach dem vierten Klingeln meldete sich die Stimme des jungen Mr. Julian. «Ja?»
«Franco hier», sagte Franco. «Ich muß mit Ihrem Vater sprechen.»
«Tut mir leid», antwortete die Stimme des jungen Mr. Julian», und es lag eine gewisse Belustigung darin. «Er ist immer noch nicht erreichbar. Sind Sie sicher, daß ich Ihnen nicht weiterhelfen kann?»
Franco legte einfach auf und starrte den Hörer eine ganze Weile an.
Er nahm ihn wieder in die Hand und wählte die Nummer von Bens Handy. «Wie sieht’s aus?» fragte er.
«Wir glauben, daß dieser Cal das Band im Haus seiner Frau versteckt hat. Wir haben uns dort umgesehen, konnten es aber nicht finden. Dann ist sie zu einem Privatdetektiv gegangen, und wir glauben, daß der es jetzt vielleicht hat.»
«Bietet ihm Geld an», sagte Franco. «Bezahlt, was immer nötig ist, aber besorgt mir das Band. Wer ist der Kerl?»
«Er heißt Sam Turner und hat ein Büro am...»
«... Ich weiß, wo sein Büro ist», sagte Franco. Dann schwieg er.
Nach einem Augenblick fragte Ben: «Hallo?»
«Ich denke gerade nach. Es bringt nichts, ihm Geld anzubieten. Nach allem, was ich höre, ist Armut für den Kerl geradezu eine Tugend. Seht euch mal gründlich in seinem Büro um. Wenn ihr das Band nicht findet, macht ihr Kleinholz aus dem Laden, und anschließend heizt ihr seiner Mutter oder seiner Frau ein. Nach allem, was ich so höre, ist der Kerl eine harte Nuß. Ihr müßt den Typ kalt erwischen.»
«Ich glaube, der ist nicht verheiratet», meinte Ben. «Aber vielleicht hat er eine Mutter. Jedenfalls arbeitet so ein altes Muttchen in seinem Büro.»
Francos Stimme verwandelte sich in ein Zischen. «Beobachtet ihn. Findet heraus, wer ihm nahesteht. Ich will wissen, mit wem er Körpersäfte austauscht. Von wem er träumt.»
«Okay», sagte Ben. «Wir kümmern uns sofort drum.»
Franco legte auf und nahm sein Messer aus der Schublade. Ums Geschäft hatte er sich gekümmert, jetzt war’s Zeit für ein bißchen Entspannung.
Auf zur Party.
Als Franco hereinkam, wurde es still im Raum. Er durchquerte den Raum in einem alten RAF-Mantel, der vorne offenstand. Darunter war er nackt. Er dimmte das Licht und drehte die Lautstärke des CD-Players herunter. Er sah Mama auf der Couch an, deren linke Hand auf Pauls Oberschenkel lag und deren rechte Richards Penis umklammerte.
Doc lag in der Mitte des Raumes auf dem Rücken, und der blonde David saß rittlings über ihm. David trug eine Hose, aber sein Oberkörper war nackt. Doc hatte die Augen geschlossen und stöhnte leise.
Die beiden ältesten Kinder lagen sich in den Armen. Da war kaum was zu machen.
Franco wandte sich Juniper mit den großen Augen zu, und er ging zu ihr und löste sie von der Wand. Er hob sie hoch und steckte sie unter seinen riesigen Mantel, drückte sie an seine Haut. Sie wimmerte leise, aber er hielt sie fest, und sie war still.
Er nahm sie mit ins Bad und schloß die Tür. In die Kacheln eingelassen befanden sich zwei Handtuchringe aus Messing, etwa einen Meter auseinander, und durch diese Ringe schob Franco ihre Hände und fesselte sie mit zwei roten Seidenschals.
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