Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefschlag

Tiefschlag

Titel: Tiefschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Baker
Vom Netzwerk:
und drückte auf Wiedergabe. Das Ding surrte, und dann tauchte Geordie auf dem Fernsehschirm auf.
    «Das bin ich», kommentierte er. «Wie kann so was sein?» Doch dann begriff er, also brauchte ihm niemand zu antworten. «Das war gestern abend. Direkt nachdem ich die Kamera eingeschaltet habe, und jetzt ziehe ich die Jacke an und gehe durch die Tür. Und jetzt bin ich weg.» Er lachte. «Den Film kenn ich schon», sagte er. «Man sieht das Büro, nachdem wir alle nach Hause gegangen sind. So geht das stundenlang weiter.»
    Auf dem Fernsehschirm war die Bürotür von innen zu sehen. Das Band surrte leise vor sich hin, aber nichts veränderte sich. Einfach nur die Tür. Sam nahm die Fernbedienung und schaltete auf schnellen Vorlauf. Zunächst schien es keinen Unterschied zu machen, denn es bewegte sich ja nichts. Und dann bewegte sich etwas, aber das Band lief viel zu schnell, um erkennen zu können, was es war, und bevor Sam wieder auf normale Wiedergabegeschwindigkeit schalten konnte, war das Bild völlig weg, und sie sahen wieder nur Schneegestöber.
    Sam spulte das Band langsam zurück und ließ es dann ganz normal laufen. Sie sahen, wie die Tür aus den Angeln gehoben wurde. Dann stand da ein Kerl im Türrahmen, der genau so aussah wie der Terminator. Seine Schultern waren fast so breit wie die Tür. Sowohl der Typ als auch der Türrahmen wirkten, als hätten sie was ganz Wesentliches verloren: der eine die Tür, der andere den Verstand. Schwer zu sagen, wer von beiden das größere Problem hatte.
    «Mein Gott», sagte Geordie.
    «Kräftiger Bursche.» Sams Kommentar.
    «Meine Güte», sagte Celia. «Er hat die Tür mit bloßen Händen aufgebrochen.»
    Schweigend beobachteten sie, wie der Riese genau ins Objektiv der Kamera starrte. Geordie hatte das Gefühl, als würde ihn der Kerl direkt ansehen. Dann sahen sie, wie er nach der Kamera griff. Sie sahen, wie seine Hände größer und größer wurden. Und das ganze Büro stand plötzlich auf dem Kopf, und unmittelbar danach hatten sie wieder nur das weiße Schneegestöber.
    Sam pfiff leise. Geordie fühlte sich ganz benommen und meinte, er müsse wahrscheinlich ziemlich blöd aussehen, wie er da auf Celias Sofa saß und immer wieder den Kopf schüttelte. Celia stand auf und ging in die Küche. «Ich werde uns jetzt erst mal eine schöne Tasse Tee machen», sagte sie.
    Sam richtete die Fernbedienung wieder auf den Recorder und spulte so langsam wie möglich zurück. Drückte auf Wiedergabe. Der Kerl trug eines dieser Gorilla-Wear -Shirts mit kurzen Ärmeln und dazu passender Mütze, und er trug eine Jogginghose, die ungefähr zehn Zentimeter über seinen Turnschuhen aufhörte. Mit einem seiner Beine stimmte irgendwas nicht. Als wäre es deformiert. Sam spulte noch einmal zurück und stellte auf Standbild. Das Gesicht des Kerls, als er nach der Kamera griff.
    Er war dunkelhaarig und trug ein erstarrtes Grinsen auf dem Gesicht, wie eine Maske. Riesiger Mund, dauernd geöffnet, ein Fliegenfänger. Er war voll auf die Aufgabe konzentriert, die Kamera zu packen, aber wenn man sich ihn so anschaute, dann war man verflixt froh, daß er es nur auf die Kamera und nicht auf einen selbst abgesehen hatte. Was er mit der Kamera gemacht hatte, wie er ihr die Schnauze zusammenstauchte, mein Gott, Geordie war wirklich froh, daß es nicht seine Nase war.
    Dieser Mund. Man mußte seinen Mund einfach ansehen, und zwar nicht nur, weil er riesig war. Alles an ihm war riesig. Aber dieser Mund war irgendwie starr, so als hätte er nur diesen einen Ausdruck. Als wäre er aus Metall oder Porzellan, aus irgendeinem Material, das keinerlei Formbarkeit besaß. Es wirkte nicht wie aus Fleisch. Mal abgesehen von den Mundwinkeln. An den Mundwinkeln und auch auf dem Kinn klebte Speichel.
    Sam ließ das Band eine Sekunde vorlaufen und schaltete wieder auf Standbild, und jetzt konnte man hinter die Lippen des Kerls sehen, in die Dunkelheit seines Mundes. Und dort hinten, um seine Zunge herum und zwischen seinen Zahnlücken, war noch mehr Speichel. Es schienen geradezu Sturzbäche zu sein. «Was ist das, Sam?» fragte Geordie.
    «Keinen Schimmer, Geordie. Mit Sicherheit kann ich’s nicht sagen, aber für mich sieht’s aus, als hätte der Kerl Schaum vorm Mund.»
    «Jesus, Sam, der ist furchterregend.»
    Sam sagte nur: «Ja.» Und man merkte sofort, daß er es auch genau so meinte. Er sagte es nicht einfach so, um irgendwas zu sagen. Der Typ auf Celias Fernseher verursachte auch Sam

Weitere Kostenlose Bücher