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Tiefsee

Tiefsee

Titel: Tiefsee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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weil er die Grenzen seiner Machtbefugnisse überschritten hatte. Das Schreckgespenst einer Präsidentendiktatur wurde an die Wand gemalt.
    Führer des Kongresses, die während der Ferienzeit in Washington geblieben waren, versuchten mittels einer Telefonaktion ihre Amtskollegen, die sich auf Urlaub befanden oder in ihren Heimatstaaten Wahlkampagnen durchführten, in die Bundeshauptstadt zurückzuholen und eine Krisensitzung abzuhalten. Mitglieder des Repräsentantenhauses und des Senats handelten ohne den Rat ihrer Führer Moran und Larimer, die nicht zu erreichen waren, und bildeten gemeinsam eine geschlossene Front gegen den Präsidenten.
    Dan Fawcett stürzte am nächsten Morgen mit hochrotem Gesicht in das ovale Büro. »Gütiger Gott! Herr Präsident, so etwas können Sie doch nicht tun!«
    Der Präsident sah ruhig auf. »Sie meinen meine Ansprache von gestern abend?«
    »Ja, Sir, die meine ich«, rief Fawcett erregt. »Sie haben praktisch öffentlich erklärt, daß Sie Ihre Hilfsprogramme auch ohne Billigung des Kongresses durchführen würden.«
    »Hat es so geklungen?«
    »Ja, genau so.«
    »Gut.« Der Präsident schlug mit der flachen Hand energisch auf den Tisch. »Denn genau das habe ich vor.«
    Fawcett war sprachlos. »Das widerspricht aber doch der Verfassung. Die Machtbefugnisse des Präsidenten erstrecken sich nicht so weit…«
    »Verdammt noch mal, versuchen sie nicht mir vorzuschreiben, wie ich mein Präsidentenamt ausüben soll«, schrie der Präsident plötzlich wütend. »Ich habe es satt, diese eingebildeten Heuchler auf dem Hügel anzuflehen und mit ihnen Kompromisse zu schließen. Kein Tauziehen mehr im Senat und im Repräsentantenhaus. Kein Debattieren mehr über die Parteilinien. Die einzige Art, auf die ich, zum Teufel, hier etwas erreichen kann, ist wohl, mir Boxhandschuhe anzuziehen und Schläge auszuteilen.«
    »Sie steuern damit einen gefährlichen Kurs. Der gesamte Kongreß wird sich zusammenschließen und jede Vorlage, die von Ihnen kommt, blockieren.«
    »Nein, das wird er nicht!« schrie der Präsident, der dabei aufsprang und um den Schreibtisch herum auf Fawcett zukam.
    »Der Kongreß wird einfach keine Möglichkeit mehr bekommen, meine Pläne zu durchkreuzen.«
    Fawcett konnte ihn nur erschrocken und entsetzt anblicken.
    »Sie können die Abgeordneten nicht davon abhalten. Sie versammeln sich schon, kommen aus allen Staaten hierher geflogen, um eine Krisensitzung abzuhalten und Sie auszuschalten.«
    »Wenn die das glauben«, erklärte der Präsident mit brüchiger Stimme, die Fawcett kaum wiedererkannte, »werden sie eine große Überraschung erleben.«
    ###
    Der Verkehr am frühen Morgen war noch spärlich, als drei Militärkolonnen aus verschiedenen Richtungen in die Stadt einfuhren. Eine Antiterror-Sonderabteilung aus Fort Belvoir fuhr auf der Anacostia-Autobahn nach Norden, während eine zweite aus Fort Meade über die Autobahn Baltimore-Washington nach Süden vorstieß. Zur gleichen Zeit fuhr eine dem Marinestützpunkt in Quantico zugeteilte Einheit aus dem Westen über die Rochambeau-Brücke.
    Während die langen Reihen der Fünftonner beim Federal Center zusammentrafen, landete eine Staffel Kampfhubschrauber auf dem Gras vor dem Teich, in dem sich das Capitol spiegelte, und entlud seine Besatzung von Elite-Marinetruppen aus dem Camp Lejeune in Nord-Carolina. Die zweitausend Mann starke Sondereinheit bestand aus Katastrophenteams, die rund um die Uhr abrufbereit waren.
    Während sie sich um die Bundesgebäude verteilten, evakuierten sie sämtliche Anwesende aus den Räumen des Capitols, sowie den Büros des Repräsentantenhauses und des Senats. Dann nahmen sie ihre Stellungen ein und riegelten alle Zugänge ab.
    Zuerst dachten die verblüfften Kongreßabgeordneten und ihre Hilfskräfte, daß die Gebäude wegen einer Bombendrohung durch Terroristen geräumt wurden. Ansonsten blieb nur noch als mögliche Erklärung eine nicht angesagte Militärübung. Als sie jedoch erfuhren, daß der gesamte Sitz der amerikanischen Regierung auf Befehl des Präsidenten geschlossen worden war, waren sie geschockt und empört und diskutierten voll leidenschaftlicher Entrüstung miteinander auf dem Gelände östlich des Capitols. Lyndon B. Johnson hatte einmal gedroht, den Kongreß auszusperren, aber niemand hatte es für möglich gehalten, daß es tatsächlich passierte.
    Argumente und Forderungen wurden von den entschlossen wirkenden Männern in feldmäßiger Tarnkleidung, die mit

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